Winfried Hermann, Gabriele Munk und Petra Pfendtner Foto: Rehman

Er sei nicht zum Diskutieren nach Plieningen gekommen, sagte Winfried Hermann. Er habe eine anstrengende Woche gehabt. Ums Thema Stuttgart 21 kam der baden-württembergische Verkehrsminister dann aber doch nicht ganz herum.

Birkach/Plieningen - Die Grünen sind schon so lange nicht mehr das, was sie mal waren, dass die Erinnerung an ihre wilden Zeiten heute wie ein Mythos wirkt. Gediegen und bürgerlich mag es die Partei besonders in ihrer Hochburg Baden-Württemberg. Die Plieninger und Birkacher Bezirksgrünen machten da bei ihrem Frühjahrsempfang im Alten Rathaus keine Ausnahme. Schüler vom Hohenheimer Paracelsus-Gymnasium spielten Jazz. Auf dem Büfett-Tisch gab es Tapasspieße mit eingelegten Oliven und gefüllten Weinblättern und ein Tablett mit Dim-Sum-Rollen. Daneben stand eine Schale mit Butterbrezeln für die Plieninger und Birkacher, die es lieber etwas weniger exotisch mochten.

Wichtige Impulse aus dem Bezirksbeirat

Die grüne Betreuungsstadträtin Gabriele Munk hielt ihre Begrüßungsrede auf Schwäbisch. Das Wort „Heimat“ durfte dabei nicht fehlen. Gemeinsam mit den Bezirksgrünen hat auch die Stadtratsfraktion der Partei zu dem Frühlingsempfang geladen. Doch Munk, die regelmäßig an den Sitzungen des Plieninger und Birkacher Bezirksbeirats teilnimmt, verstand es, bei ihren Worten an das Publikum die lokalen Begebenheiten aufzugreifen.

So lobte sie den örtlichen Bezirksbeirat als besonders aktives Gremium, das der Stadtverwaltung immer wieder wichtige Impulse liefere. Munk äußerte sich auch angetan von der Arbeit der Bezirksvorsteherin Andrea Lindel. Letztlich galt ihr Dank dann auch noch den Plieninger und Birkacher Vereinen und Ehrenamtlichen. Gerade im Umgang mit Flüchtlingen würden Plieningen und die vielen freiwilligen Helfer im Bezirk in der Landeshauptstadt Maßstäbe setzen. „Das wird wahrgenommen“ , sagte Munk.

Die Stadtpolitik streifte sie nur am Rande. Munk ließ es sich aber nicht nehmen, ihrem Parteifreund Peter Pätzold ihre uneingeschränkte Unterstützung zuzusichern. Die Stadträtin war ihm jüngst im Rennen um die Grünen-Kandidatur für die Nachfolge des Baubürgermeisters Matthias Hahn unterlegen. Ein im Februar an die Medien durchgesickerter Mailverkehr zwischen Munk und dem Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle offenbarte schwere Auseinandersetzungen innerhalb der Partei.

In der Komfortzone des grünen Wir-Gefühls

Doch von den Querellen hinter den Kulissen ließ sich Gabriele Munk nichts anmerken. Professionell verharrte sie in der Komfortzone des grünen Wir-Gefühls, etwa auch, als sie den Gast des Abends ankündigte, den Verkehrsminister Winfried Hermann. Ihn nannte Gabriele Munk jovial „Winne“.

Der so liebevoll angesprochene Verkehrsminister machte zum Auftakt deutlich, dass er nicht zum Diskutieren nach Plieningen gekommen ist. Er habe eine harte Woche hinter sich und freue sich darauf, möglichst bald mit den Parteifreunden anzustoßen, sagte er. Einige Plieninger wollten mit dem Minister dennoch über Stuttgart 21 diskutieren. Helmut Gehrung, der frühere Plieninger landwirtschaftliche Obmann, hatte einen Plan mitgebracht, mit dem er Hermann aufzeigen wollte, welche Folgen die geplante Trassenführung für Plieningen haben würde.

Hermann betonte, dass die Landesregierung zu Kompromissen genötigt sei und aus ihrer Sicht alles tue, um negative Folgen des Bauprojekts so gering wie möglich zu halten. Die Kritiker mahnte er, nach vorne zu sehen. „Es muss auch ein Leben nach Stuttgart 21 geben“, sagte er. Kaum 20 Minuten hatte der Minister gesprochen, dann war es Zeit für Dim-Sum-Rollen und Brezeln.