Das Postareal, derzeit eine Trümmerlandschaft: Das Bild zeigt den Blick auf die Lücke, wo später einmal die Brücke stehen soll. Foto: Simon Granville

Die Stadt Leonberg beauftragt ein Planungsbüro, das unter anderem die Bereiche unter der Brücke gestalten soll. Was verfrüht anmutet, ist beim Blick aufs große Ganze jedoch notwendig.

Vieles stockt derzeit auf dem Postreal in Leonberg: Nach wie vor ungeklärt ist die Frage, wie es mit der asbestbelasteten Bodenplatte weitergeht und wer für ihre Entsorgung aufkommt – eine Lösung des Zwists zwischen dem Projektentwickler Strabag und der Stadtverwaltung wurde für diesen Monat angekündigt. Dann machten Gerüchte die Runde, dass sich Strabag vielleicht sogar komplett aus dem Vorhaben zurückziehen könnte – was aktuell jedoch unwahrscheinlich zu sein scheint. Dennoch: Es geht um viel Prestige, und es herrscht ebenso viel Unsicherheit.

 

Postareal: Es geht diesmal vor allem um das, was rings um die Brücke liegt

Aber es muss ja trotz allem irgendwie weitergehen – und am Ende nach Möglichkeit auch schön aussehen. Denn es geht nicht nur um die Bebauung und die Brücke, den vielzitierten „Brückenschlag“ vom Postareal in Richtung Altstadt. Es geht auch um das Drumherum. Beziehungsweise auch das „Untendrunter“. Und damit diese „Frei- und Verkehrsanlagen im Umfeld der Zone 1 und der Brücke“, wie es im Verwaltungssprech heißt, auch ansprechend gestaltet werden, muss ein Planer her.

Die alte Post: Sie musste 2024 weichen. Foto: Simon Granville

Hierbei setzt die Stadt nun auf eine naheliegende Lösung. Investor Strabag arbeitet bei der Entwicklung des Postareals unter anderem mit dem Stuttgarter Landschaftsarchitekturbüro Glück zusammen. Das Vergabeverfahren für den Neubau der Fuß- und Radwegbrücke sowie die direkt damit verbundenen Freianlagen wiederum hat das Büro Schlaich Bergermann Partner für sich entschieden. Den Auftrag gab’s Ende April dieses Jahres. Die Stuttgarter planen dabei ebenfalls in Kooperation mit dem Büro Glück.

Stadt will bereits auf dem Postareal tätiges Planungsbüro beauftragen

„Vor diesem Hintergrund ist es nur sinnvoll, dieses Planungsbüro mit der nun noch fehlenden, ergänzenden Leistung zu beauftragen“, heißt es in der Drucksache zur vergangenen Sitzung des Planungsausschusses. Dieser stimmte am Donnerstagnachmittag mehrheitlich zu, am Dienstag ist der Gemeinderat an der Reihe. Weitere Kandidaten seien nicht um Angebote gebeten worden, heißt es von der Stadt. Dabei spielt natürlich eine Rolle, dass das Büro bereits Grundlagen ermittelt und Planungsleistungen erbracht habe.

Konkret geht es um Folgendes: Das rund 3000 Quadratmeter große sogenannte Bearbeitungsgebiet umfasst zum einen die Bahnhofstraße einschließlich der Bushaltestelle Törlensweg bis zur Einmündung in die Graf-Eberhard-Straße am Hirschbrunnenplatz an der südöstlichen Ecke der Altstadt. Zum anderen ist der Eltinger Fußweg enthalten, der die Bahnhofstraße mit der Eltinger Straße verbindet und die geplante Fuß- und Radwegbrücke unterquert. Außerdem muss eine neue Trafostation hübsch ins Gesamtbild integriert werden.

Im gesamten Bereich soll ein einheitliches, zusammenhängendes Gestaltungskonzept zum Tragen kommen, was sich auch auf Gestaltungselemente und Materialien bezieht. So sollen laut der Stadt ein „attraktives Erscheinungsbild“ sowie „funktionale und sichere öffentliche Straßenräume“ geschaffen werden, die „den Bedürfnissen aller Verkehrsteilnehmer gerecht werden und auch als Aufenthalts- und Begegnungsorte dienen“.

Postareal: Auch dieser Teil der Planung kostet Geld

Die Bruttohonorarkosten für die Planung betragen laut der Stadtverwaltung rund 240 000 Euro. Davon entfallen 159 000 Euro auf die Frei- und 81 000 Euro auf die Verkehrsanlagen.

Nun hat die Sache aber möglicherweise einen kleinen Haken: Die Bauarbeiten können erst nach dem Bau der Brücke und der sogenannten, direkt angrenzenden Zone 1 des Postareals erfolgen. „Die Planung der betreffenden Bereiche ist jedoch zum jetzigen Zeitpunkt erforderlich, um die Planung technischer und gestalterischer Schnittstellen zwischen dem Brückenbauwerk, den Bauabschnitten 1 und 2 des Investors sowie den umliegenden Verkehrs- und Freiflächen koordinieren zu können“, heißt es in der Drucksache.

Für Fördermittel braucht es für diesen Teil des Postareals einen Entwurf

Und nicht zuletzt, um Fördermittel beantragen zu können. Derzeit prüft die Stadt, ob eine Förderung durch das Programm des Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (kurz LGVFG) im Bereich des Möglichen liegt. „Wir werden Fördermittel für alles beantragen“, betonte Baubürgermeister Klaus Brenner in der Sitzung des Planungsausschusses, „aber dafür braucht es auf jeden Fall einen Entwurf“.

Das Postareal – ein kurzer Überblick

Wo?
Das Quartier befindet sich im zentralen Bereich der Innenstadt – zwischen Lindenstraße am Rathausneubau im Süden, dem Layher-Areal im Westen, der Bahnhofstraße unter der Altstadt im Norden sowie der Eltinger Straße im Osten.

Wie groß?
Das Quartier umfasst rund 1,55 Hektar.

Wer?
Ende 2018 hat die Stuttgarter Niederlassung des internationalen Projektentwicklers Strabag Real Estate bei einem städtebaulichen Wettbewerb den ersten Preis gewonnen.

Was?
Vorgesehen war in dieser ersten Entwurfsplanung ein Hotel, ein Lebensmittelmarkt, Geschäfte, Gastronomie und vor allem etwa 100 Wohnungen, 25 Prozent davon sozial gefördert, plus den dazugehörigen Stellplätzen in einer Tiefgarage.

Und sonst?
Ende 2023 wurde das Projekt Postareal ein Teil der renommierten Internationalen Bauausstellung 2027 Stadt und Region Stuttgart.