Steffen Henssler (2. v. li.) und Laura Wontorra (3. v. li.) messen sich mit dem Comedian Özcan Cosar (li.), dem Model Rebecca Mir und Boris Becker. Foto:  

Den TV-Koch Steffen Henssler kann man nur lieben oder hassen. Aber auch diejenigen, die ihn hassen, kommen in der kurzweiligen Vox-Show „Grill den Henssler“ voll auf ihre Kosten. Jetzt tritt sogar Boris Becker gegen ihn an.

München - Um im Meer aller irgendwie in TV-Programmen aktiven Meisterköche noch aufzufallen, braucht man irgendein Alleinstellungsmerkmal. „Weiblich“ oder „mit Migrationshintergrund“ ist in diesem Kreis nur wenigen qua Geburt gegeben. Deswegen musste sich Steffen Henssler bei seinem Fernsehkoch-Dienstantritt vor rund 15 Jahren etwas anderes ausdenken. Er entschied sich für das Genre „prollige Provokantenbacke“.

Der 47-jährige Hamburger sammelte in seiner Lehrzeit Meriten als Spezialist für die asiatische Fischküche und Sushi. Seine ersten Auftritte vor der Fernsehkamera hatte er 2004 beim braven NDR. Doch mit dem geradezu flechtenhaften Wildwuchs immer neuer „Kocharenen“ und „Küchenschlachten“ schaffte er dann schnell den Sprung ins große ZDF und dann zu den privaten Sendern Vox und RTL.

Im Vergleich zu Vincent Klink die bessere Figur

Inzwischen laufen in Hamburg natürlich längst diverse Lokale unter seinem Namen, aktuell sind es vier; und wenn nicht gerade Corona-Epidemie herrscht, sind diese alle wahre Touristen-Hotspots. Denn Steffen Henssler ist als TV-Koch nicht einfach nur bekannt, er ist ein TV-Star geworden. Längst kann er mit eigenen Bühnenprogrammen ansehnlich große Säle füllen. Sicher trägt zum Starstatus bei, dass er im Vergleich zu Johann Lafer deutlich besser aussieht und im Vergleich zu Vincent Klink die deutlich bessere Figur hat.

Ansonsten aber weiß er vor allem durch seine Hamburger Macho-Kodderschnauze aufzufallen (so sagt man auch an der Elbe zu Kiezhelden), durch energische Hektik beim eigentlichen Kochvorgang und im Gesamtauftritt beim nie verhohlenen Anspruch, stets und überall genial zu sein. Resultat: Henssler kann man entweder nur lieben oder hassen – und genau so will er es auch haben.

Über drei Stunden sind hier sehr kurzweilig

Wohl deswegen gibt es für ihn kein besseres TV-Format als die mehrstündige Vox-Abendshow „Grill den Henssler“ – die elfte Staffel geht an diesem Sonntag an den Start. Die Grundidee: Drei mehr oder weniger prominente Hobbyköche fordern als Team den Meisterkoch Steffen Henssler heraus. Im Laufe des Abends werden im direkten Wettstreit und in Echtzeit vier Gänge parallel gekocht. Kleine Haken dabei für Henssler: Die Promis durften vorher schon mal üben und wurden dabei gecoacht von einem anderen TV-Koch. Und Henssler selbst erfährt erst kurz vorm Startpfiff, was genau als Vorspeise, Hauptgang und Dessert zu brutzeln ist. Das heißt, er muss improvisieren.

Das alles ist über mehr als drei Stunden äußerst kurzweilig anzuschauen – auch wegen der Blindverkostung nach jedem Gang durch eine Jury aus der Kabarettistin Mirja Boes, dem Sternekoch Christian Rach und dem Leckermäulchen Reiner Calmund. Sie entscheiden mit ihrem Votum über die Stimmung von Henssler und jene der Zuschauer. Nicht wenige von Letzteren warten ja auf diesen Augenblick: wenn der Draufgänger erkennen muss, dass die Gäste besser waren – was durchaus mal geschieht.

Aber auch in solchen Fällen ist Henssler nie um einen Spruch verlegen. Notfalls hat die Jury einfach keinen Geschmack.

Vox, Sonntag, 20.15 https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.kandidatin-aus-stuttgart-bei-hensslers-countdown-nadine-banken-kocht-am-limit.c9079fb6-8196-475b-867d-276d46ba81ed.html https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.rtlshow-henssler-hinter-gittern-der-sternekoch-im-knast.0d0e4202-1fd2-41e8-b8f9-f94ca20ecf8b.html