Marder-Schützenpanzer der Bundeswehr warten auf den Schiffstransport zum Großmanöver der Nato in Norwegen. Die Übung „Trident Juncture“ wird die größte Bündnisübung seit Ende des Kalten Krieges. Foto: dpa

29 Nato-Partner sowie die EU-Staaten Finnland und Schweden nehmen an der Militärübung „Trident Juncture“ teil. Ein zwingender Schritt, findet StN-Chefredakteur Christoph Reisinger.

Brüssel - Ein Krieg mit Atomwaffen ist schlimmer als einer ohne. Jeder Krieg ist sehr viel schlimmer als jede noch so waffenstarrende Abschreckung. Militärische Abschreckung funktioniert nur, solange jeder mögliche Angreifer davon ausgehen muss, dass seine Verluste jeden wie auch immer definierten Nutzen weit übersteigen werden. Wer diesen Gedanken folgen kann, wird an „Trident Juncture“, mit seinen Nebenübungen das größte Nato-Manöver seit Ende des Kalten Krieges, keinen Anstoß nehmen.

Schließlich üben alle 29 Nato-Partner sowie die EU-Staaten Finnland und Schweden bis zum 23. November in Nordeuropa, Ostsee und Atlantik mit mehr als 50 000 Soldaten, gut 250 Flugzeugen und 65 Schiffen, was das Bündnis im Kern können soll: einen Angriff auf das eigene Gebiet mit nicht atomaren Waffen abwehren. Eine nach 1992 lange, um nicht zu sagen sträflich vernachlässigte Fähigkeit.

Die Bundeswehr hat Nachholbedarf bei ihrer Kampfkraft

Gerade in der Bundeswehr. Ihr Nachholbedarf in Sachen Kampfkraft und Mobilität ist unter den bis vor gut drei Jahren vorherrschenden falschen Vorzeichen von Unterfinanzierung und Komplett-Ausrichtung auf Einsätze in fernen Ländern besonders groß geworden. Deshalb hat es Sinn, dass sich Deutschland an dieser Übung mit rund 10 000 Soldaten beteiligt. Konzentriert sich das Training doch auf das intensive Gefecht mit gleichwertigen Gegnern, auf das Zusammenwirken mit Bündnispartnern und nicht zuletzt auf das schnelle Heranführen von Verstärkungen.

Ob man das braucht? Zwingend. Oder will jemand behaupten, er könne die Sicherheitslage in Europa auch nur auf zehn Jahre seriös vorhersagen?

christoph.reisinger@stuttgarter-nachrichten.de