Die Feuerwehr zieht zufrieden Bilanz über den Einsatz in Affalterbach, bei dem keine Menschen verletzt worden sind. Foto: KS-Images.de / Karsten Schmalz

Die in Affalterbach getestete Batterie war halb fertig in einem Montagezustand. Das Unternehmen AMG verweist auf hohe Sicherheitsstandards.

Affalterbach - Einen Tag nach dem Batteriebrand bei der Mercedes-Tochter AMG ist der Affalterbacher Feuerwehrkommandant Sascha Hänig ein gefragter Mann. „Alle Welt will Details wissen“, sagt der erfahrene Brandbekämpfer, stellt aber trotz des Großeinsatzes gleich klar: „Man darf das Risiko von Batterien jetzt nicht überbewerten – der Brand ist an einem halb fertigen Akku im Montagezustand ausgebrochen.“

Bei dem Feuer in dem Entwicklungszentrum waren am Dienstag gegen 12 Uhr zahlreiche Feuerwehren aus dem Kreis Ludwigsburg im Einsatz. Keiner der dort tätigen zehn Mitarbeiter wurde verletzt, aber die Werkshalle ist nun laut Hänig völlig verrußt und nicht mehr benutzbar. In Brand geraten war offenbar nur eine Lithium-Ionen-Batterie, eine zweite sicherte die Feuerwehr vorsichtshalber, weil sie neben der brennenden stand. Die Feuerwehr brachte die Batterien in speziell von AMG für diesen Zweck vorgesehene Havariebecken. Das Unternehmen selbst beobachtete die Becken nach dem Abrücken der Feuerwehr gegen 17.30 Uhr noch bis zum folgenden Tag.

Ob menschliches Versagen eine Rolle spielt, ist nicht mehr feststellbar

Unvorbereitet traf das Ereignis die Feuerwehren nicht, es gab schon Übungen. „Die E-Mobilität schreitet voran, es muss geforscht werden – dabei sollte klar sein, dass in einer Werkstatt immer ein Schaden vorkommen kann“, sagt Sascha Hänig. Ob ein technischer Defekt vorlag oder menschliches Versagen, das sei aber wohl nicht mehr feststellbar.

Die Entwickler von Autobatterien stehen im Ruf, Grenzen der Leistungsfähigkeit auszuloten. Die Zellen der Lithium-Ionen verfügen über eine hohe Energiedichte und sind empfindlich. Experten siedeln die kritische Temperatur bei 80 Grad an. Dabei sind Kurzschlüsse und Brände möglich. Dabei können toxische Gase austreten. In Affalterbach hatte die Feuerwehr über die Nina-App die Bewohner gebeten, Fenster und Türen geschlossen zu halten, aber nach Messungen schon gegen 14 Uhr Entwarnung gegeben.

Bei AMG in Affalterbach gelten, „wie überall in unserem Konzern“, hohe Sicherheitsstandards, teilt Jochen Übler, Manager von Mercedes-AMG in der globalen Kommunikation von Daimler, mit. Das Ziel der Batterieentwicklung bei der 100-prozentigen Mercedes-Tochter sei seit Beginn der Entwicklungen im Jahr 2017, ein ausgetestetes und abgesichertes Produkt zu erhalten. An die Grenzen zu gehen, heiße nicht, dass es zu Bränden kommen muss, stellt Jochen Übler klar. „Es gibt bei Technologien aber immer ein gewisses Restrisiko“. Dabei spiele es im Prinzip keine Rolle, dass AMG Batterien für besonders PS-starke Wagen entwickele, „denn die Technik ist die gleiche wie bei normalen Fahrzeugen“. Wichtig sei aus Konzernsicht auch: „Es hat an keinem Fahrzeug gebrannt.“

AMG-Mercedes spricht von einem „gewissen Restrisiko“

Ein Lichtblick ist für den AMG-Sprecher Jochen Übler auch, dass die zuvor entwickelten Sicherheitskonzepte mit der Feuerwehr gegriffen haben. Eine Einschätzung, die der Feuerwehrkommandant Sascha Hänig teilt: „Die Sicherheit ist da, man muss sie nur festigen.“ Heißt konkret: Sollte ein solches Ereignis erneut zu einem Großeinsatz führen, müssten Hänigs Einschätzung zufolge Ansprechpartner auch im Vertretungsfall noch besser vernetzt werden. „Am Dienstag waren zwar alle da – aber es sollte dauerhaft gesichert sein.“

Eine weitere Lehre aus dem Einsatz: „Man könnte vielleicht noch mehr Löschwasser verwenden.“ Denn Messungen hätten zwar ergeben, dass der Schadstoffaustritt sehr gering war. Die Feuerwehr könnte aber durch zusätzliches Löschwasser eine höhere Verdünnung der Stoffe erreichen, sagt Hänig. Mehr Wasser könnte das Risiko für die Umwelt weiter reduzieren – so wie die Kanalisation bei eine Ölaustritt möglichst gründlich durchgespült werden sollte.

Die Polizei kann keinen Hinweis auf eine Straftat erkennen

Zu den Akten gelegt hat die Polizei bereits den Brand. „Wir konnten keinen Hinweis auf eine Straftat erkennen“, sagt Peter Widenhorn, Sprecher des Polizeipräsidiums Ludwigsburg. Brände von Batterien begegneten den Beamten höchstens bei Autounfällen mit E-Fahrzeugen. Deren Zahl für das vergangene Jahr liege für den Bereich des Präsidiums nicht vor.

TIPPS DER FEUERWEHR ZUM SCHUTZ VOR BATTERIEBRÄNDEN

Fahrräder
 Aufpassen sollten E-Bike-Fahrer. Fällt ihnen der Akku auf den Boden, könnten Zellen beschädigt sein. Das erhöhe die Brandgefahr, sagt der stellvertretende Kreisbrandmeister Jochen Feyerabend. Das Akku sollte man besser untersuchen lassen, etwa beim Händler. Und: Es sei nicht ratsam, viele E-Bikes in einem Raum zu lagern. Das Feuer könnte von einer Batterie zur anderen übergreifen, was das Löschen erschwert.

Brandfall
 Sollte ein E-Fahrzeug brennen, muss die Feuerwehr den Batteriebrand stoppen. Notfalls muss das Auto in einen Container mit Wasser. Der für den Kreis Ludwigsburg steht in Kornwestheim.