Foto: AP

VfB-Trainer Christian Gross über die Mannschaft, seine Methoden und den Manager-Posten.

St. Moritz - Mancher braucht ein wenig länger, ehe er Vertrauen fasst. Im Trainingslager in den Schweizer Bergen gibt der VfB-Trainer erstmals auch das preis, was ihn als Privatmann bewegt und kümmert.

Herr Gross, das erste Trainingslager ist fast zu Ende, die Spieler sind begeistert, vor allem die Neuzugänge haben sich über Sie gewundert. Die haben nicht erwartet, dass Sie auch richtig locker sein können, weil Sie im Fernsehen immer sehr ernst und autoritär wirken.

An der Außenlinie bin ich eben immer sehr konzentriert, und auch direkt nach den Spielen, bei Interviews weiß ich, wie wichtig eine richtige Wortwahl ist. Aber grundsätzlich gilt doch: Ich bin so, wie ich bin.

Und jetzt also eher locker.

Ja, weil dieses Trainingslager doch eine Art Eingewöhnung ist. Ich habe in meiner ersten Ansprache zu den Neuzugängen gesagt, sie sollen sich so geben, wie sie sind und uns positive Impulse geben. Das geht natürlich nicht, wenn ich sie gleich zu Beginn einschränke. Also ist es doch besser, wenn auch ich das Ganze locker angehe - die Zielvorgaben kommen dann später hinzu.

Also: Mal autoritär, mal locker - wie würden Sie sich denn generell beschreiben?

(Überlegt lange) Wichtig ist: Ich will Begeisterung rüberbringen, weil ich generell positiv gepolt bin. Als Trainer will ich das Beste aus jedem Spieler herausholen, jeder soll später einmal sagen: Es hat sich gelohnt.

Und als Mensch?

Für mich sind Sinneseindrücke sehr wichtig, das kann die Farbe eines Baumes sein, oder auch die speziellen Gerüche, die einen bei einem morgendlichen Waldlauf umgeben. Ich gehe sehr wachsam durchs Leben und komme auch deshalb so gerne hierher nach St. Moritz. Diese Gegend ist sehr energiegeladen, hier kann man Kraft tanken. In unserem Mannschaftshotel legt man sehr viel Wert auf Umgang und Stil, lässt den Menschen aber so sein, wie er ist.

Erwartet die Fans des VfB Stuttgart eine neue Generation ihrer Mannschaft?

Klar ist: Unsere Mannschaft wird ein neues Gesicht haben, sie muss sich neu finden, auch deshalb sind die Tage von St. Moritz gut. Schauen Sie: Die WM hat doch bisher gezeigt, dass nur die Teams richtig stark waren, die von Beginn an als Mannschaft aufgetreten sind. Auch für uns gilt: Wir müssen einheitlich auftreten. Und bei Aktivitäten wie zum Beispiel Canyoning sehe ich: Wer ist bereit, den anderen zu helfen und sie mitzuziehen?

Gross - Trainer und Manager?

Sami Khedira hat Sportdirektor Jochen Schneider gegenüber versichert, dass er die kommende Saison beim VfB spielt.

Aber wer weiß denn, was passiert, wenn er bei der Weltmeisterschaft in Südafrika noch drei richtig starke Spiele macht? Dann werden große Clubs aus England oder Spanien kommen. Und dann müssen beide Seiten überlegen.

Zumal man dann das Geld für weitere Neuverpflichtungen hätte.

Auch das könnte eine Überlegung sein. Ich würde es nicht gut finden, wenn Sami zum Beispiel in einem Jahr ablösefrei wechseln würde. Und Fakt ist auch, dass es die Vorgabe gibt: Neue Spieler werden erst gekauft, wenn man andere verkauft hat.

Mit Horst Heldt haben Sie vor einigen Wochen noch die neue Saison geplant, nun will er plötzlich weg. Sind Sie von ihm enttäuscht?

Ich kann nur sagen: Ich als Trainer versuche immer, meine Verträge einzuhalten. Und ich war sehr überrascht, als ich von seiner Entscheidung gehört habe. Letztlich bin ich aber noch zu neu hier, um all das richtig einschätzen zu können.

Könnten Sie sich vorstellen, beim VfB nicht nur Trainer, sondern auch Manager zu sein?

Ganz ehrlich: Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich setze mich einfach weiter so gut es geht für diesen Verein ein.

Welche Ziele verfolgt Gross in dieser Saison und kennt er eigentlich Fredi Bobic? Das ganze Interview lesen Sie in unserer Printausgabe vom 1. Juli.