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Großbottwar möchte seine Innenstadt beleben. In Erarbeitung sind mehrere Konzepte, deren Details künftig in einer „Zukunftswerkstatt“ ausgetüftelt werden. Eine erste Maßnahme ist bereits beschlossen: Die Stadt schreibt eine zusätzliche Stelle aus.

Großbottwar - Wenn es um die Belebung und Entwicklung Großbottwars geht, machen die Stadtverwaltung und der Gemeinderat ernst: Auf den Weg brachten sie bereits ein Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK), ein Einzelhandels- und ein Innenstadtkonzept. Doch nicht nur Planungsbüros sollen sich Gedanken machen, sondern auch die Bürger, Einzelhändler, Gastronomen und Eigentümer. Auf Antrag der Fraktion FBWV beschloss der Gemeinderat deshalb am Mittwoch, all die sperrigen Begriffe künftig unter dem Titel „Zukunftswerkstatt Großbottwar“ zusammenzufassen. „Damit soll deutlich werden, dass hier ‚g’schafft’ und etwas entwickelt wird“, sagte Antragsteller Robert Wien, der sich wünscht, dass die Planung und Umsetzung zur „Herzensangelegenheit“ für die Großbottwarer werde. Jeder Einzelne sei aufgerufen mitzumachen.

Eine Grundlage für die Realisierung bietet das Innenstadt- und Einzelhandelskonzept, das am Mittwoch im Gemeinderat vorgestellt wurde. Wichtigster Beschluss ist es, die 100-Prozent-Stelle eines Stadtmanagers zu schaffen. Ausgeschrieben werden soll sie in nächster Zeit. Je zu einem Viertel hat sich die Person ums City- und Standortmarketing, die Wirtschaftsförderung und das Leerstandsmanagement zu kümmern. Die Erwartungen sind hoch: „Mit ihm oder ihr steht oder fällt das Konzept. Ohne den Standortmanager ist es wertlos“, sagte Thomas Stigler (FBWV), der damit auf den Antrag der SPD reagierte, die das Konzept zwar „wirklich gut“ findet (Angelika Maier), wegen der finanziell schwierigen Lage aber erst bei der Haushaltsberatung 2021 über die Stelle beraten wollte. Die übrigen Fraktionen lehnten das ab.

Das Konzept komme „spät, aber nicht zu spät“, sagte Robert Wien. Und Matthias Wien (CDU) kommentierte, dass es bei der Innenstadt fünf vor zwölf sei. Auch Paul Wien (FDP) sprach von einem „begrüßenswerten Konzept“, das Schwung ins Städtle bringe. Er regte an, die Stelle mit einem Umfang von 75 Prozent am Hauptamt anzusiedeln, damit sich Mitarbeiter der Aufgabe annehmen, die die Stadt kennen. „Wir sind ja abhängig davon, dass das gleich funktioniert.“ Auch das lehnten die anderen Räte aber ab. „Die Stelle sollte losgelöst von der Rathausstruktur sein“, so Matthias Wien. Auch weil Freiheiten entstünden, die es zu nutzen gelte.

Der Planer Matthias Prüller von der imakomm Akademie stellte die Ergebnisse des Innenstadt- und Einzelhandelskonzepts vor. Erarbeitet worden war es in Arbeitsgruppen, unter anderem mit den Selbstständigen. Generell geht es darum, einen roten Faden zu schaffen. Heißt: Es ist festgelegt, welche Bereiche der Stadt für Einzelhandel und Gastronomie besonders ins Auge gefasst werden. Eine Konzentration ist hierbei fürs Dreieck aus Bachstraße, Rosenkreuzung, Haupt- und Kirchstraße angedacht. Gerade die Kirchstraße biete Potenzial, was die Gastronomie samt Außenbestuhlung angeht. Matthias Prüller sprach von einem „zusätzlichen Anziehungspunkt“. Die Straße könnte daher zwischen dem Marktplatz und der Entengasse für den Verkehr gesperrt werden. Auch das Gmelich-Areal steht im Fokus. Ins Spiel gebracht wird hier ein Geschäftshaus für Einzelhandel, Dienstleistung und Wohnen. Die nördliche Altstadt rund um die Haaggasse spielt in diesem Sinne wegen des fehlenden Entwicklungspotenzials hingegen keine Rolle. Hier wird der Schwerpunkt aufs Wohnen gelegt. „Auch wenn das in den Köpfen vielleicht anders verankert ist“, sagte Prüller, der betonte, dass sich Nahversorger wie Bäcker natürlich trotzdem überall, auch in Wohngebieten, ansiedeln könnten.

Durch Begrünung, Infoboxen, die verstärkt eingesetzten Symbole Storch und Wein, eine spezielle Beleuchtung oder auch digitale Stelen ist vorgesehen, eine Wohlfühlatmosphäre in der Stadt zu schaffen und die Besucher entsprechend zu lenken. „Da lässt sich auch das Bestehende ohne viel Geld vorantreiben“, ist sich Matthias Prüller sicher. Notwendig sei „kein großer Stadtumbau“. Und sei das einmal umgesetzt, sei wichtig, dass sich jemand um die langfristigen Ziele kümmere. „Das geht nicht alles nebenher.“

Das Konzept sieht daher vor, zusätzlich zum Standortmanager eine „Strategiegruppe Innenstadt“ ins Leben zu rufen – was der Gemeinderat auch einstimmig beschloss. Vertreten sein werden neben dem Bürgermeister und dem Standortmanager auch Stadträte sowie der Bund der Selbstständigen (BdS) und der Verein Miteinander Attraktives Großbottwar (MAG). Synergien könnten so mit einer klaren Aufgabenverteilung besser genutzt, Jahresziele formuliert werden. Das Konzept geht bereits ins Detail und zeigt an, was eine hohe, was eine weniger hohe Priorität genießt. Bürgermeister Ralf Zimmermann sprach insgesamt von „einem guten Instrument“, das man jetzt an der Hand habe.