SPD-Chef Andrea Nahles steht mit dem Auftrag, die Partei zu erneuern, eine Herkulesaufgabe bevor. Foto: dpa

Eine Studie gibt der SPD miserable Noten. Die Partei habe keine Haltung, keinen Plan, keine klare Linie, so die Autoren. Wenn die Partei aus dieser wenig überraschenden Analyse nichts lernt, besiegelt sie ihren Untergang, meint unser Korrespondent Thomas Maron.

Berlin - Die SPD hat sich die schonungslose Aufarbeitung des historisch schlechten Wahlergebnisses verordnet. Und die externe Analyse der Ursachen, die sie angefordert hat, lässt an Deutlichkeit keine Wünsche offen, auch wenn viele Schlussfolgerungen nicht überraschen können. Da wird nichts in Watte gepackt, nichts beschönigt, kein leichter Weg beschrieben. Es wird auch deutlich, dass nicht ein Einzelner allein die Schuld trägt, auch wenn die Studie am Vorvorgänger von Andrea Nahles, Sigmar Gabriel, kein gutes Haar lässt. Das, was die SPD abstürzen ließ, nennt man gemeinhin ein Systemversagen.

Es wird nun darauf ankommen, ob das Gutachten ernst genommen wird, ob in der Partei endlich alle begreifen, dass es um die nackte Existenz geht, dass kaum Zeit bleibt, schwierige Entscheidungen über den Kurs zu fällen. Wie schwer es ist, in dieser von tiefem Misstrauen geprägten Partei gerade Linien zu ziehen, hat Nahles jüngst beim Versuch erfahren, die unklare Haltung der SPD in der Flüchtlingsfrage zu präzisieren. Für die banale Feststellung, Deutschland könne nicht alle Flüchtlinge aufnehmen, erntete sie postwendend die Rüge, sie möge sich doch bitte nicht der Sprache der AfD bedienen. Solange sich die Partei aber weiterhin lieber an Führungsfiguren statt an Inhalten abarbeitet, wird das nichts mit Aufbruch und Neustart.