Jeremy Corbyn und seine Labour-Partei haben gerade noch so ein Wahl-Debakel verhindern können. Foto: Getty

Labour-Chef Jeremy Corbyn kann nach den britischen Regionalwahlen aufatmen. Doch seine Partei steht weiter unter Druck. In Schottland verliert sie an Boden. Anderswo bejubelt die EU-feindliche Ukip-Partei einen Erfolg.

London - Trotz schmerzlicher Verluste in Schottland hat die Labour-Partei bei den Regional- und Kommunalwahlen in Großbritannien ein Debakel abgewendet. In England schlug sich die Partei von Jeremy Corbyn besser als erwartet. Die EU-feindliche Ukip-Partei kann in Wales zum ersten Mal ins Parlament einziehen.

Bei der Bürgermeisterwahl in London zeichnete sich am Freitag ein Sieg für Labour-Politiker Sadiq Khan ab. Nach Auszählung erster Stimmen lag der Kandidat der Arbeiterpartei vor seinem konservativen Tory-Rivalen Zac Goldsmith. Mit Khan könnte die Millionen-Metropole zum ersten Mal einen muslimischen Bürgermeister bekommen. Zuletzt hatte hier acht Jahre lang der Konservative Boris Johnson regiert.

Nach seiner Wahl zum Labour-Chef im vergangenen Spätsommer waren die Regional- und Kommunalwahlen als erster Test für Corbyn gewertet worden. Im Vergleich zu den Wahlen 2011 und 2012 muss seine Partei aber voraussichtlich große Verluste hinnehmen.

Die ganz große Schmach bleibt dem Oppositions-Vorsitzenden aber erspart. Im Hinblick auf das katastrophale Ergebnis der nationalen Parlamentswahl im vergangenen Jahr gewinnt Labour wohl wieder etwas an Boden. „Wir sind drangeblieben und haben vielerorts Unterstützung gewonnen“, sagte Corbyn. Selbst im konservativ geprägten Süden Englands konnte Labour einige ihrer Hochburgen verteidigen.

Der konservative britische Premier David Cameron sagte dagegen, der von Medien „Super Thursday“ getaufte Wahltag habe gezeigt, dass die Arbeiterpartei die Verbindung zu den Wählern „völlig verloren“ habe. In Schottland musste Corbyns Partei eine Niederlage einstecken. Hier überholten die Konservativen Labour: Sie wurden zweitstärkste Kraft nach der linksgerichteten schottischen Nationalpartei (SNP).

Deren Chefin Nicola Sturgeon feierte am Freitag den dritten Wahlsieg ihrer Partei in Folge. „Wir haben Geschichte geschrieben“, erklärte die schottische Ministerpräsidentin. Die absolute Mehrheit verloren die Separatisten aber. Im März hatte die SNP angekündigt, nach dem Referendum über die britische EU-Mitgliedschaft am 23. Juni erneut für die Abspaltung Schottlands aus Großbritannien werben zu wollen. Eine Koalition könnte die Nationalpartei etwa mit den Grünen bilden.

In Wales wurde Labour mit Abstand stärkste Kraft. Hier dürften die britischen Rechtspopulisten mehrere Sitze ergattern und damit zum ersten Mal überhaupt in das Parlament einziehen. Der Chef der EU-feindlichen Ukip-Partei Nigel Farage sprach von einem „Durchbruch“.

Millionen Briten hatten am Donnerstag neue Regional- und Kommunalparlamente sowie neue Bürgermeister in London und anderen Städten gewählt. Die Ergebnisse der Bürgermeisterwahl in der britischen Hauptstadt wurden aber erst am Freitagabend erwartet.