Wenn Rebecca Carrington und Colin Brown Opernarien persiflieren, haben die Kinder der musikalischen Klasse Pause. Foto: factum/Weise

Peter Hömseders musikalische Klasse tritt bei den Schlossfestspielen auf – gemeinsam mit dem Musik- und Comedy-Duo Rebecca Carrington und Colin Brown.

Tamm - Tanzen wie Marionetten an Fäden und sich verrenken wie Zombies – auch wenn die Grundschüler der musikalischen Klasse in Tamm den Michael-Jackson-Song gar nicht kennen, haben Sie den Bogen schnell heraus. Die Viertklässler haben das Video von „Thriller“ nie gesehen, aber es bedarf nur weniger Hinweise, und sie sind begeistert dabei. Gemeinsam mit dem Duo Carrington-Brown proben sie für einen großen Auftritt im Juni. Er ist Teil des diesjährigen Programms der Ludwigsburger Schlossfestspiele.

Zum Repertoire der musikalischen Klasse, die Peter Hömseder seit 2007 an der Tammer Gustav-Sieber-Schule zu immer neuen Höhepunkten treibt, gehören vor allem vertonte Verse von Kinderbuchautoren und Dichtern wie James Krüss, Sarah Kirsch oder Josef Guggenmos. Und dabei sollte es zunächst auch bei dem in Kooperation mit den Schlossfestspielen organisierten Musik- und Comedy-Abend mit Rebecca Carrington und Colin Brown bleiben: die Schüler sollten ihre bekannten Lieder singen und das Londoner Duo seine Sketche aufführen – alles schön der Reihe nach und immer im Wechsel.

Selbstbewusste Schüler

Doch dann kam es zu einem ersten Treffen der beiden mittlerweile in Berlin lebenden Künstler mit den singenden Grundschülern. Von da an war das ursprüngliche Konzept passé. Die Cellistin Rebecca Carrington und ihr Ehemann, der Schauspieler und Gesangslehrer Colin Brown, die bereits mit Musikern wie Paul McCartney, Aretha Franklin oder Robbie Williams gearbeitet haben, waren angenehm überrascht von den witzigen Bewegungsspielen der Kinder – sowie von deren Rezitations- und Gesangskunst.

Das Credo ihre Lehrers lautet: „Ich möchte, dass die Schüler Selbstbewusstsein gewinnen, das wird ihnen dann immer bleiben“, sagt Hömseder. Der Anfang der musikalischen Klasse verdankt sich einer spontanen Eingebung: „Ich stellte fest, wie schwer sich die Kinder beim Auswendig lernen von Gedichten taten“, sagt er. Also griff er nach seiner Gitarre und spielte ein paar Akkorde dazu. Nach dem Motto: Mit Musik geht alles leichter. Der Erfolg war sofort sicht- und hörbar. Und er hat sich bis hinein in die vielen öffentlichen Auftritte erhalten, die die Hömseder-Klassen seither absolviert haben. Kein Kind braucht einen Spickzettel, niemand braucht Noten.

Parodien von Opernarien

So ist es auch an diesem ersten kompletten Probentag mit Carrington und Brown. Seit dem Morgen wird musiziert und am Gesang und der Choreografie gefeilt, aber die Kinder sind noch am frühen Nachmittag voll bei der Sache, von Lustlosigkeit keine Spur. Im Gegenteil: sie sind gespannt auf das, was das Musikerpaar mit ihnen anstellen will. Dazu gehört zum Beispiel eine gemeinsame Parodie von Michael Jacksons „Thriller“. Später allerdings wünschen sie sich von ihnen – als Zugabe sozusagen – eine Extravorstellung mit Verballhornungen von berühmten Opernarien. Endlich dürfen sich die Schüler in die Rolle der Zuschauer zurücklehnen und amüsieren.