Athina Giasta erinnert sich an stundenlange Gottesdienste auf Atlgriechisch, die sie als Kind schrecklich fand. Foto: Baur

Die Cannstatter Griechin Athina Giasta erzählt von Glaube und Religion in Griechenland. Kirchenaustritte wie in Deutschland gibt es dort nicht, sagt sie – ganz einfach, weil es keine Kirchensteuer gibt.

Bad Cannstatt - Athina Giasta erinnert sich noch gut daran, wie sie sich als Kind sonntags in der Kirche gelangweilt hat. „Der Gottesdienst in Griechenland geht lange. Mindestens zwei Stunden“, erzählt die 31-Jährige. Und die Predigt wird bei den griechisch-orthodoxen Christen auf Altgriechisch gehalten. Die griechischen Kinder lernen die antike Version ihrer Sprache in der Schule, doch für Athina Giasta, die in Deutschland aufgewachsen ist, sprach der Pfarrer immer in fremden Zungen.

Heute lacht die Krankenpflegerin über diese Geschichten aus ihrer Kindheit. Und obwohl sie sich noch ganz genau daran erinnern kann, wie schrecklich sie die sonntäglichen Kirchgänge in der orthodoxen Gemeinde in Deutschland oder bei Besuchen in Griechenland fand, sagt sie: „Ich würde es mit meinen Kindern genauso machen.“ Der Glaube ist ihr wichtig. Überhaupt seien die Menschen in Griechenland sehr gläubig. Insbesondere auf dem Land ginge wirklich jeder sonntags in die Kirche.

„In Griechenland gibt es keine Kirchensteuer“

Der größte Unterschied, der ihr spontan zum Vergleich mit der Religion in Deutschland einfällt, ist ein sehr pragmatischer: „In Griechenland gibt es keine Kirchensteuer.“ Austritte aus der Kirche, wofür sich hierzulande vor allem die Jungen immer häufiger entschieden, gebe es daher auch nicht. Die jungen Leute in den größeren Städten würden einfach nicht mehr so häufig in die Kirche gehen.

Theologisch ähneln sich die orthodoxe und die katholische Glaubenslehre in vieler Hinsicht. Doch es bestehen auch Unterschiede zwischen den Kirchen, zum Beispiel sind in den orthodoxen Kirchen Priester nicht zum Zölibat verpflichtet, solange sie vor der Weihe zum Diakon geheiratet haben. Bei der Eucharistiefeier in der Kirche gebe es keine Hostien. „Bei uns wird Brot in den Weinkelch getaucht und mit dem Löffel gegessen“, erzählt Athina Giasta. Und Kommunion und Firmung würden nicht extra gefeiert. Die Sakramente werden direkt bei der Taufe gespendet. An diesem Tag erhielten Kinder in Griechenland im Übrigen erst ihren Namen. „Vorher werden sie Baby genannt“, sagt die Griechin. Der Pate verkündet ihn während der Zeremonie auf die Nachfrage des Pfarrers, wie das Kind heißen soll. Im Normalfall sei das natürlich mit den Eltern abgesprochen. Aber das Wort des Paten zählt, sagt Athina Giasta. „Wenn er lustig ist, kann er einfach einen anderen Namen sagen.“