Foto: KS-Images.de

Zum Drei-Gänge-Menü gibt es regionale Weine und Märchen.

Großbottwar - Was ist uns wichtig?“ Genuss bereiten, Erzähltradition weitergeben, Spaß, Spannung, zum Nachdenken anregen, peilten Stefanie Keller und Stefan Hoffmann ihre Prioritäten während ihrer ersten Begegnung aus. Sie Märchenhexe, wie sie sich selbst nennt, aus Pleidelsheim, er selbstständiger Coach beim „Aus-Der-Zeit-Hof“, Start Up 2019, aus Aspach. Es war Anfang Juni bei „Wein, Wandern und Genuss“ in der Wein Lese Landschaft Marbach-Bottwartal, veranstaltet durch die Tourismusgemeinschaft: Während ihres Gesprächs stellte sich die Frage, wie sich die Leidenschaften der Märchenerzählerin und des Hobbykochs zu etwas Neuem verbinden könnten. Es dauerte nicht lange und Taten folgten. Und kein halbes Jahr später, nämlich am Freitagabend, kamen knapp 30 Gäste in der Bottwartalkellerei zusammen.

Sie wurden zum ersten „Märchen-Mahl anders“ mit einem Riesling Sekt und Lachshäppchen begrüßt. An festlich eingedeckten Tischen erfuhren sie zudem von der charmanten Stefanie, wie wohl der Wein entstanden sein könnte, und dass Gott dabei knitze Unterstützung vom Teufel gehabt habe. Weiter präsentierte die Erzählerin mit theatralischem Geschick, wie die kluge Köchin Gretel ihren Herren aufs Glatteis führt. Man könnte meinen, solch Szenerie käme einem bekannt vor. „Märchen sind nur für Kinder“, das sei die landläufige Meinung, so Stefanie Keller .

Dabei steckten in den Märchen Philosophie und Metaphern aus dem echten Leben, was durchaus auch Erwachsene faszinieren könne, ist sie sich sicher. Am Freitag amüsierten sich die Gäste auf jeden Fall. Zumal Gaumenschmeichler mitgeliefert wurden. Die Köchin Gretel hatte Hühnchen genascht, real wurden köstliche gebratene Entenbruststreifen aufgetragen. Der Salat überraschte mit einem Prisma aus frischen, vanillesahnigen und crunchigen Variationen. Die Qual der Wahl zu diesem Gang hatten die Teilnehmer zwischen dem spritzigen Weißburgunder und einem fruchtig schmeckenden Pinot Gris. An diesem Abend zwei von insgesamt sechs Weinen der Bottwartaler Winzer.

Viel gelacht wurde neben dem Essen, etwa über den Bart und das Herz, die sich nach einem Zank am Ende glücklich in einem Menschen versöhnen. Nachdenklich stimmen konnte Paul Maars „Die Geschichte vom bösen Hänsel, der bösen Gretel und der Hexe“, eine Interpretation des bekannten Märchens der Gebrüder Grimm. Das tat der guten Stimmung des Abends aber keinen Abbruch. Sinnlichen Genuss gab’s als Hauptgang wahlweise mit Wildschweinrollbraten oder Rinderbraten. „Das Fleisch zerging auf der Zunge“, schwärmte eine Teilnehmerin, die beides probiert hatte. Für den Rest des Abends wurden neben einer Handvoll bunten Fantasiegeschichten edle Tropfen aus Trollinger, Zweigelt und Muskattrollinger kredenzt. Im abschließenden süßen Dessert durfte man Zimt, Anis und Spekulatiusnoten erleben. Dazu gab es das Experiment eines kalten Glühweins. Koch Stefan Hoffmann war sicher erleichtert über die positive Resonanz der Gäste, denn er gab zu, erstmals für so viele Gäste gekocht zu haben. Und wegen des guten Erfolgs soll das „Märchen-Mahl anders“ wiederholt werden.