Während der Löscharbeiten wurde das Siebenmühlental gesperrt. Von der Einsatzzentrale aus wurden die Feuerwehren von mehreren Seiten aus an den Brand herangeführt. Foto: SDMG

Am Freitag ist ein halber Quadratkilometer Wald zwischen Musberg und Steinenbronn in Flammen aufgegangen. Die Feuerwehren aller umliegenden Gemeinden waren vor Ort. Ob eine Phosphorbombe den Brand ausgelöst hat, scheint zumindest zweifelhaft. Die Feuerwehr jedenfalls hat ihre eigene Theorie.

Filder - So hatte sich Stefan Turata diesen Tag sicher nicht vorgestellt. Der Feuerwehrkommandant aus Steinenbronn half gerade beim Aufbau eines Hochzeitfestes in Waldenbuch, als ihn der Anruf erreichte, dass es im Wald brenne. Die Steinenbronner Kollegen hatten ihn gerufen. Noch auf dem Weg und in seinem Privatauto benachrichtigte er die Waldenbucher, die auch gleich ausrückten. „Die Musberger waren parallel alarmiert worden. Das wussten wir aber gar nicht und trafen sie im Wald“, sagt Turata. Wenig später würde er sogar als Einsatzleiter in einem Hubschrauber sitzen und mit einem Funkgerät von oben die zu diesem Zeitpunkt bereits rund 200 Helfer am Boden instruieren. Kurze Zeit danach sollte auch noch eine Weltkriegsbombe im niedergebrannten Unterholz gefunden werden.

An fünf Stellen lodern die Flammen gleichzeitig

Außergewöhnlich warm und trocken war es am vergangenen Freitag, als nacheinander zwei Meldungen die Feuerwehr-Leitstellen erreichten. Gegen 14.40 Uhr hatte erst die Besatzung eines Polizeihubschraubers, der zufällig in der Gegend unterwegs war, eine starke Rauchentwicklung entdeckt. Um 14.57 Uhr entdeckte zudem ein Spaziergänger das Feuer, wählte die 112 und lotste die Einsatzkräfte an die abgelegene Stelle im Wald zwischen Musberg und Steinenbronn.

Was anfangs nach einem, später nach zwei Feuern aussah, entpuppte sich im Lauf der nächsten zwei Stunden sogar als fünf Feuer. Diese waren aber so nah beieinander, dass sie von den Löschprofis als ein zusammengehörender Brand angesehen wurden. Vermutlich hatte Funkenflug mehrfach Unterholz in der Nähe entzündet. Erste Berichte deuteten auf eine 80 auf 100 Meter große Fläche hin, die in Flammen stand. Letztlich loderte das Feuer auf einem halben Quadratkilometer im Gewann Bettelmühle, etwa einen halben Kilometer von den Tennisplätzen des TSV Musberg entfernt.

Die Helfer legen drei kilometerlange Wasserleitungen

Bereits um kurz nach 15 Uhr, so schätzt Turata, seien die Helfer mit vier Löschfahrzeugen vor Ort gewesen. „Wir haben zwei Fahrzeuge links und zwei Fahrzeuge rechts eingeteilt“, sagt er. Weil absehbar war, dass die Wassertanks rasch leer sein würden, legten die Feuerwehrleute Schläuche durch den Wald. Die erste Leitung von Steinenbronn her war wohl gegen 15.45 Uhr einsatzbereit. Auf einer Länge von 1,8 Kilometern hatten die Helfer Schläuche vom Steinenbronnen Ortsrand her zusammengesteckt.

Zeitgleich näherten sich die Kollegen der anderen Wehren ebenfalls mit selbstgelegten Leitungen von der anderen Seite. „Als Nächstes stand die Leitung vom Klärwerk im Siebenmühlental her“, sagt Carsten Ruick, der für die Pressearbeit der Feuerwehr Leinfelden-Echterdingen zuständig ist. Auch diese Leitung dürfte länger als einen Kilometer gewesen sein. Um das Höhengefälle zu überwinden, wurden mehrere Löschfahrzeuge quasi zwischengeschaltet. Die letzten paar hundert Meter schlängelte sich der Schlauch zwischen den Bäumen hindurch.

