Chandra Bahadur Dangi ist der kleinste, Sultan Kösen der größte Mensch der Welt. Foto: dpa

Sultan und Chandra haben es ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft: Einer als der größte, der andere als der kleinste Mensch der Welt. In London trafen sie sich zum ersten Mal.

London - Sultan und Chandra könnten unterschiedlicher nicht sein. Der eine ist Türke und will mit 32 Jahren eine Familie gründen. Der andere lebt in einem Dorf in Nepal bei der Familie seines Bruders und ist 75 Jahre alt. Vor allem aber: Sultan Kösen ist mit 2,51 Metern der größte Mensch des Welt, jedenfalls steht es so im Guinness-Buch der Rekorde. Chandra Bahadur Dangi reicht mit 54,6 Zentimetern Sultan nicht mal bis ans Knie und ist ebenfalls Rekordhalter, nur eben fürs Kleinsein. Am Donnerstag haben sie sich in London zum ersten Mal getroffen.

Wenn Sultan neben ihm steht, könnte man den kleinen Nepalesen mit Schnauzer und traditioneller Kopfbedeckung glatt übersehen. Die Hand des Seniors umschließt gerade mal einen Finger des jüngeren, der sich beim Gehen auf eine Krücke stützt. Dass sie angestarrt werden, scheint beide nicht zu kümmern - deswegen sind sie schließlich zum Guinness-Weltrekordtag nach London gereist. „Wir sind beide prominent“, fällt Chandra als eine Gemeinsamkeit mit dem Riesen ein. Beide verständigen sich über Dolmetscher miteinander und mit den neugierigen Journalisten.

Ganz unterschiedliche Probleme

So unterschiedlich wie ihre Körper sind die Probleme, mit denen der Größte und der Kleinste sich im Alltag rumschlagen. Chandra braucht Hilfe beim Baden und auf der Toilette. Weite Strecken und Tempo machen Mühe - in London tragen ihn sein Neffe oder der Dolmetscher auf dem Arm durchs Zimmer. Sultan klagt, er schlage sich ständig überall den Kopf an und passe so schlecht in Autos. Eine Sonderanfertigung? „Das wäre wunderbar.“

So groß gemacht hat Sultan ein Tumor, der eine Drüse für Wachstumshormone beeinflusste. Eine OP in den USA hat ihm wohl das Leben gerettet, da hatte er seinen Rekord-Eintrag schon. Chandra ist kleinwüchsig, genau so wie drei seiner sieben Geschwister. Er sei damit schon immer gut zurecht gekommen, berichtet der Nepalese, der trotz seiner Winzigkeit eine große Würde ausstrahlt und kluge, fröhliche Augen hat. „Mein Bett hat eine Art Leiter, so dass ich reinklettern kann. Und meine Kleider werden genau so für mich gemacht, wie ich sie brauche.“

"Ich habe mich nicht aus dem Haus getraut"

Sultan hatte es mit seiner Größe schwerer - oder er erzählt mehr davon. Wegen seiner Krankheit konnte er die Schule nicht beenden. „Ich habe mich nicht aus dem Haus getraut“, sagt er mit ernstem Blick einer Stimme, dir für seine Größe überraschend hell ist. Seit er 2009 zum Größten der Welt gekürt wurde, hat sich Sultans Leben komplett verändert. Der Rekord ist jetzt sein Job, er reist viel. „Ich habe auch Freunde gefunden.“ Vorher hatte er genau ein Hemd, eine Hose und ein paar Schuhe, das auch noch zu klein war. Jetzt sieht er im schwarzen Anzug mit roter Krawatte ziemlich elegant aus.

Vor allem aber ist Sultans größter Traum wahr geworden: Vor einem Jahr hat er Merve Dibo aus Syrien geheiratet. Größe: 1,75 Meter. Sie wollen ganz bald Kinder, verrät er. Das Neugeborene kann er dann locker auf den Händen balancieren, denn für die hält er auch den Weltrekord: 28,5 Zentimeter vom Handgelenk zur Mittelfingerspitze.