Moderne Gebäude, viel Grün, attraktiv für Familien: So soll das neue Quartier Grünbühl.living in Ludwigsburg aussehen, wenn alles fertig ist. Foto: WBL

Die Ludwigsburger Wohnungsbaugesellschaft beginnt mit der Umgestaltung des alten Bima-Geländes. Neben Eigentumswohnungen sollen dort vor allem preisgedämpfte Mietwohnungen entstehen – die Stadt setzt große Hoffnungen in das Großprojekt.

Ludwigsburg - Es ist eines der größten Projekte in der Geschichte der Ludwigsburger Wohnungsbaugesellschaft (WBL), die Vorbereitungen haben Jahre in Anspruch genommen – und jetzt geht es los. Die städtische Tochter hat mit der Umgestaltung des ehemaligen Bima-Geländes in Grünbühl-West begonnen. Bis Anfang 2022 sollen dort 107 Wohnungen und eine Kindertagesstätte bezugsfertig sein, die Investitionskosten allein für den ersten Bauabschnitt liegen bei rund 48 Millionen Euro. Mehrere weitere Bauabschnitte sind in Planung. Insgesamt wird die WBL auf dem rund vier Hektar großen Areal wohl weit mehr als 100 Millionen Euro verbauen. „Wenn es gut läuft, sind wir in acht Jahren mit allem fertig“, sagt der WBL-Chef Andreas Veit.

Bis dahin soll in dem Gebiet, das derzeit noch von maroden Wohnblöcken dominiert wird, ein schickes Stadtviertel mit 420 Wohneinheiten in die Höhe wachsen – laut WBL in „nachhaltiger, qualitätsvoller Bauweise, die ihren Bewohnern ein gutes, gesundes und bezahlbares Wohnen“ ermöglicht. Grünbühl.living heißt das Projekt. Die alten Gebäude wurden bereits oder werden noch abgerissen und durchmoderne drei- oder viergeschossige Mehrfamilienhäuser ersetzt, hinzu kommen zwei fünfgeschossige Häuser und ein siebengeschossiges Haus. „Unsere Kernaufgabe, bezahlbaren Wohnraum für alle Bevölkerungsgruppen zu schaffen, steht weiterhin im Mittelpunkt“, sagt Veit.

Wichtiger Hebel im Kampf gegen die Wohnungsnot

Von den 107 Wohnungen des ersten Bauabschnitts werden 40 verkauft, 38 als Sozialwohnungen und weitere 29 als reguläre Wohnungen vermietet. Die günstigste Miete soll 7,80 Euro pro Quadratmeter betragen – für Neubauten ein vergleichsweise moderater Preis. Auch aus diesem Grund setzt die Stadtverwaltung viele Hoffnungen in das Großprojekt.

In den vergangenen Jahren sind die Mietpreise in Ludwigsburg explodiert, und auch die Coronakrise wird nach Ansicht von Experten kaum zu einer dauerhaften Trendwende führen. „Das Thema Wohnen bewegt uns in besonderer Weise“, sagt der Oberbürgermeister Matthias Knecht. Erst vor wenigen Tagen hat die Stadt Eckpunkte beschlossen, um die Wohnraumentwicklung zu forcieren. Unter anderem sollen Aufstockungen und Ausbauten von Dachgeschossen gefördert, eine kostenlose Grundberatung für Baugemeinschaften installiert oder systematisch Baulücken erfasst werden. Der wichtigste Hebel gegen die Wohnungsnot ist, und darin sind sich alle einig, die Ausweitung der Neubautätigkeit.

Es wird wieder mehr gebaut – endlich

Viele Jahre waren in dieser Hinsicht in Ludwigsburg kaum Fortschritte erkennbar, doch seit einiger Zeit tut sich wieder etwas. Die Neubaugebiete Schauinsland in Neckarweihingen, Muldenäcker, Sonnenberg Süd-West sowie das Baywa-Areal in der Weststadt sind baureif, teilweise haben die Arbeiten begonnen. Die größten Brocken sind das Baugebiet Fuchshof in der Oststadt mit voraussichtlich rund 500 Wohnungen und eben das Bima-Gelände.

Grünbühl-West galt lange als Problembezirk in Ludwigsburg. Die Nachkriegswohnblocks sind marode, bieten kaum Komfort, aber: Die Mieten sind niedrig. Als die WBL die Gebäude im Jahr 2013 von der Bima (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) kaufte, waren von den 321 Bestands-Wohnungen noch 270 bewohnt. Die Bewohnerzahl ist seit damals zwar weiter gesunken, aber ein Großteil der Gebäude wird noch immer genutzt – und die WBL hat sich verpflichtet hat, nach der Revitalisierung allen alteingesessenen Bewohnern ein adäquates Angebot zu unterbreiten.

Die Wohnungsbaugesellschaft subventioniert die Mieten

Konkret heißt das: Die jetzigen Bewohner sollen sich auch die Miete in den neuen Häusern leisten können, niemand soll Opfer von Gentrifizierung oder aus dem Gebiet vertrieben werden. „Wir suchen mit allen Menschen, die dort leben, nach individuellen Lösungen“, versichert Veit. Für den ersten Bauabschnitt sei dies hervorragend gelungen. „Wir haben alles im Einvernehmen geregelt.“ Für viele Bewohner aus den Häusern, die bereits abgerissen wurden, habe man Zwischenlösungen gefunden, bis sie in die neuen Häuser einziehen. Andere seien dauerhaft innerhalb von Ludwigsburg in Wohnungen aus dem Bestand der WBL umgezogen.

Familien- und seniorengerecht soll Grünbühl.living werden. Außerdem habe man, sagt die WBL-Projektleiterin Silke Bächtle, auf eine „starke Durchgrünung des Quartieres geachtet“: mit mehreren Grünflächen und vielen Bäumen. Fotovoltaik soll dafür sorgen, dass das Gebiet in der Stromversorgung nahezu autark bleibt. „Es geht um bezahlbaren Wohnraum, aber auch um Nachhaltigkeit“, sagt Matthias Knecht.

In der Kindertagesstätte die rund sieben Millionen Euro kosten wird, werden später 110 Kinder Platz finden. Noch unklar ist, ob sich die Pläne der WBL für den Bau eines Ärztehauses realisieren lassen. Das gleiche gilt für die Idee, mit einem gastronomischen Angebot, etwa einem Café, die Aufenthaltsqualität zu stärken. Es habe diesbezüglich bereits Gespräche gegeben, aber die Umsetzung sei nicht ganz einfach, sagt Veit. „Wir wollen es aber zumindest versuchen.“