Am Vorschlag eines Hoteliers für ein Wildtierreservat zeigt sich auch Grün-Rot interessiert. Das würde mehr als acht Millionen Euro kosten. Foto: dpa

Ein Nationalpark allein reicht nicht, um Touristen anzulocken, meint ein Top- Hotelier im Schwarzwald und wirbt seit Monaten für ein großes Wildtierreservat. In der Regierung stößt er mit dem Millionenprojekt auf offene Ohren.

Bad Peterstal - Noch besteht der Nationalpark Schwarzwald nur auf dem Papier. Doch Meinrad Schmiederer, Chef des Luxushotels Dollenberg in Bad Peterstal-Bad Griesbach denkt schon weit darüber hinaus. Das Naturschutzprojekt allein werde nicht reichen, um die touristisch schwächelnde Region wieder aufzurichten, prophezeit er. Schon gar nicht, wenn Bilder von Waldflächen kursieren, in denen der Borkenkäfer ganze Arbeit geleistet hat.

Der CDU-Mann hat nichts gegen das grün-rote Projekt – aber es ist ihm zu wenig. Seit Monaten liegt er deshalb den Landespolitikern mit seinem Vorschlag in den Ohren, am Rand des Nationalparks eine zusätzliche Attraktion zu schaffen: Bären und Wölfe, Adler und Auerwild, ja sogar Elche sollen sich frei in einem Wildtierreservat bewegen. So könnten Touristen einen Eindruck bekommen, welche Tiere im Schwarzwald einst zu Hause waren.

Der Unternehmer hat diesen Plan jüngst auch SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel erläutert, als dieser zu Gesprächen über den Regionalpark den Dollenberg, Schmiederers weitläufige Hotelanlage, besucht hat. Und dieser zeigt sich nun aufgeschlossen. „Das Projekt hört sich gut an, denn es ist ja richtig, dass der Nordschwarzwald touristische Impulse benötigt“, sagte Schmiedel den Stuttgarter Nachrichten.

Dass neben einem Nationalpark mit unberührter Natur auch eine Inszenierung von Natur wichtig sei für die Touristen, hätten ihm auch Europapark-Chef Roland Mack sowie der Geschäftsführer des Nationalparks Bayerischer Wald, Franz Leibl, bestätigt.

Rund 1500 Hektar Staatswald ins Auge gefasst

Auch Alexander Bonde (Grüne), Naturschutzminister und federführend beim Nationalparkprojekt, steht Schmiederers Vorschlag wohlwollend gegenüber. Allerdings halten beide nichts davon, den Nationalpark und das Reservat gleichzeitig zu planen: „Das sollte sich nicht überschneiden, sonst verwirren wir die Menschen“, sagt Schmiedel. Erst wenn der Nationalpark eingerichtet ist – geplant ist als Termin der 1. Januar 2014 –, solle man die Diskussion um das Wildtierreservat vertiefen.

Den Segen des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) hat das Projekt ebenfalls: „Ich unterstütze das sehr“, sagt Landeschef André Baumann.

Auf Schmiedels Wunsch hin hat Hotelier Schmiederer kürzlich erste Berechnungen und Pläne vorgelegt. Danach würde das Reservat südlich an das geplante Nationalparkgelände anschließen – ungefähr von der Alexanderschanze an der Schwarzwaldhochstraße bis zum Glaswaldsee. Rund 1500 Hektar Staatswald hat Schmiederer dafür ins Auge gefasst. Das Gebiet in einer Höhe von bis zu 1000 Metern würde von einem 38 Kilometer langen Zaun umgeben. Die Kosten dieser Einfriedung beziffert der Hotelier, der die Pläne zusammen mit einem Architekten, einem Förster und dem Bürgermeister der Gemeinde Bad Rippoldsau-Schapbach erstellt hat, auf etwa 3,8 Millionen Euro.

Tierreservat soll Eintritt kosten

Ein großzügiges Portalgebäude samt Ausstellung, Shop, Cafeteria und Ähnlichem würde mit weiteren 1,9 Millionen zu Buche schlagen. Hinzu kämen Ökonomiegebäude, Schaugehege und Parkplätze. Die Gesamtkosten schätzt Schmiederer auf 8,4 Millionen Euro.

Doch wer soll das finanzieren? „Für die Begehung dieses Tierreservats sehe ich es als selbstverständlich an, dass ein Eintrittspreis von acht bis zehn Euro bezahlt werden müsste“, schreibt Schmiederer in seiner Ausarbeitung. Bei geschätzten 500.000 Besuchern im Jahr würden sich die Einnahmen auf etwas vier bis fünf Millionen Euro belaufen.

Ob diese Rechnung aufgeht, wagt im Moment noch niemand zu sagen, denn vergleichbare Wildgehege in anderen Nationalparks sind deutlich kleiner. Ob und wie viel er selbst zu investieren bereit wäre, lässt der Hotelier bisher offen.

Dass er das finanzielle Risiko nicht scheut, hat er in der Vergangenheit allerdings schon öfter bewiesen: Allein in den letzten Jahren hat er einen zweistelligen Millionenbetrag investiert, um seinen Hotelkomplex hoch über Bad Peterstal zu modernisieren.