Aus der Luft wird das Ausmaß des Großbrandes deutlich: Entlang der Goldgrubengasse (unten) sind zwei Gebäude betroffen, dort stürzte eine Scheune ein. An der Gerberstraße sind drei Wohnhäuser zerstört worden. Foto: Marc Eich

Die ganze Nacht war die Feuerwehr vor Ort, um gegen ein Wiederaufflammen beim Villinger Großbrand anzukämpfen. Bei Tageslicht wird das Ausmaß sichtbar.

Erst aus der Luft wird deutlich, wie verheerend das Feuer in der Villinger Innenstadt tatsächlich gewütet hat. Vier Dachstühle sind durchgebrannt und teilweise in sich zusammengefallen, eine Scheune stürzte noch am Abend ein.

 

Der Blick von der Goldgrubengasse auf den Brandort lässt einen erschaudern: Kaum ein Stein steht dort mehr auf dem anderen. Wie groß die Hitze gewesen sein muss, zeigt sich an der gegenüberliegenden Häuserzeile in Richtung Niedere Straße. Scheiben platzten, eine Laterne ist geschmolzen, auch das Plastik von Mülltonnen wurde zerstört.

Am Sonntagmorgen gegen 9 Uhr macht sich Oberbürgermeister Jürgen Roth ein Bild von der Lage vor Ort - mit dabei: der Schwarzwälder Bote ist. Feuerwehr-Einsatzleiter Robert Friedrich führt ihn an den Ruinen entlang. Mit Entsetzen blickt Roth auf die abgebrannten Häuser. „Erst bei Tageslicht wird deutlich, wie schwer das Feuer wirklich gewütet hat“, sagt er gegenüber unserer Redaktion.

Gleichzeitig sammeln sich zahlreiche Schaulustige entlang der Absperrungen. Die Menschen sind erschüttert vom Ausmaß des historischen Großbrandes. In den vergangenen 50 Jahren habe es in der Villinger Innenstadt kein Feuer dieser Dimension gegeben, erinnert sich ein ehemaliger Feuerwehrmann. Vermutlich wird der Brand auch Auswirkungen auf die kommenden Jahre haben.

Anwohner mit Tränen in den Augen

Vor Ort geht es für die Betroffenen, die ihr Hab und Gut verloren haben, aber zunächst vor allem um die Frage: Wie geht es in den nächsten Stunden, Tagen, Wochen weiter? Mehrere Anwohner stehen mit Tränen in den Augen am Flatterband und blicken auf die am Morgen weiterhin qualmenden Reste der Häuser. Mehrere Wohnungen wurden zerstört – inklusive aller Habseligkeiten.

Die Betroffenen kommen derzeit bei Freunden oder Familie unter. Andere wiederum wissen noch nicht, wie stark ihre Wohnungen betroffen sind. Erst nach Freigabe durch die Polizei dürfen sie in ihre eigenen vier Wände zurückkehren – sofern das überhaupt möglich ist.

Polizei ist am Morgen vor Ort

Die Polizei hat am Vormittag die Ermittlungen zur möglichen Brandursache aufgenommen. Das Feuer hatte sich vom Innenhof eines Gastronomiebetriebs auf einen Balkon und von dort auf umliegende Häuser ausgebreitet. Anwohner äußerten bereits einen Verdacht zur Ursache, die Polizei gibt dazu jedoch vorerst keine weiteren Informationen bekannt.

Zuvor hatte die Feuerwehr die gesamte Nacht damit verbracht, ein Wiederaufflammen zu verhindern. Einsatzleiter Robert Friedrich erklärt, dass kurz nach Mitternacht Teile eines Daches eingestürzt seien. Daraufhin sei erneut Dachpappe in Brand geraten. Mit zwei Drehleitern löschte die Feuerwehr bis 6 Uhr am Morgen – unterstützt vom Technischen Hilfswerk. Gegen 8.30 Uhr konnte die Feuerwehr zunächst abrücken. Man geht jedoch davon aus, dass auch am Sonntag weitere Nachlöscharbeiten notwendig werden.

„Ich ziehe meine Jungs aber erstmal ab – viele waren die ganze Nacht auf den Beinen. Wir richten jetzt unsere Fahrzeuge“, so Friedrich vor Ort. Auch er selbst ist zu diesem Zeitpunkt bereits seit 14 Stunden im Einsatz und hofft, sich am Vormittag wenigstens kurz erholen zu können.