Auch ihre Autorität hat nach dem Wahldämpfer und dem Jamaika-Aus gelitten: CDU-Chefin Merkel gemeinsam mit CSU-Chef Seehofer auf dem Weg zum Spitzentreffen beim Bundespräsidenten. Foto: dpa

Die Gespräche von Union und SPD über eine Regierungsbildung haben noch nicht einmal begonnen, da geraten die Parteivorsitzenden bereits in unruhige See. Das ist eine Gefahr, meint Parlamentskorrespondent Thomas Maron.

Berlin - Es ist zwar bald Weihnachten, aber die Bildung einer Regierung, die von Union und SPD getragen wird, steht dennoch unter keinem guten Stern. Union und SPD sind von wechselseitigem Misstrauen durchdrungen. Die Aufregung über den Glyphosat-Alleingang des CSU-Landwirtschaftsministers Schmidt legte davon ebenso Zeugnis ab wie das Gerücht, das nach einem vertraulichen Chefgespräch beim Bundespräsidenten Martin Schulz unterstellte, er habe einer großen Koalition im Grund schon seinen Segen erteilt.

Diese Vorgänge und die empörten, nervösen Reaktionen aufseiten der SPD dokumentieren nicht allein das marode Fundament, auf dem ein Mindestmaß an Vertrauen wachsen soll. Sie werfen vor allem ein Schlaglicht auf den Autoritätsschwund, den Schulz, aber auch Merkel seit der Bundestagswahl erlitten haben. Von CSU-Chef Horst Seehofer ganz zu schweigen, der schon fast Geschichte zu sein scheint. Jeder noch so kleine verdeckte oder offene Sabotageakt kann mittlerweile diesen angezählten Vorsitzenden gefährlich werden. Das reizt die Saboteure und belastet die Bildung einer stabilen Regierung enorm. Denn egal ob Minderheitsregierung oder große Koalition: beide Varianten können eigentlich nur unter starken Vorsitzenden erfolgreich arbeiten. Aber starke Chefs sind bei Union und SPD derzeit Mangelware.