Die Gebäude mit der Dachbegrünung sollen auf dem Bosch-Büroareal entstehen. Die Zugangswege und Platz werden öffentlich zugänglich sein. Foto: Hascher Jehle Architektur

Der Automobilzulieferer investiert rund 200 Millionen Euro in das Bauprojekt an der B 295. Neben den Bürogebäuden sollen auch ein Mitarbeiterrestaurant sowie ein Gesundheits- und ein Konferenzbereich auf dem Areal nahe dem Hauptsitz entstehen.

Feuerbach - Nachdem der IT-Campus an der Borsigstraße Ende 2017 fertiggestellt wurde, folgt nun das nächste Bosch-Großprojekt nahe dem Hauptwerk in Feuerbach. Auf der zuletzt als Firmenparkplatz genutzten Fläche zwischen der Bregenzer Straße, der Leobener Straße und der Bundestraße 295 (Steiermärker Straße) soll bis 2021 ein neues Büro-Areal entstehen. Bosch steckt rund 200 Millionen Euro in die Realisierung des Großprojektes. Auf dem insgesamt 27000 Quadratmeter großen Grundstück in der Nähe des ehemaligen Fahriongeländes und der Feuerwache 4 an der Bregenzer Straße sollen eine Reihe neuer Bürogebäude entstehen. Zudem ist geplant, einen Gesundheitsbereich sowie einen größeren Konferenz- und Besprechungsbereich und ein Mitarbeiterrestaurant auf dem Gelände unterzubringen (wir berichteten).

Das 200-Millionen-Projekt soll bis Mitte 2022 realisiert werden

Die Gesamtfläche für die Büros beträgt 55 000 Quadratmeter, dazu kommen weitere 10 000 Quadratmeter für ein Mitarbeiterrestaurant und den Konferenzpool. Eine Tiefgarage ist ebenfalls geplant. Zukünftig werden in den Gebäuden auf dem campusartig angelegten Gelände rund 2500 Mitarbeiter arbeiten. Auf dem neu bebauten Areal sollen der Bosch-Zentralbereich Einkauf und Logistik untergebracht und zusammengefasst werden. Bisher waren die Beschäftigten dieser Sparte auf verschiedene Standorte verteilt. Die Pläne für das Bauprojekt stammen von dem Berliner Architekturbüro Hascher Jehle, das bereits die Gestaltung des Bosch-IT-Campus an der Ecke Borsig/Siemensstraße entwickelt hat.

Im Bezirksbeirat wurden die Pläne vorgestellt

In der vergangenen Sitzung des Bezirksbeirats Feuerbach wurden die Pläne im nichtöffentlichen Teil vorgestellt und stießen dort in dem Gremium weitgehend auf Wohlwollen und Zustimmung. Nicht ganz glücklich waren die Kommunalpolitiker mit dem rund sechs Meter hohen Technikaufbau auf den Dächern der Gebäude. Der wie ein zurückgesetztes Stockwerk aussehende Aufbau der CO2-reduzierten Gebäude sei allerdings unverzichtbar, er werde aber eingehaust, verkleidet und begrünt, betont Bosch-Sprecherin Christiane Spindler auf Nachfrage unserer Zeitung.

Positiv gesehen wird, dass das neue Bosch-Areal für die Öffentlichkeit zugänglich ist. „Es wird ein öffentlich durchwegbares Quartier entstehen, das dem gesamten Stadtbezirk ein Erscheinungsbild geben soll“, sagt Gerd Finkbeiner, der Leiter des Facility Management am Bosch-Standort Feuerbach. Die Fassade orientiere sich an den umliegenden Bestandsgebäuden und werde mit Klinkersteinen gestaltet. „Um einen großen Platz gruppieren sich eine äußere und eine innere Gebäudezone. Der Höhenversatz zwischen den Bregenzer Straße und der Steiermärker Straße wird über Treppen ausgeglichen“, erläutert Finkbeiner die Pläne. Das gesamte Quartier werde zudem mit einem sieben Meter breiten Weg umrandet, der Platz für Fußgänger, Radfahrer und Bäume biete. Der Platz in der Mitte des Bosch-Geländes ist ebenfalls für die Öffentlichkeit frei zugänglich. „Die Bosch Sicherheitszone beginnt erst beim Eintritt in die Gebäude und beim Tunnelübergang zum Hauptwerk auf der anderen Seite der B 295“, betont Finkbeiner.

Das Baugesuch ist bereits eingereicht

Das Baugesuch für das Vorhaben hat Bosch nun beim Baurechtsamt Stuttgart eingereicht. Die Fertigstellung ist bis Juni 2022 geplant. Doch bevor die eigentlichen Bauarbeiten los gehen können, muss zunächst das Erdreich des Geländes saniert werden. Diese Arbeiten haben bereits begonnen und dauern bis mindestens Herbst dieses Jahres. Der Boden ist stark mit Teerölen verunreinigt. „Für rund 14 Millionen Euro beseitigen wir mit großem technischen, finanziellen und personellen Aufwand Umweltschäden der ehemaligen Teer- und Asphaltfabrik Pfeiffer“, sagt Frank Bielecki, der beim Bosch Facility Management in Feuerbach zuständige Projektleiter der Bodensanierung. Im Westteil des Geländes betrieb die Firma Pfeiffer von 1890 bis Mitte der 1920er Jahre die Produktion von Asphalt und Teer. Später befand sich auf dem Areal die Bosch-Gießerei. Doch vor allem wegen der Hinterlassenschaft der einstigen Teerfabrik wird dort derzeit mit schwerem Gerät gearbeitet. Unter anderem ist auf dem Gelände ein Großlochbohrer mit zwei Meter Bohrdurchmesser im Einsatz, der maximal bis zu 19 Meter Tiefe ins Erdreich dringen und den Boden austauschen kann. Bis zum Sommer sind 590 solcher Bohrungen auf dem Gelände geplant.

Doch trotz mobiler Absaug- und Aktivkohlefilteranlagen und einem dafür extra aufgebauten großen Zelt war zuletzt die Geruchsbelästigung im Umfeld der Baustelle groß: „Vor allem bei sommerlichen Temperaturen wird der von dort kommende Teer-Gestank mitunter sehr penetrant“, berichtet eine Beschäftigte aus einem der gegenüberliegenden Betriebe. Auch weitere Anwohner hätten sich über das Ausmaß der Geruchsbelastung beschwert, berichtet Bosch-Sprecherin Spindler. Aufgrund dessen habe man die betroffenen Anrainer im Umfeld der Baustelle angeschrieben und zusätzliche Maßnahmen angekündigt, um die Geruchsbelästigung weiter zu mindern: „Wir haben zwei zusätzliche Geruchsbindemaschinen mit Adsorber im Einsatz, zudem Deckelmulden und sogenannte Wassernebelkanonen, die beim Abtransport des Aushubs genutzt werden“, sagt Spindler. Zudem wurde ein Schutzzaun mit Befeuchtungsanlage aufgebaut und die Absaugung bei den Bohrungen verstärkt.