Damit niemand von der Wand plumpsen kann, sichert ein Kletterpartner den anderen vom Boden aus. Foto: Werner Kuhnle

Das Ludwigsburger Griffwerk ist die erste Anlaufstelle im Landkreis für alle, die gerne klettern oder es lernen möchten. Eine Besonderheit ist, dass nicht nur innerhalb der Halle die Finger lang gezogen werden können.

Viele Sportvereine beklagen einen teils erheblichen Mitgliederschwund. Genau gegenteilig war in den vergangenen Jahren die Entwicklung in der Kletterszene: die Bewegung erlebte einen regelrechten Boom. Hallen, in denen gebouldert oder am Seil gekraxelt werden kann, schossen wie Pilze aus dem Boden. Unter anderem auch in Ludwigsburg, wo vor rund fünf Jahren das Griffwerk eröffnet wurde – das sich seitdem zum Mekka der Szene im Landkreis entwickelt hat.

Worauf kommt es beim Klettern an? Im Griffwerk können Besucher in zwei Disziplinen Kraft und Geschick unter Beweis stellen: beim Bouldern und dem Klettern am Seil. Beim Bouldern sind die Wände nicht so hoch, dafür ist man nicht fixiert. Bricht man einen Versuch ab oder hat es bis zum Ziel geschafft, muss man sich zurück nach unten hangeln oder hinunterspringen. Man landet in jedem Fall sanft, der Boden ist mit Matten gepolstert. Wer lieber mit Seil klettert, kann sich an höhere Wände wagen, ist dabei von einem Partner gesichert – der das Gewicht auffängt, wenn jemand den Halt verliert. Bei beiden Disziplinen sollten nur diejenigen Griffe benutzt werden, die zu einer vordefinierten Route gehören. Alle Haltemöglichkeiten und Fußtritte auf der auserkorenen Strecke haben dieselbe Farbe. Wer ganz nach oben gelangt, hat die Route geknackt. Boulderer können sich im Griffwerk auf einer Fläche von rund 500 Quadratmetern austoben, sogar 2250 Quadratmeter stehen insgesamt für Klettermaxe am Seil zur Verfügung.

Ist das was für mich? Hallenleiter Nils Gewand betont, dass der Sport für jedermann geeignet ist, der Spaß an der Bewegung mitbringt. Egal ob Jung oder Alt, ob Klein oder Groß. Am Seil könne man sogar bis ins hohe Alter klettern, erklärt der 29-Jährige. Beim etwas dynamischeren Bouldern könnte es hingegen sein, dass Knochen und Gelenke irgendwann nicht mehr mitspielen. Gewand macht keinen Hehl daraus, dass Klettern zu den Risikosportarten zählt, man sich aber vor Verletzungen schützen könne – zum Beispiel durch die richtige Abrolltechnik beim Landen. Grundsätzlich handle es sich um eine Aktivität, die das Wohlbefinden stärke und gesund sei. „Das ist ein sehr gutes Ganzkörpertraining, bei dem sämtliche Muskeln herausgefordert sind und auch der Kopf“, erläutert Gewand, der zu bedenken gibt, dass man sich genau überlegen müsse, wie man die Route seiner Wahl bewältigen will.

Was zeichnet die Halle aus? Zu den Alleinstellungsmerkmalen des Griffwerk gehört, dass ein Außenbereich angedockt ist. So kann auch im Freien geklettert werden. Außerdem ist das Gebäude voll klimatisiert. Der Strom dafür kommt vom Dach, wo eine Photovoltaikanlage montiert ist. Energie liefern darüber hinaus zwei Blockheizkraftwerke. Die Halle solle, so weit es gehe, CO2-neutral betrieben werden, sagt Nils Gewand.

Wie ist das Niveau? Das Schöne an Kletterhallen ist, dass man im Grunde immer genügend Routen findet, an denen man sich, je nach eigenem Vermögen, abarbeiten kann. So auch im Griffwerk, wo man zwischen unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden wählen kann: von ganz leicht bis brutal schwer. Wobei der Fokus klar auf dem Breitensport liege, wie Gewand hervorhebt. Für absolute Ausnahmekönner und Kaderathleten sind die Möglichkeiten begrenzt. Superspektakuläre Sprungelemente bauen die Schrauber, wie die Routenbauer im Fachjargon heißen, beispielsweise eher nicht ein.

Ist das nur was für Einzelgänger? Obwohl in der Wand jeder zum Einzelkämpfer wird, zählt insbesondere das Bouldern zu den kommunikativsten Sportarten überhaupt. Das ist jeden Tag auch in der Halle in Ludwigsburg zu erleben. Oftmals wildfremde Menschen hocken in Grüppchen zusammen, geben sich gegenseitig Tipps, zeigen, mit welchem Kniff oder welcher Bewegung die scheinbar unbezwingbare Abfolge von Griffen doch gemeistert werden könnte. Erwachsene sprechen auf Augenhöhe mit Jugendlichen, der Hochschulprofessor quatscht mit dem Automechaniker, weil sie alle ein Ziel eint: endlich die Route knacken.

Was gibt es sonst noch? Neben verschiedenen Kursen veranstaltet das Griffwerk auch Kindergeburtstage. Zudem werden in der schulfreien Zeit Feriencamps für Mädchen und Jungs angeboten. Im Gebäude selbst ist auch ein hochmodernes Fitnessstudio untergebracht. Nicht zu vergessen: Ein halbes Dutzend Yogalehrer kümmert sich um all jene, die Entspannung suchen.

Unterwegs in der Region

Serie
Winterzeit ist Drinnenzeit – aber an tristen Tagen muss niemand zuhause auf dem eigenen Sofa verweilen. Wir haben uns in der Region Stuttgart auf die Suche nach Ausflugstipps und Aktivitäten gemacht, die auch bei Kälte und Schmuddelwetter zum Hinfahren und Mitmachen einladen. Wetten, dass auch für Sie etwas dabei ist?

Öffnungszeiten
Das Griffwerk liegt an der Fuchshofstraße 66 in Ludwigsburg und hat in der Regel montags und donnerstags von 12 bis 23, an den restlichen Werktagen von 10 bis 23 Uhr und am Wochenende von 9 bis 21 Uhr geöffnet. In den Ferien oder an bestimmten Feiertagen kann es zu Abweichungen von diesen Zeiten kommen.

Preise
Die Preise variieren je nach Alter, Disziplin oder Uhrzeit. Eine Tageskarte fürs Klettern kostet für Erwachsene beispielsweise 16 Euro, wer nur bouldern will, zahlt neun Euro. Man kann auch Zehner, Halbjahres, Jahres- oder Familienkarten erwerben. Alle Infos dazu und zu Kursen stehen auf der Homepage unter www.griffwerk-klettern.de.