In automatisierten Anrufen wird für die Corona-Demos in Stuttgart getrommelt. Foto: dpa/ /Julian Stratenschulte

Gegner der Corona-Maßnahmen belästigen Menschen mit Massenanrufen – um für die Corona-Demos in Stuttgart zu mobilisieren. Viele reagieren verärgert auf die automatischen Bandansagen.

Stuttgart - Gegner der Corona-Maßnahmen wollen mit automatisierten Massenanrufen für die Demonstrationen am Karsamstag in Stuttgart mobilisieren: Zahlreiche Menschen haben im Vorfeld des Protests gegen die Corona-Auflagen unerwünschte Anrufe erhalten, wie ein Sprecher der Stuttgarter Polizei am Freitagabend sagte. „Wir können bestätigen, dass eine Mobilisierungsaktion per Telefon stattfindet. Das ist eine Bandansage, die dazu aufruft, an den Kundgebungen teilzunehmen“, sagte der Sprecher weiter.

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Wer genau hinter diesen Anrufen steckt, konnten die Beamten zunächst nicht sagen. Doch das Ziel ist klar: Trommeln für den Corona-Protest. Die Polizei rüstet sich mit einigen Hundert Beamten für mehrere Demonstrationen gegen die Corona-Auflagen und geplante Gegenproteste in Stuttgart. Rund 2500 Menschen werden allein zu einer Kundgebung der sogenannten Querdenken-Bewegung am Karsamstag (16 Uhr) auf dem Cannstatter Wasen am Neckar erwartet. Allerdings gehen Schätzungen derzeit davon aus, dass es auch deutlich mehr werden könnten.

Menschen fühlen sich durch Massenanrufe belästigt

Es handle sich dabei überwiegend um Nummern aus dem Berliner oder Dresdner Raum, so der Polizeisprecher. Er berichtet von Anrufen verärgerter Bürger im Großraum Stuttgart. Auch in den sozialen Netzwerken reagieren Menschen verärgert auf die Massenanrufe. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter schrieb ein Nutzer: „Wer mit solchen Methoden arbeiten muss, hat offensichtlich große Angst, nicht genug Krawallmacher für die Demo begeistern zu können.“

Auf Facebook berichtet eine Nutzerin wütend: „Eine automatische Ansage einer blechernen Frauenstimme behauptete, dass unsere Demokratie in Gefahr sei und ich zur Demonstration nach Stuttgart kommen soll. Ich finde das dermaßen unverschämt. Ich habe niemandem die Erlaubnis gegeben, mich auf meinem Festnetz anzurufen.“

Bundesnetzagentur nimmt Beschwerden entgegen

Beschwerden zu unerwünschten Anrufen können Bürger an die Bundesnetzagentur richten. „Die Bundesnetzagentur verfolgt unerlaubte Werbeanrufe und geht gegen die Verursacher vor“, heißt es dort auf der Internetseite. „Wenn Sie Defizite feststellen oder unerlaubte Praktiken beobachten, teilen Sie uns das bitte mit. Wir gehen Hinweisen nach und leiten nach pflichtgemäßem Ermessen als Aufsichtsbehörde Schritte ein, um Verstößen nachzugehen.“

Die „Querdenken“-Bewegung und ihre Mitstreiter sprechen sich gegen die derzeitigen Corona-Maßnahmen aus. Die Bewegung wird vom Landesamt für Verfassungsschutz in Baden-Württemberg beobachtet. Im vergangenen Sommer hatten auf dem Wasen bis zu 10 000 Menschen demonstriert. Zuletzt hatte am 20. März eine Demonstration in Kassel mit mehr als 20 000 Menschen für Schlagzeilen gesorgt - erlaubt waren nur 6000. Es kam zu teils gewalttätigen Auseinandersetzungen.