Der Grimme-Preis steht für Qualitätsfernsehen. Foto: dpa/Roland Weihrauch

Geld gibt es bei den Grimme-Preisen keines, dafür Ruhm und Ehre. 73 TV-Produktionen und Einzelleistungen dürfen in diesem Jahr auf die Auszeichnung für Qualitätsfernsehen hoffen. Private Anbieter sind diesmal mit elf Produktionen dabei.

Marl - Der Streamingriese Netflix geht dieses Jahr mit gleich drei Produktionen ins Rennen um einen der begehrten Grimme-Preise für Qualitätsfernsehen. Nominiert wurden die Serien „Wir sind die Welle“, „How to Sell Drugs Online (Fast)“ sowie „Skylines“, wie das Grimme-Institut am Donnerstag in Marl mitteilte. Insgesamt sind 73 Produktionen und Einzelleistungen (Vorjahr: 70) in der Endrunde für den 56. Grimme-Preis 2020, 11 davon (Vorjahr: 10) stammen von privaten Anbietern. 2018 hatte Netflix einen Grimme-Preis für die Serie „Dark“ erhalten.

Es gab mehr als 850 Vorschläge. In den Einreichungen spiegelten sich die Themen des Jahres 2019 wie Klimaschutz, 30 Jahre Mauerfall oder Seenotrettung, erklärte Grimme-Direktorin Frauke Gerlach laut einer Mitteilung. „In diesem Jahr finden wir kategorienübergreifend Produktionen, die eine Antwort auf die Frage suchen, wie wir zusammenleben wollen.“ Bis zu 16 Grimme-Preise können vergeben werden. Die Entscheidungen der Jurys werden am 3. März in Essen bekannt gegeben. Verliehen werden die Preise am 27. März in Marl.

Öffentliche stark vertreten

Den Löwenanteil an den Nominierungen haben wie üblich die öffentlich-rechtlichen Sender. Im Wettbewerb Information & Kultur etwa stellen sie alle 23 nominierten Produktionen und Einzelleistungen. Themen dieser Produktionen seien etwa Flucht und Migration, Rechtsextremismus, gesellschaftliche Ungleichheit, Klimawandel und ein unter Druck stehendes Europa. Nominiert wurden unter anderem „Die Story im Ersten: Tote auf der Balkanroute“ (BR) oder „Gundermann Revier“ (MDR/rbb).

Für besondere journalistische Leistungen nominierte die Kommission ein Journalistenteam, das unter anderem die Dokumentation „Kampf ums Geschlecht“ für die ARD-„Sportschau“ recherchiert hatte. Für das hohe Niveau ihrer „kontinuierlichen und haltungsstarken Berichterstattung“ über Rechtsextremismus wurde die Redaktion des Magazins „Monitor“ (WDR) nominiert.

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Im Wettbewerb Fiktion zeigt sich nach Ansicht der Fernsehforscher, „dass die Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Stoffen zurückgeht und die Macher und Macherinnen auf bewährte Genres wie den Krimi setzen“. Unter den 23 Nominierten sind allein drei „Tatort“-Krimis und ein „Polizeiruf 110“. Fünf Serien kamen ebenfalls in die engere Wahl, darunter „Eden“ (SWR/Arte/ARD Degeto), „Der Pass“ (Sky) und „Andere Eltern“ (TNT).

Kritische Anmerkungen gab es für das deutsche Unterhaltungsfernsehen: Dort setze sich die negative Entwicklung der vergangenen Jahre fort, monierte das Grimme-Institut. Von 19 möglichen Nominierungen hätten es nur neun Produktionen unter die besten des Fernsehjahres 2019 geschafft. Ausgewählt wurden unter anderem „Joko & Klaas Live – 15 Minuten“ (ProSieben) und „Die Geschichte eines Abends … mit Olli Schulz“ (NDR).

Preis für Qualität

Der undotierte Grimme-Preis zeichnet Fernsehsendungen und -leistungen aus, die als vorbildlich bewertet wurden. Er gilt als einer der wichtigsten Preise für Qualitätsfernsehen in Deutschland. Stifter des Preises ist der Deutsche Volkshochschul-Verband. Zur Verleihung wird auch Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer als Verbandspräsidentin erwartet.