Eine Videoaufnahme zeigt eine dunkel gekleidete Gestalt, die in einem Abfallcontainer am Bürgerzentrum ein Feuer legt. Foto: Polizei

Der 22-Jährige, der zugegeben hat, das verheerende Feuer im Waiblinger Bürgerzentrum gelegt zu haben, ist in ein Justizvollzugskrankenhaus gebracht worden. Er ist zuvor schon wegen Sachbeschädigung und Brandstiftung aufgefallen.

Waiblingen - Videoaufnahmen von Überwachungskameras am Waiblinger Bürgerzentrum (Büze) haben die Polizei auf die Spur des Mannes gebracht, der offenbar den Großbrand im Kulturzentrum der Stadt verursacht hat. Der 22-jährige Waiblinger, der am Mittwoch gefasst worden war, habe die Brandstiftung inzwischen gestanden, berichtete jetzt der Leiter der Waiblinger Kriminalpolizeidirektion, Rainer Möller, bei einer Pressekonferenz.

Aus einem Schwelbrand entwickelt sich ein Großfeuer

Mit Hilfe der Videobilder konnte die Polizei nachweisen, dass die Abfallcontainer im Anlieferungsbereich des Büze am Montagabend bereits zwischen 21.30 und 22 Uhr angezündet wurden. Auf den Bildern ist eine dunkel gekleidete Gestalt zu sehen, die mit einem Feuerzeug Material entzündet. Zunächst, so haben die Ermittler den Verlauf des Brandes rekonstruiert, entwickelte sich daraus nur ein Schwelbrand in den Containern. Nach Mitternacht erst zündete das Feuer aufgrund der sich entwickelnden Hitze durch und breitete sich aus. Gegen 1.30 Uhr wurde es bemerkt und die Feuerwehr alarmiert. Zu diesem Zeitpunkt griffen die Flammen schon auf die Dachkonstruktion des Bürgerzentrums über, wo sie sich dann großflächig nach allen Seiten verteilten.

Der Festgenommene war bereits einschlägig bekannt

Die Auswertung weiterer Bilder, die den Brandverursacher auch im Bereich der Tiefgarage zeigen, hat laut Möller dann zusammen mit einer intensiven Spurensuche in der Umgebung des Tatorts Fingerabdrücke am Gebäude zu Tage gefördert, die dem Täter zugeordnet werden konnten. Der Abgleich im Automatischen Finger-Abdruck-Identifizierungs-System der Polizei habe schließlich zu dem 22-Jährigen aus Waiblingen geführt. Dieser sei, sagte Möller, „bereits zuvor mit ähnlichen Delikten einschlägig in Erscheinung getreten“. Bei diesen Delikten handelt es sich offenbar um Sachbeschädigung und Brandstiftung.

Der mutmaßliche Verursacher des auf eine Höhe von zwei bis fünf Millionen Euro geschätzten Schadens am Bürgerzentrum sei am Mittwochnachmittag in seiner Wohnung in Waiblingen festgenommen worden, er habe keinen Widerstand geleistet, berichtete Möller weiter. Er habe die Tat sofort eingeräumt. Zu seinem Motiv könne die Polizei allerdings noch keine Angaben machen. Relativ klar ist aber offenbar, dass es sich bei der Brandstiftung wohl nicht um einen gezielt auf das Bürgerzentrum gemünzten Anschlag handelt.

Am Donnerstagnachmittag wurde der 22-Jährige einem Haftrichter vorgeführt. Auf dessen Anordnung hin wurde er zunächst in ein Justizvollzugskrankenhaus gebracht. Dort folgen nun Untersuchungen, die darüber entscheiden, ob der Verdächtige letztlich in ein Gefängnis kommt oder ob er in ein psychiatrisches Krankenhaus verlegt wird.

Gerüchteküche brodelt

Er sei extrem erleichtert, dass der mutmaßliche Verantwortliche für den Brand im Bürgerzentrum so schnell gefunden wurde, sagte bei der Pressekonferenz der Waiblinger Oberbürgermeister Andreas Hesky. Zum einen, weil damit die Bürger in der Sicherheit leben könnten, das er nicht weitere Gebäude anstecke. Angesichts der Gerüchteküche, die in Waiblingen gebrodelt habe, sei es aber auch sehr wichtig, klargestellt zu haben, dass für diesen Großbrand ein Deutscher und nicht – wie vielfach kolportiert – womöglich ein Asylbewerber verantwortlich sei. „Ich war richtig schockiert, wie oft ich angesprochen wurde, dass da ja wohl ein Flüchtling oder Ausländer verantwortlich sein könnte“, sagte der Oberbürgermeister.

Im Nachhinein sei es ein Glücksfall, dass an der betreffenden Seite des Bürgerzentrums eine Überwachungskamera installiert war. Und es werde zu entscheiden sein, ob Kameras auch an weiteren Stellen in der Stadt angezeigt sein könnten. „Erstaunlich“ nannte der Waiblinger OB die Tatsache, dass die Polizei „aus so wenigen Spuren so schnell den Verdächtigen ermitteln konnte“. Neben den Feuerwehrleuten, die hervorragende Arbeit geleistet hätten , gelte daher der ganz besondere Dank der Stadt den vorbildlichen Ermittlern.

Die Stadtverwaltung stehe angesichts der auf bis zu fünf Millionen Euro taxierten Schäden am Bürgerzentrum in den kommenden Monaten vor großen Herausforderungen. Allerdings seien auch allseits Hilfsangebote eingegangen. Sogar aus den Partnerstädten Baja (Ungarn) und Virginia Beach (USA). Hesky zu dem, was er erlebe: „Das ist etwas, das zusammenschweißt.“