Die Felben gehören zur Zunft Kübelesmarkt Bad-Cannstatt. Diese veranstaltet im Januar das Große Narrentreffen. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Zum dritten Mal richtet nach 1968 und 1992 die Zunft Kübelesmarkt Bad Cannstatt das Große Narrentreffen der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte aus. Das ist für die veranstaltende Zunft eine große Herausforderung.

Stuttgart - 10 000 Hästräger, rund 500 Helfer, Kosten in Höhe von rund 240 000 Euro sowie eine logistische Herausforderung – das sind auf den ersten Blick die nackten Fakten rund um das 24. Große Narrentreffen der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN), das vom 17. bis 19. Januar vom Kübelesmarkt Bad Cannstatt ausgerichtet wird. Das größte Ereignis der schwäbisch-alemannischen Fastnacht steht aber auch für Tradition, für die Pflege von Werten und natürlich vor allem Ausgelassenheit und Spaß. So bewertet auch der Fasnet durchaus zugeneigte Ministerpräsident Winfried Kretschmann den Event in Cannstatt. „In einer Welt, die geprägt ist von Umbrüchen und einem rasanten gesellschaftlichen Wandel, bedeuten Traditionen ein Stück Identität und geben uns Halt und Orientierung. Und das Schöne daran ist: Diese Tradition macht zudem große Spaß“, sagt der Landesvater in seinem Grußwort an die Kübler.

In Cannstatt ein Stück Fernsehgeschichte geschrieben

Die Zunft aus Cannstatt richtet diesen närrischen Höhepunkt nach 1968 und 1992 zum dritten Mal aus. Immer dabei – die Familie Kauderer in führender Funktion. Schon der Großvater und Vater des aktuellen Oberküblers Steffen Kauderer waren bei den jeweiligen Veranstaltungen in gleicher Funktion im Amt. Das letzte Treffen 1992 war gleich in zweifacher Hinsicht von Bedeutung: Durch den Ausfall der Fastnacht 1991, infolge des Golfkrieges, war das Bedürfnis wieder fröhlich zu feiern, besonders ausgeprägt. Zum zweiten wurde in Bad Cannstatt auch ein Stück Fernsehgeschichte geschrieben, denn 1992 wurde der Umzug erstmals live im SWR übertragen. „Weil alle Beteiligten wenig Erfahrung hatten, dauerte der Zug mit 15 000 Teilnehmern damals bis in die Nacht hinein“, erzählt Steffen Kauderer. Das hätten die Fernsehleute aber heute im Griff.

„Aber die Anforderungen haben sich gewaltig verändert. Allein unser Sicherheitskonzept ist 25 Seiten lang“, sagt Kauderer. Auch die Suche nach Sponsoren und Geldgebern sei schwerer geworden.

Mit der Stadt Stuttgart, der Brauerei Fürstenberg, Toto Lotto, der Volksbank Stuttgart sowie der Bauunternehmung Rahm hat man Unterstützer gefunden, um die Kosten von rund 240 000 Euro zu stemmen. Eine weitere Einnahmequelle wird der Verkauf der Umzugsplakette zum Preis von jeweils vier Euro sein, die passend zur Zunft einen kleinen Kübel symbolisiert. Drei Tage lang wird insgesamt in der Altstadt von Cannstatt gefeiert. Begonnen wird schon am Freitag, 17. Januar, mit dem Aufstellen des Narrenbaums und einem Nachtumzug mit befreundeten Narren und Karnevalisten, die an den anderen Tagen als Helfer einsetzt werden. Rund 500 Ehrenamtliche werden in rund 600 Schichten in verschiedenen Bereichen zum Einsatz kommen. Am Samstag, 18. Januar, stellen sich einige Zünfte bei einem Brauchtums-Streifzug auf fünf Plätzen in der Altstadt und der Neckarbühne vor. Spannend dürfte dabei vor allem die Verbrennung einer drei Meter hohen Strohhexe der Offenburger Hexenzunft auf einem schwimmenden Ponton sein. Danach steigt die Freinacht. Das heißt die Narren dürfen feiern. Der eigentliche Höhepunkt startet am Sonntag, 19. Januar, ab 12.30 Uhr mit dem Umzug.

Umzugsstrecke ist 2,5 Kilometer lang

10 000 Narren und Musikanten aus den 68 Mitgliedszünften und sieben Partnerzünften der VSAN von Sachsenheim bis in die Schweiz und von der badisch-französischen Grenze bis nach Bayern werden sich auf die 2,5 Kilometer lange Strecke machen. „Die Fasnacht ist immer noch das größte und älteste Volksfest, das wir feiern“, sagt VSAN-Präsident Roland Wehrle.

Der Blick in die Geschichte der Narrentreffen zeige zudem. welchen gesellschaftlichen, aber auch politischen Einfluss die Narren hatten und haben. Das erste Narrentreffen 1929 in Villingen war vor allem eine Demonstration für den Erhalt der fastnächtlichen Bräuche.

Die Narren wehrten sich eindrucksvoll gegen das in Baden und Württemberg verhängte Fastnachtsverbot. Mit Erfolg. Welchen Stellenwert, Anerkennung und Wertschätzung die schwäbisch-alemannische Fastnacht in der Zwischenzeit genießt, wird durch den Eintrag in das nationale Kulturerbenregister der Unesco in Deutschland deutlich.