Die Bundesvorsitzenden Simone Peters und Cem Özdemir sehen ratlos aus. Foto: dpa-Zentralbild

Die Wähler zeigen den Grünen die kalte Schulter. Gefasst akzeptiert die Führung die krachende Niederlage. Änderungsbedarf sieht sie aktuell keinen.

Berlin - Gerade mal ein erschrockenes „Oh“ entschlüpft einer Vertreterin der Grünen Jugend, als die Prognose über den Bildschirm flimmert. „Scheiße“, setzt ein Kollege noch leise hinzu, dann verlieren sich die Reaktionen im allgemeinen Gemurmel. Dass es kein schöner Wahlabend werden würde, haben die Grünen gewusst. Dass sie um den Wiedereinzug in den Düsseldorfer Landtag bibbern müssen, haben sie befürchtet, dass es zum Weiterregieren mit SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft in Nordrhein-Westfalen nicht reichen würde, mussten sie ahnen.

Aber erstaunlich ist die Emotionslosigkeit doch, mit der die Grünen-Mitglieder in der Bundesparteizentrale dieses Ergebnis quittieren. Von Entsetzen oder Enttäuschung ist nichts zu spüren. Dabei steht die Ökopartei zu Beginn der letzten Etappe in diesem Bundestagswahljahr jetzt angeschlagen in der Arena. Im Februar hat sie im Saarland den Wiedereinzug in den Landtag (wieder einmal) knapp verfehlt. Der zweistellige Erfolg vom vergangenen Sonntag in Schleswig-Holstein erwies sich als Zwischenhoch; und jetzt fliegen die Grünen mit enttäuschenden sechs Prozent im bevölkerungsreichsten Bundesland aus der Regierung. Dass auch der Koalitionspartner SPD von den Wählern abgestraft wurde, ist da allenfalls ein schwacher Trost.

Nichts Positives zu kommentieren

Vor dem Hintergrund dieser Landtagswahl erscheint das zweistellige Wahlziel mit dezidiertem Anspruch auf eine Regierungsbeteiligung im Bund, das die Grünen sich so selbstbewusst auf die Fahnen geschrieben haben, etwa so erreichbar wie das nächste Wolkenkuckucksheim.

Der Spitzenkandidat und Parteichef Cem Özdemir, der in der Berliner Parteizentrale den Wahlausgang kommentiert, akzeptiert schnell die Niederlage und kommt schon bald nach 18 Uhr auf die Bühne. Außer dem Wiedereinzug in den Landtag findet Özdemir nichts Positives zu kommentieren. „Wir haben gemeinsam mit der SPD verloren“, räumt er ein und betont, dass NRW NRW, Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein, der Bund aber der Bund ist. Gefasst und entschlossen zeigt er sich. Der Kurs der Eigenständigkeit werde für die Bundestagswahl fortgesetzt. „Wir haben eine wichtige Landtagswahl verloren. Was wir nicht verloren haben, sind unsere Überzeugungen.“