Im Wolfstor sollen sich die Gründer und interessierte Bürger treffen. Foto: Horst Rudel

Im alten Stadttor sollen neue Ideen entstehen, aus Läden Tüftlerhäuser werden. So will man Gründer anlocken.

Esslingen - Aus der Einkaufs- soll eine Gründermeile werden. Mit diesem innovativen Vorstoß für eine sinnvolle Nutzung der in der östlichen Altstadt gelegenen und zuletzt etwas ins Abseits geratenen Küferstraße hat der Esslinger Wirtschaftsförderer Marc Grün im November 2018 für Schlagzeilen gesorgt. Die vergangenen Monate haben Grün und seine Mitstreiterinnen in der Esslinger Wirtschaftsförderung genutzt, um die Idee für eine Innovationsmeile Küferstraße weiterzuentwickeln und konkrete erste Schritte vorzuschlagen. Am Montag hat er seine Ideen dem Verwaltungsausschuss des Esslinger Gemeinderats vorgestellt.

Ein Treffpunkt für die Tüftler

Marc Grün setzt auf drei Projektbausteine. Zum einen will er das historische Wolfstor in ein „Esslinger Einfallstor" verwandeln. Dabei liegt derjenige, der dabei nicht an Kriegsformulierungen denkt, sondern Einfall mit Ideen übersetzt, goldrichtig. In dem historischen Gemäuer soll ein für jedermann zugängliches Innovationslabor entstehen. Grün will als niederschwelliges Angebot einen Treffpunkt schaffen, an dem sich – in einer Art Probier- und Begegnungsraum – Tüftler zusammentun können, um ihre Ideen auszutauschen und gemeinsam weiterzuentwickeln. Willkommen sind aber auch Interessierte, die sich einfach für neue Ideen begeistern können.

Dort soll es Vorträge zur Digitalisierung ebenso geben wie zu Kunst, Recht, Gründungsfragen oder Technik und Handwerk. Auch Schulungsangebote in Zusammenarbeit mit der Hochschule etwa zur Programmierung eigener Apps sind erwünscht. Darüber hinaus denkt Grün an Kreativworkshops, Kunstausstellungen und einen Werkstattbereich, in dem Tüftler die Möglichkeit haben, gemeinsam ihre Pläne voranzubringen.

Projektbaustein Nummer zwei ist ein „Tüftlerhaus“. Hier sollen die potenziellen Gründer zu moderaten Preisen, ohne langfristige Verpflichtung und mit vergleichsweise geringem wirtschaftlichem Risiko in eigenen Büros und Räumen ihre Ideen zur Marktreife vorantreiben. Dazu will die Stadt leer stehende Läden in der Küferstraße anmieten und diese den potenziellen Gründern anbieten. Den Interessenten sollen Büroflächen, Schreibtische, Stühle, schnelles Internet und eventuell eine Küche zur Verfügung gestellt werden. Alle weiteren benötigten Utensilien sollen die Nutzer selber mitbringen.

Ein eher symbolischer Mietpreis

Auch über die Miethöhe hat sich Marc Grün bereits konkrete Gedanken gemacht: Der symbolische Mietpreis soll monatlich pro Quadratmeter 7,77 Euro plus Nebenkosten betragen, wobei fünf Euro als Beitrag zur Kostendeckung der Zahlungen dienen sollen, die die Stadt an die Vermieter leisten muss. Der Rest, also 2,77 Euro pro Quadratmeter und Monat, werden dem dritten Projektbaustein der Innovationsmeile Küferstraße zugute kommen.

Denn um das Gründerquartier in der Stadt zu verankern, will Marc Grün einen Gründerverein ins Leben rufen. Der soll die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung, der verschiedenen Bildungs- und Forschungseinrichtungen und den jungen Gründern unterstützen. Neben organisatorischen Aufgaben, etwa der Verwaltung des Einfallstors und des Tüftlerhauses, soll sich der Gründerverein zum Sprachrohr der Interessen der in der Küferstraße tätigen Menschen entwickeln. So wie es in verschiedenen Esslinger Industriegebieten Gewerbegebietsmanager gibt, soll ein Innovationsmanager sich um die Belange und die Interessen der Gründer kümmern und sich für sie einsetzen.