Das Kallenberg’sche Areal im Januar 2019 Foto: factum/Granville

Die Investoren am Kallenberg’schen Gelände in Ludwigsburg machen Tempo – und irritieren die Anwohner mit einer Baumfällaktion. Für die verlorenen 65 Parkplätze gibt es vorerst keinen Ersatz.

Ludwigsburg - Die Autos sind seit dem 31. Dezember weg, und seit dem 7. Januar wurden die meisten der insgesamt 40 Bäume gefällt: Am Kallenberg’schen Gelände in der Nähe des Ludwigsburger Bahnhofes haben Bauarbeiten für mehrere Gebäude begonnen. Nicht nur Anwohner sind irritiert. Zum einen, weil die Stadträte, die sonst um jeden Parkplatz feilschen, scheinbar klaglos 65 Stellplätze in Innenstadtlage geopfert haben – und zum anderen, weil bisher noch keine offizielle Baugenehmigung für das Projekt vorliegt.

Baugenehmigung erst Ende Februar

Der Gemeinderat hat zwar im vergangenen Jahr dem Bau eines Kinderwunschzentrums im Grundsatz zugestimmt, eine Baugenehmigung aber wurde noch nicht erteilt. Der Bauantrag des Investors D-Quadrat sei am 25. Oktober eingegangen, sagt der Baubürgermeister Michael Ilk. Nun bleibe dem Baureferat noch Zeit bis zum 24. Februar, um eine Entscheidung im Gemeinderat einzuholen.

Das wiederum erstaunt Nachbarn in der Leonberger Straße. Sie haben sich im Sommer 2018 zur „Interessengemeinschaft Stadtnatur“ zusammengeschlossen und Unterschriften gegen das Fällen von 40 Bäumen gesammelt. Über ihre Einwände ist bisher noch nicht entschieden, aber mittlerweile sind bereits 32 Bäume und Sträucher weg.

Bäume sind Privatbesitz

Der Baubürgermeister bestätigt, dass Einsprüche vorliegen. Sowohl von Baumschützern als auch von Anwohnern, die sich an der Höhe des künftigen Häuserkomplexes stören – geplant sind Gebäude mit bis zu vier Geschossen. Bis zur Erteilung einer Baugenehmigung müsse auch über diese Widersprüche entschieden werden, sagt Ilk. „Aber die momentan laufenden Vorarbeiten sind baurechtlich nicht relevant.“ Dafür sei keine Baugenehmigung nötig.

Hans Schmid, ehemaliger Ludwigsburger Baubürgermeister und Geschäftsführer von D-Quadrat, wird deutlicher: „Die Bäume stehen auf Privatgrundstück, dafür ist keine Erlaubnis von der Stadt erforderlich.“ Die Investorengesellschaft hat das Gelände schon Anfang 2018 erworben. Ausgenommen davon sind nur die Bäume entlang der Leonberger Straße, die ohnehin stehen bleiben.

Im noch laufenden Baugenehmigungsverfahren gehe es nur noch um Details beim Hochbau: „Wir waren damit schon dreimal im Bauausschuss und haben das Konzept immer weiter optimiert.“ In Bezug auf die Bäume seien Gutachten eingeholt worden. Mit dem Ergebnis, dass keine seltenen Vogelarten darin brüteten, dass aber andererseits zwölf Bäume so wertvoll sind, dass man sie an anderer Stelle wieder einpflanzt. „Auch das wird wohl noch bis Ende Februar passieren“, sagt Schmid.

Extra-Busspur ist fertig

Die Vorarbeiten seien so rasch vorangekommen, dass eine provisorische Busspur, die die Leonberger Straße direkt mit dem Zentralen Omnibusbahnhof verbindet, voraussichtlich schon kommende Woche freigegeben wird. Die Extraspur wird nötig, weil demnächst die Solitudestraße im Abschnitt zwischen Leonberger- und Bahnhofsstraße stadtauswärts gesperrt wird. Bis Ende 2021 soll dann das Projekt mit Kinderwunschzentrum, Hotel, Büros und einem Café fertig sein.

Dass es im Gemeinderat kaum Widerstand gegen den Wegfall von 65 Parkplätzen gab, hat auch den Baubürgermeister überrascht. Zum Vergleich: Am Arsenalplatz wird seit Jahren heftig um 80 Stellplätze gestritten. Ersatz für die Park & Ride-Plätze am Kallenberg’schen Gelände gibt es erst nach Fertigstellung des Bauprojekts – in einer Tiefgarage.