Die Jägerschaft wird das grün-rote Jagdgesetz nicht akzeptieren. Foto: dpa

Der Ton wird schärfer: Die Jäger wollen das von Grün-Rot auf den Weg gebrachte neue Jagdgesetz nicht akzeptieren. Naturschützer sind enttäuscht. Und der Agrarminister setzt auf die Meinung der Bürger.

Der Ton wird schärfer: Die Jäger wollen das von Grün-Rot auf den Weg gebrachte neue Jagdgesetz nicht akzeptieren. Naturschützer sind enttäuscht. Und der Agrarminister setzt auf die Meinung der Bürger.

Oberkirch - Die Jäger wollen das von der grün-roten Landesregierung beschlossene neue Jagdgesetz mit allen Mitteln bekämpfen. Die Jägerschaft werde das Gesetz nicht akzeptieren, teilte der Landesjagdverband am Freitag im badischen Oberkirch mit. Der Verband setze auf die Beratungen im Landtag.

„Das Parlament und die dort vertretenen Parteien haben den Auftrag, dieses praxisfremde und unnötige Gesetz zu verhindern“, sagte Landesjägermeister Jörg Friedmann. Zudem werde der Verband die neuen Regelungen verfassungsrechtlich prüfen lassen. Beim Landesjägertag am Samstag in Oppenau werden sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Agrarminister Alexander Bonde (beide Grüne) der Kritik stellen.

Jäger wollen sich ihre "Leidenschaft nicht nehmen lassen"

„Die Jäger sind bereit, ihren öffentlichen Auftrag zuverlässig zu erfüllen“, sagte Friedmann. „Aber sie wollen sich ihre Leidenschaft nicht nehmen lassen.“ Grün-Rot setze auf Verbote und stelle den Naturschutz über die Interessen der Jäger. Die Eigenständigkeit der Waidmänner werde dadurch zerstört.

Der Naturschutzbund (Nabu) warf dem Jagdverband eine Verweigerungshaltung vor. „Wir reichen den Jägern die Hand, zeigen Sie uns bitte nicht die Faust“, appellierte Nabu-Landeschef Andre Baumann an die Adresse des Jagdverbandes. Dieser solle seine Ablehnung revidieren und das neue Gesetz akzeptieren.

„Wir hatten gehofft, dass durch den gefundenen Kompromiss die Gräben zwischen den Verbänden überwunden und eine engere Zusammenarbeit möglich gewesen wäre“, sagte Baumann. Doch bei den Jägern hätten sich nicht die Modernen, sondern die „Hardliner“ durchgesetzt. Dies sei enttäuschend. Bei dem Gesetz handele es sich um einen Kompromiss, der Sinn ergebe und die Interessen beider Seiten berücksichtige.

CDU und FDP wollen Jäger unterstützen

Die beiden Oppositionsparteien CDU und FDP sagten den Jägern ihre Unterstützung zu. „Wir tragen die Haltung der Jäger in vollem Umfang mit. Wir können ihren Unmut verstehen“, sagte der jagdpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Wolfgang Reuther, am Freitag in Stuttgart. Derart „ignorant“ könne sich keine Landesregierung gegen die Bedenken und Ratschläge der Betroffenen stellen.

„Die ablehnende Haltung der Jägerschaft ist vollkommen verständlich und nachvollziehbar“, erklärte der Sprecher für den ländlichen Raum der FDP-Fraktion, Friedrich Bullinger. „Der vorgelegte Gesetzentwurf ist praxisfern, eigentumsfeindlich, verbotsorientiert und zielt auf eine ideologische Bevormundung der Jägerschaft ab.“

Walker: Opposition "macht es sich einfach"

Die Grünen-Landeschefin Thekla Walker konterte: „Es ist einfach platt und billig, Tierschutz unter Ideologieverdacht zu stellen. CDU und FDP machen es sich einfach, wenn sie sich dringend notwendigen Veränderungen verweigern.“

Agrarminister Bonde startete unterdessen die Bürgerbeteiligung zum Jagdgesetz. „Interessierte können sich mit ihren Ideen zur Zukunft der Jagd in den Gesetzgebungsprozess einbringen“, sagte er am Freitag und schaltete die entsprechende Internet-Plattform frei. Die öffentliche Anhörung ende am 15. Mai. Die Bürgerbeteiligung laufe parallel zur offiziellen Anhörung der Verbände und Vereine, die von der Jagd betroffen sind.

Vom Gesetz zeigte sich Bonde überzeugt. „Die Landesregierung hat einen ausgewogenen Gesetzentwurf vorgelegt, der einen Kompromiss der teils sehr weit auseinanderliegenden Verbändepositionen darstellt.“ Die Jäger würden profitieren und gesellschaftlich anerkannt.

Das Gesetz sieht unter anderem das Verbot von Totfangfallen und des unkontrollierten Abschießens streunender Hunde und Katzen vor. Zudem soll es eine zweimonatige Jagdruhe im Frühjahr und ein zeitlich begrenztes Fütterungsverbot geben.