Die Hauptverwaltung des Burchgroßhändlers KNV in Stuttgart-Vaihingen. Foto: dpa

Das Insolvenzverfahren um den Stuttgarter Buchgroßhändler KNV beginnt sich auf die Branche auszuwirken. Erste Titel sind nicht mehr lieferbar – der Insolvenzverwalter hat seine Arbeit aufgenommen.

Stuttgart - Nach dem Insolvenzantrag des bedeutensten deutschen Buchgroßhändlers Koch, Neff und Volckmar (KNV) mit Firmensitz in Stuttgart-Vahingen bekommt die Branche offenbar kalte Füße. Titel mehrerer Verlage seien nicht mehr lieferbar, berichten Buchhändler. Damit funktioniert das Insolvenzverfahren nicht ganz so reibungslos, wie KNV das in einem Schreiben mitgeteilt hatte. Darin wird KNV-Geschäftsführer Oliver Voerster mit den Worten zitiert: „Wir hoffen, dass die Verlage und die Buchhändler uns in dieser schwierigen Phase die Treue halten und weiterhin mit uns vertrauensvoll zusammenarbeiten.“

Der Rechtsanwalt und Insolvenzverwalter Tobias Wahl hat indes seine Arbeit aufgenommen und wurde bereits am Freitag gegen 13 Uhr auf dem Firmengelände gesichtet. Mit einem Beschluss vom Amtsgericht Stuttgart, der unserer Redaktion vorliegt, untersagt er möglichen Gläubigern Maßnahmen zur Zwangsvollstreckung. Außerdem seien alle Zahlungen an den Insolvenzverwalter zu richten.

500 Mitarbeiter in Stuttgart betroffen

KNV hatte am Donnerstagmorgen einen Insolvenzantrag gestellt. Hintergrund waren gescheiterte Investorenverhandlungen. Jetzt liegt es an Wahl, neue Investoren zu finden, um das Unternehmen wieder aus seiner Schieflage herauszubekommen.

Der Buchgroßhändler, der eine wichtige Schnittstelle zwischen Verlagen und Buchhandel bildet, beschäftigt insgesamt 1800 Mitarbeiter, etwa 500 in Stuttgart. Dort ist man über die Entwicklungen sehr verunsichert. Einige sehen das Hauptproblem im Umzug der Distribution nach Erfurt, die 150 Millionen Euro teuer war.

Die letzte ausgewiesene Bilanz des Unternehmens datiert auf 2016 und beziffert den Jahresumsatz auf 550 Millionen Euro. Bereits damals habe das KNV demnach 18 Millionen Euro Verlust gemacht.