Rainer Brang und sein Sohn basteln an der hölzernen Musikbox. Foto: privat

Softwareentwickler Rainer Brang bastelt eine Klangkiste aus Holz für Kinder und gründet ein Unternehmen, das langsam seine Strukturen aufbaut.

Familienvater Rainer Brang war schlicht genervt – vom Wegwerfspielzeug seines Sohnes. Also baute er einen nachhaltigen MP3-Player für sein Kind. Der kam im Bekanntenkreis so gut an, dass Brang die Firma Winzki gründete. Jetzt hat ihn die KfW-Bank zum baden-württembergischen Gründerchampion 2016 gekürt.

„Die Auszeichnung ist für mich und mein Team eine Bestätigung dafür, auf dem richtigen Weg zu sein“, sagt der 41-Jährige. Sieben Jahre ist die Geburtsstunde des ersten Hörberts her. Damals suchte Brang einen MP3-Player für seinen Sohn, fand aber nur billige Plastikmodelle. Deshalb zimmert der Softwareentwickler eine kinderschuhkartongroße Holzbox, fräst Löcher für Lautsprecher, Knöpfe sowie elf Tasten hinein und schraubt das Ganze mit einem Griff und einer Platine zusammen.

Auf ein Produkt gesetzt

Zur Geschäftsidee wird die Klangkiste, als immer mehr Freunde und Verwandte Gefallen am Player im Retro-Look finden. Tüftler Brang fängt an, das BuchenholzKistchen in kleinen Stückzahlen zu fertigen. Schnell verdoppeln sich die Bestellungen. 2011 geht Brang aufs Ganze. Er setzt 50.000 Euro aus eigener Tasche ein, gründet das Unternehmen Winzki GmbH & Co. KG und produziert den Musikspieler in Serie.

Von Anfang an setzt der Newcomer auf eine Ein-Produkt-Strategie. „Wer zu viele Pferde ins Rennen schickt, verzettelt sich schnell“, meint der Softwareentwickler. Sein Motto: „Finde die richtigen Kunden für dein Produkt, nicht umgekehrt“. Das Konzept geht auf. Bisher haben die Schwaben 7500 Hörberts vom Firmensitz in Frickenhausen aus in elf Länder verkauft. 14 Mitarbeiter, darunter eine Schreinerin und ein Elektronikentwickler, setzen auf 650 Quadratmetern jeden Player in Handarbeit zusammen. Anschließend überprüfen Kollegen die Hörspieler auf Aussehen und Funktion und sichern so die Qualität. Allein in diesem Jahr produziert das Team 6000 Hörberts, doppelt so viele wie im Vorjahr. Aktuell ist Hochsaison für den Versand. Denn viele verschenken den Hörbert zu Weihnachten an Kinder und Enkel. Dieses Jahr peilt Winzki eine Million Euro Umsatz an. 2017 sollen schon 12.000 Stück vom Werktisch gehen.

Das Unternehmen will Nachhaltigkeit bewirken. Statt aus Kunststoff besteht das Gehäuse aus Buche, Pappel und Birke. Natürlich aus regenerativer Forstwirtschaft. Drei Viertel der Bauteile kommen aus Deutschland, viele direkt aus Baden-Württemberg. Auch deshalb ist der Hörbert mit 239 Euro kein Schnäppchen „und momentan nur für etwa 25 spezialisierte Einzelhändler in der Schweiz und Deutschland interessant“, berichtet der Winzki-Chef.

Dem Gründer fällt auf, dass drei Viertel der Neukunden auf Rat eines Bekannten kaufen. Um diese Aktivität zu befeuern, entwickeln er und sein Marketingteam eine fein abgestimmte Strategie aus Neuansprache und Kundenbindung: Jede Bestellung, die durch den freundlichen EllenbogenKnuff eines Freundes ausgelöst wird, belohnt die Firma Winzki mit einem HörbertT-Shirt. Clever: Denn das gelbe Hemdchen fällt auf und so kommen Eltern, der Träger und potenzielle Neukunden ins Gespräch.

Fünf Jahre vergehen, in denen Brang vom Selbstständigen zum Unternehmer mit Personalverantwortung wird. „Es ist essenziell, dass Gründer Entwicklungsstufen realisieren und Organisationsstrukturen anpassen“, erzählt er. Seit einigen Monaten baut das Team die zu besetzenden Rollen wie ein firmeninternes Qualitätsmanagement auf. Oft falle im Tagesgeschäft so manche Veränderung nicht auf. Um diese zu bemerken, sei der Blick von außen nötig. Die nötige Distanz und Ruhe dafür findet der Macher im jährlichen Sommerurlaub und im Gespräch mit anderen Unternehmern.

Holzmusikbox im Moma in New York

Doch egal wie aufmerksam ein Gründer auf sein Unternehmen blickt, unerwartete Hindernisse stellen Businesspläne ruck, zuck auf den Kopf. So hatte das HörbertTeam die Tücken des internationalen Elektronikgeschäfts zunächst unterschätzt. Entsorgungsgebühren, Anmeldefristen, Lizenzen und Gema-Gebühren erschweren den MP3-Player-Export. Eine länderübergreifende Regelung gibt es nicht. Je nach Nation liegen die Kosten, die anfallen, bevor der erste Hörbert auf die Reise geht, zwischen mehreren Hundert bis weit über 1000 Euro. „Gut, dass ich das zum Zeitpunkt der Gründung nicht wusste“, so Brang. Inzwischen regelt ein externer Dienstleister diese kniffligen Aufgaben. Trotzdem muss der Unternehmer akzeptieren, dass beispielsweise Kunden aus den USA aufgrund nationaler Importrichtlinien vorerst aus Kostengründen nicht beliefert werden können.

Und das, obwohl Hörbert im Museum of Modern Art in New York bereits 38.000 Besucher begeistert hat. Die Holzmusikbox stand dort in einem Kunst-Labor unter dem Motto: „Anfassen, Ausprobieren, Benutzen“. Es tue schon weh, wöchentlich zwei US-Anfragen abzulehnen, so Brang. Den Mut rauben solche Komplikationen dem Bastler trotzdem nicht: „Wir werden unser Unternehmen gemeinsam so weiter gestalten, dass es für künftiges Wachstum gerüstet ist.“