Die Feuerwehr Filderstadt wiederum war für eine dritte Leitung vom Aktivspielplatz Musberg her verantwortlich. Diese wäre eigentlich nicht nötig gewesen, diente aber als Reserve.

Weniger das Feuer als das warme Wetter forderte die Helfer dabei auf besondere Weise. In voller Montur und unter Atemschutz waren sie im Wald unterwegs, weshalb auch das DRK Steinenbronn vor Ort war. Die Rotkreuzler sollten die Feuerwehrleute mit Trinkwasser versorgen und bei Hitzschlag oder anderen Verletzungen Erste Hilfe leisten. Außerdem waren die Feuerwehren aus Böblingen, Sindelfingen, Schönaich, Grafenau und Weil im Schönbuch im Einsatz. Das Landratsamt Böblingen rückte mit einer Drohne an, die über dem Gebiet kreiste. Die Drohne verfügt neben einer Wärmebildkamera auch über eine Echtbildkamera und flog die Gegend weiträumig ab, um weitere Glutnester zu entdecken, die durch Funkenflug hätten entstehen können.

Der unerwartete Bombenfund beendet die Löscharbeiten

„Die Einsatzkräfte haben sehr gute Arbeit geleistet, das war eine perfekte Leistung“, sagt Stefan Turata. Vor allem die Kommunikation habe gut geklappt. „Im Notfall fragt niemand, ob das mein Brand oder dein Brand ist“, sagt er. Alle hätten zusammen geholfen.

Freilich hatte sich dennoch irgendwann herausgestellt, dass das Feuer eigentlich jenseits der Gemarkungsgrenze zu Leinfelden-Echterdingen ausgebrochen war. Deshalb war die Einsatzleitung auch schon von der Großen Kreisstadt übernommen worden, als kurz vor 17 Uhr, das Feuer war größtenteils bereits gelöscht worden, eine Granate im verkohlten Unterholz gefunden wurde. Über eine Internetverbindung wurden Fotos an die Polizei und den Kampfmittelbeseitigungsdienst geschickt. Bis der vor Ort eintraf, durfte sich niemand mehr dem Fundort nähern. Rasch stellte sich heraus, dass es sich um eine Phosphorbombe aus dem Zweiten Weltkrieg handelte, die ausgebrannt war.

Die Feuerwehr hat ihre eigene Theorie zur Brandursache

„Es ist unklar, ob die Bombe den Brand ausgelöst hat“, sagt der Polizeisprecher Gerd Aigner. Phosphorbomben wurden während des Kriegs massenhaft auf der Filderebene abgeworfen, Ziel war unter anderem der Flughafen. Der Stoff entzündet sich auch nach langer Zeit rein durch Kontakt mit Luft und verbrennt bei einer Temperatur von 1300 Grad Celsius. Gut möglich also, dass die Bombe irgendwann durch die Witterung freigelegt wurde, korrodierte und schließlich Feuer gefangen hat. „Es ist aber genauso gut möglich, dass jemand eine Zigarettenkippe weggeschmissen hat“, sagt Aigner. Jedenfalls könne der Kampfmittelbeseitigungsdienst keine klare Aussage treffen.

Stefan Turata hält es für unwahrscheinlich, dass die Bombe der Auslöser des Waldbrands war. „Ich denke, sie hat nichts damit zu tun“, sagt der Steinenbronner Kommandant. Das Feuer habe sich den Hang hinauf gearbeitet und die Granate vermutlich erst später erreicht. Von dort, wo das Feuer ausgebrochen war, war die Bombe zu weit entfernt.