Großübung bei Pfinder Chemie in der Rudolf-Diesel-Straße in Böblingen. Foto: Eibner-Pressefoto/Dimi Drofitsch

Proben für den Ernstfall: Feuerwehr und Katastrophenschutz üben mit 220 Einsatzkräften auf dem Gelände des Böblinger Chemieunternehmens Pfinder.

Die Lagerhalle der Böblinger Firma Pfinder steht lichterloh in Flammen, fast ein Dutzend Verletzte sind zu versorgen, das Übergreifen des Brandes auf mehrere Tonnen gefährliche Stoffe ist unter allen Umständen zu verhindern: Es war ein realistisches Szenario, dem sich rund 220 Einsatzkräfte aller Blaulichteinheiten aus dem ganzen Kreis Böblingen mit Unterstützung von auswärts am Samstagvormittag in der Rudolf-Diesel-Straße stellen mussten.

In regelmäßigen Abständen, zuletzt 2018, wird ein solcher Einsatz bei der Firma geübt, die nah an der Wohnbebauung gelegen ist. Das findet in beidseitigem Interesse statt und wird von Pfinder mit einem allseits gelobten Notfallkonzept tatkräftig begleitet. Denn das Unternehmen arbeitet der Automobilindustrie zu und bietet unter anderem Korrosionsschutz-Lösungen und spezielle Reinigungsmittel – sprich: Die Firma hantiert mit chemischen Stoffen, wodurch ein mögliches Brandunglück eine besondere Herausforderung für Feuerwehr und Co. darstellen würde.

Konzentrierte Geschäftigkeit

Die Übung musste mit etwas Verspätung starten, denn die Rettungsleitstelle in der Böblinger Feuerwache hatte zuerst noch einen gleichzeitigen Unfalleinsatz in Leonberg zu bearbeiten. Als dann aber bei Pfinder die automatische Brandmeldeanlage ausgelöst werden konnte und um kurz nach 10 Uhr die ersten Einsatzkräfte vor Ort eintrafen, machte sich schnell eine konzentrierte Geschäftigkeit breit.

Die einen rückten mit ihren Strahlrohren den hochschießenden Flammen zu Leibe, anderen fingen an, die „Verletzten“ – professionell geschminkte Mimen aus den Reihen des (Jugend-)Rotkreuzes – zu suchen und in Sicherheit zu bringen. Weitere Einheiten stellten die Wasserversorgung sicher, DRK, Johanniter und Malteser organisierten auf der Kreuzung beim Autohaus Kögel die Erstversorgung der „Opfer“.

50 DRK-Einsatzkräfte waren hier vor Ort – neben 170 Männern und Frauen der Feuerwehren aus Böblingen, Schönaich, Steinenbronn, Herrenberg, Holzgerlingen und Aidlingen, die in Ergänzung zu Böblingen die obligatorische zweite Drehleiter für ein Schadensereignis dieser Größenordnung stellten. Laufend wurden neue Einsatzmittel und –kräfte nachgeführt. Allein schon um die Trupps unter Atemschutz nach maximal einer halben Stunde ablösen zu können. Eine echte Kooperation und das sogar landkreisübergreifend war auch die Pressebetreuung durch die Feuerwehren aus Grafenau, Backnang und Weinstadt, die bei größeren Schadenslagen die Böblinger unterstützen.

Gute Zusammenarbeit

Nach rund zwei Stunden konnte die Übung durchweg zufriedenstellend beendet und zwischenzeitlich gesperrte Straßen für den Verkehr wieder geöffnet werden. Der diensthabende Kreisbrandmeister und zugleich Böblinger Feuerwehrkommandant Thomas Frech betonte, dass erst die gute Zusammenarbeit zwischen der Firma Pfinder und den verschiedenen Hilfsorganisationen schnelle Brandbekämpfung und Menschenrettung ermöglichten.

Ein zufriedenes Fazit zog auch Beobachter Tobias Heizmann. „Es ist begeisternd, wie die hauptsächlich ehrenamtlichen Kräfte das heute gut meistern“, erklärte Böblingens Erster Bürgermeister, „das Zusammenspiel der Blaulichteinheiten funktioniert.“