Ein Vollbad und eine Einreibung mit grieschischem Olivenöl: Die Taufzeremonie in Griechenland ist anders als in Deutschland. Das griechisch-orthodoxe Griechenland misst der Taufe eine stärkere Bedeutung bei.
Bad Cannstatt - Familienfeste sind in Griechenland eine große Sache. Und das beginnt schon bei den Kleinsten. „Zu einer Taufe kommen schnell 40 bis 50 Gäste zusammen“, erzählt die Cannstatter Griechin Athina Giasta. Selbst Feste mit bis zu 200 Personen sind in ihrer zweiten Heimat keine Ausnahme – auch wenn die Zahl der großen Feiern mit dem Beginn der griechischen Finanzkrise gesunken sei.
„Auf jeden Fall aber kommt zur Taufe eines Kindes die ganze Familie zusammen“, so Giasta. Da seien schnell mehrere Dutzend Menschen. Mindestens ein Taufpate ist Pflicht und die Feier beginnt wie hierzulande mit einem Gottesdienst, der mit Rücksicht auf die Täuflinge (üblicherweise sind diese zwischen sechs und 18 Monaten alt) relativ kurz gehalten werde. Doch dann ist es auch schon vorbei mit den Gemeinsamkeiten: Während hierzulande der Pfarrer den Täufling mit der flachen Hand nur leicht mit Taufwasser übergießt oder betupft, während er die Taufformel spricht, wird in Griechenland der Täufling bis zum Hals ins Taufwasser getaucht, erläutert Athina Giasta.
Leckeres Essen und Live-Musik
Aufgabe des Taufpaten ist es, Handtücher und das Taufkleid mitzubringen und bereitzuhalten. Nach dem Ritus wird der Täufling abgetrocknet und hübsch gemacht: „Das Kind wird mit bestem Olivenöl eingerieben und angezogen“, schildert Giasta. Hierzulande ebenfalls unbekannt: „Der griechische Pfarrer schneidet dem Kind während der Taufe eine Haarspitze ab, das soll Stärke und Gesundheit bringen“, sagt Giasta.
Nach dem Gottesdienst wird gefeiert: „Nach der Kirche werden Süßigkeiten verteilt, zum Beispiel Mandeln, die hübsch eingepackt und mit dem Namen des Kindes versehen sind.“ A propos Name: „Früher hat der Taufpate den Namen des Kindes ausgesucht“, sagt Giasta. Auch wenn dies heutzutage nicht mehr üblich sei, müsse man aufpassen: „Es gilt immer der Name, der während der Taufzeremonie genannt wird.“ Theoretisch könnte der Pate sich also auch in letzter Sekunde noch in die Wahl der Eltern einmischen. Zum Glück passiere das aber kaum einmal, sodass einem ausgelassenen Fest mit leckerem Essen und manchmal sogar Live-Musik nichts im Wege stehe.