Die Grippe setzt schlagartig ein und ist häufig von starken Halsschmerzen und hohem Fieber begleitet. Foto: dpa

Sie lauern auf der Türklinke, am Haltegriff in der Bahn und im Kindergarten: Die Grippeviren sind wieder unterwegs. Münchner Ärzten zufolge startet die Influenza-Saison in diesem Jahr früh und heftig. Doch es gibt Tricks, den Angreifern zu entgehen.

München - Husten, Halsweh, Influenza: Die Grippesaison startet in diesem Jahr früh und heftig. Schon im Oktober wurden erste Fälle in München und in anderen deutschen Städten gemeldet, wie die München Klinik am Dienstag mitteilte. Nach der sehr starken Grippewelle im vergangenen Jahr dürfte es auch heuer nicht besser werden, fürchten die Ärzte. Sie raten daher zu konsequenter Hygiene und frühzeitiger Impfung.

Früher wechselten sich starke und schwache Grippe-Jahre meist ab, erklärt der München Klinik-Sprecher, Raphael Diecke. Doch die Hoffnung, dass nach dem vergangenen Jahr, das laut Robert Koch Institut die stärkste Grippewelle seit 2001 brachte, heuer ein sanftes folge, dürfte wohl enttäuscht werden. Daher sei rechtzeitige Prävention wichtiger denn je.

Häufiges Händewaschen sei der wirksamste Weg, um sich gegen den Grippevirus zu schützen. Dafür sei es wichtig, die Hände gründlich und mindestens 20 bis 30 Sekunden lang einzuseifen. Ob zum Abwaschen warmes oder kaltes Wasser verwendet wird, spiele keine Rolle. Entscheidend sei jedoch, die Hände sorgfältig und mit einem eigenen Handtuch abzutrocknen. Wer zwischendrin auf Desinfektionsmittel zurückgreife, müsse auch hier beachten, dass die Flüssigkeit mindestens 30 Sekunden lang eingerieben werden muss.

Risikogruppen sollten sich frühzeitig impfen lassen

Häufig würden die Begriffe „grippaler Infekt“ und „Grippe“ synonym verwendet - „dabei könnten sie nicht unterschiedlicher sein“, erklären die Ärzte. Erkennen lässt sich der Unterschied meist schon an den Symptomen: Während eine Erkältung schleichend und mit einzelnen Symptomen daherkomme, setze die Grippe schlagartig ein und sei häufig von starken Halsschmerzen und hohem Fieber begleitet. Schnupfen und eine „verstopfte Nase“ dagegen seien typische Erkältungssymptome und träten bei der echten Grippe nicht auf.

Die Grippe (Influenza) ist eine Virusinfektion, die durch Husten oder Niesen übertragen wird und etwa drei bis fünf Tage anhält. Bei Risikogruppen kann sie zu schweren Krankheitsverläufen führen. „Insgesamt ist die Grippe an sich aber keine schlimme Erkrankung“, erklärt der Chefarzt des Notfallzentrums der München Klinik Bogenhausen, Professor Christoph Dodt. Chronisch Kranke sollten jedoch besonders auf sich achten und frühzeitig einen Arzt aufsuchen.

Risikogruppen, also Menschen ab 60 Jahren, Schwangere und chronisch Kranke, sollten sich frühzeitig impfen lassen. Erstmals erhielten auch Kassenpatienten in diesem Jahr einen vierfachen Impfstoff, da sich der dreifache gegen die letztjährigen Viren als wirkungslos erwiesen habe. Besonders gefährdet seien auch Kinder, die im Kindergarten oder der Schule häufig mit Viren und Bakterien in Kontakt kommen, sowie deren Eltern. Auch Pendler in öffentlichen Verkehrsmitteln hätten ein erhöhtes Ansteckungsrisiko.

Grippe bei Kindern äußere sich - analog zu Erwachsenen - meist mit plötzlichem hohen Fieber, erklärt der Leitende Oberarzt für Kinder- und Jugendmedizin an der München Klinik Harlaching, Florian Bauer. Auch starke Hals- und Kopfschmerzen sowie trockener Reizhusten seien typisch. Doch auch die - bei Erwachsenen eher nicht auftretenden - Symptome Bauchweh und starke Übelkeit können bei Kindern auf eine Grippeinfektion hinweisen.

Wen die Grippe erwischt, der soll sich ausreichend Zeit zum Genesen lassen

Weil das Immunsystem insbesondere von Kleinkindern noch nicht vollständig ausgereift ist, steckten sie sich besonders häufig an. „In der Regel ist die Grippe für Kinder aber nicht gefährlich und nimmt bei richtiger Behandlung und ausreichend Schonzeit meist einen harmlosen Verlauf“, sagt Bauer. Lediglich chronisch kranke Kinder sollten vorsorglich geimpft werden. Um Kinder vor Grippe zu schützen, empfiehlt er vitaminreiche Ernährung mit Zitrusfrüchten (Vitamin C) und Milchprodukten (Vitamin A). Auch sollten Kinder viel trinken, da trockene Schleimhäute besonders anfällig für Viren und Bakterien sind.

Auch wenn bayerische Senioren laut Robert Koch Institut zunehmend „impfmüde“ werden, sollte es zu ihrer alljährlichen Routine gehören, sich gegen Grippe impfen zu lassen, betont die Chefärztin des Zentrums für Akutgeriatrie und Frührehabilitation an der München Klinik Neuperlach, Brigitte Buchwald-Lancaster. Denn ihr Immunsystem sei nicht mehr so leistungsfähig und so könne eine Grippe schnell zu einer ernsthaften Lungenentzündung werden. Wen die Grippe dennoch erwische, der solle sich ausreichend Zeit zum Genesen lassen - das könne mit steigendem Alter auch mal mehrere Wochen dauern. Wichtig sei jedoch, trotzdem leichte und regelmäßig Bewegung in die Erholung zu integrieren: Denn bei strikter Bettruhe bauten die Muskeln älterer Menschen zu schnell ab.