Mehr Tempo 30 ist eine Forderung in einem ganzen Bündel an Maßnahmen im Lärmaktionsplan von Großbottwar. Foto: dpa/Felix Kästle

Zu viel Lärm verursacht der Straßenverkehr an etlichen Stellen. Daher will Großbottwar, dass Kreis und Land Tempolimits erlassen und baulich nachrüsten.

Der Lärm von Autos, Motorrädern und Lastwagen treibt die Menschen um in Großbottwar. „Von den Anwohnern gab es ungewöhnlich viele Rückmeldungen“, berichtete Gutrun Bentele am Mittwochabend im Gemeinderat. Die Ingenieurin war mit ihrem Büro Kurz und Fischer damit beauftragt, den Lärmaktionsplan (LAP) der Stadt nach fünf Jahren wieder auf den neusten Stand zu bringen. Seit 20 Jahren, schreibt die Europäische Union vor, dass ihre Mitgliedsstaaten die Menschen vor gesundheitsschädlichem Lärm schützen müssen. Dazu entwickelten die Kommunen die Lärmaktionspläne und benennen konkret, was zu tun ist, um Krach einzudämmen.

Vorhandene Lärmschutzwände sind unzureichend

Die Analyse zeigt für Großbottwar erneut problematische Stellen auf. Dies betrifft zunächst die Verkehrsader des Bottwartals, die L 1100, sowie den Autobahnzubringer L 1115. „Die aktiven Lärmschutzbauwerke sind unzureichend. Die Situation hat sich verschlechtert, eine neue Ampelanlage hat die Situation verschärft“, sagte Bentele. Die Wände und Wälle zum Lärmschutz müssen teilweise instand gesetzt werden, zwischen Winzerhäuser und Kleinaspacher Straße fehlt ein Stück der Lärmschutzwand. Bis diese kommt, soll deshalb dort Tempo 60 gelten. Nicht möglich ist es laut Bentele, wie teilweise gefordert auf den Landesstraßen Tempo 30 einzuführen, da sie den überörtlichen Verkehr aufnehmen sollen.

Im vergangenen Jahr hatten nicht nur die beteiligten Behörden und die Busunternehmen Stellung zu dem LAP der Stadt genommen, sondern auch die Betroffenen. Das Ergebnis der darauf folgenden Verhandlungen hatte der Gemeinderat nun zu beschließen, was er auch einstimmig tat. Wenn das Regierungspräsidium den LAP genehmigt hat, kann die Stadtverwaltung beim Landkreis beantragen, dass dieser die neuen Tempolimits anordnet.

Nun sind die übergeordneten Behörden am Zug

Dass der LAP zwischen kurz- und mittelfristigen Maßnahmen unterscheidet, kritisierte die SPD-Fraktionsvorsitzende Angelika Maier: „Was heißt mittelfristig? Der Ausbau der Wand stand schon im letzten Lärmaktionsplan.“ Bürgermeister Ralf Zimmermann stimmte zu, „aber machen muss es das Land. Deshalb geht es darum, ein deutliches politisches Signal zu setzen“. Die zuständigen Behörden müssten sich mit dem auseinandersetzen, was Großbottwar in den LAP schreibe und darauf reagieren.

Ein deutliches Zeichen setzte der Gemeinderat daher für die Anwohner der Kleinaspacher Straße. Die fordern wegen des hohen Verkehrsaufkommens Tempo 30, was das Landratsamt aber als aussichtslos zurückgewiesen habe, erläuterte Bentele dem Gremium. Für die FBWV-Fraktion beantragte Stadtrat Thomas Stigler, an der Forderung nach Tempo 30 festzuhalten. Dem stimmte das Gremium bei drei Enthaltungen zu.

Mehr Tempo 30 in Großbottwar

Details
Kurzfristig fordert Großbottwar zusätzlich Tempo 30 auf der Winzerhäuser Straße von der Oberstenfelder Straße bis zur Hausnummer 22/2; auf der Kleinaspacher Straße; in Winzerhausen auf der Neckarwestheimer, der Mundelsheimer und der Wunnensteinstraße; in Hof und Lembach auf der Brücken- und der Talstraße. Tempo 60 soll auf der L 1115 entlang der Stadt Großbottwar gelten. Außerdem soll die Neckarwestheimer Straße in Winzerhausen ausgebessert werden und die Einwohner entlang der Kreisstraßen sollen Zuschüsse bei passivem Lärmschutz wie Schallschutz-Fenstern erhalten. Mittelfristig fordert die Stadt Flüsterasphalt auf der L 1100 und der L 1115 sowie verbesserte Wände und Wälle zum Lärmschutz. Eine Schutzwand verlangt sie zudem für die Autobahn 81 im Bereich Holzweiler Hof.