Mehr als 250 Pferde wurden beim ersten Pferdemarkt in Bietigheim 1925 unterm Viadukt verkauft. Foto: Stadtarchiv Bietigheim-Bissingen

Der erste Pferdemarkt vor einem Jahrhundert in Bietigheim war noch mehr Leistungsschau als Vergnügungspark. Die Veranstaltung entstand vor allem auf Betreiben des Gewerbevereins.

Rummel, Bierzelt und Hunderttausende Besucher – dieser Tage findet in Bietigheim wieder der Pferdemarkt rund um den Festplatz beim Viadukt statt. Erstmals fand das Fest in vergleichbarer Form 1925 statt. Wie sehr hat sich das Event seither verändert?

 

Roß- und Viehmärkte gab es schon seit 1793 in Bietigheim, erst 1925 fand aber eine besondere Veranstaltung statt. Der Gewerbeverein feierte sein 60-jähriges Bestehen und wollte zu diesem Anlass bei einer Schau zeigen, was die lokale Wirtschaft zu bieten hat. Neben den Industrie- und Gewerbebetrieben mit etwa 3000 Beschäftigten gab es 1925 – ausweislich des Buchs „Bietigheim 789-1989“ 179 Handwerksbetriebe und 37 Handelsgeschäfte in der Stadt.

Die Schau sollte verbunden werden mit einem Pferdemarkt, um diese alte Tradition wieder aufleben zu lassen. Diskutiert wurde über den Zeitpunkt. Meist fanden Pferdemärkte im Frühjahr statt, aber das sollte in Bietigheim anders sein. Man wollte die Landwirtschaft, insbesondere den Obstbau miteinbeziehen und auch vielen Konkurrenzveranstaltungen entgehen. Schon damals war die Veranstaltung für Gäste über die Grenzen Bietigheims konzipiert. So fand man als Termin Anfang September, der noch heute benutzt wird.

Ein Glückshafen-Stand beim ersten Pferdemarkt in Bietigheim 1925. Foto: Stadtarchiv Bietigheim-Bissingen

„Die Ausstellung dürfte daher wohl die billigste Art der Reklame für die hiesigen Gewerbetreibenden sein“, heißt es in einem Schriftstück von Gemeinderat und Gewerbeverein aus dem Jahr 1925, das im Stadtarchiv zum Pferdemarkt zu finden ist.

Im Nachgang war man sich einig, dass das Event ein Erfolg war, auch wenn ein „ungedeckter Aufwand“ von mehr als 2400 Reichsmark im Ergebnis blieb. Auch um Pferde ging es bei dem Markt natürlich. 254 Rösser wechselten 1925 bei der Veranstaltung den Besitzer.

Natürlich gab es noch keine Fahrgeschäfte, wie 100 Jahre später. Überliefert ist aber eine Art Vergnügungsstätte, die es schon zusätzlich zum Festzelt gab. So gab es einen Glückshafen. Das war ein Stand, an dem man Lose kaufen und dann Sachpreise gewinnen konnte. Auch eine Theatergruppe soll beim ersten Pferdemarkt aufgetreten sein.