Athens Konzept für den Einsatz der EU-Milliarden kann als vorbildlich auch für andere Staaten der Europäischen Union gelten, meint Griechenland-Korrespondent Gerd Höhler.
Athen - Es sind beachtliche Summen, die der Krisenstaat Griechenland aus dem Corona-Aufbaufonds der Europäischen Union erwartet. 32 Milliarden Euro in Zuschüssen und Krediten sollen bis 2026 nach Athen fließen. Im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung bekommt kein anderes EU-Land so viel Geld aus dem Programm, mit dem Brüssel die Folgen der Pandemie abfedern will.
Corona trifft Griechenland zu einem besonders schwierigen Zeitpunkt. Eben erst begann sich das Land von der zehnjährigen Finanzkrise zu erholen. Sie bescherte den Griechen die längste und tiefste Rezession der Nachkriegsgeschichte. Ein Viertel der Wirtschaftskraft ging verloren, durchschnittlich fast 40 Prozent der privaten Vermögen wurden ausradiert. 2017 kehrte Griechenland zum Wachstum zurück. Aber jetzt treibt die Pandemie das Land zurück in die Rezession. Der neuerliche Absturz wird die Arbeitslosenquote, die mit 17 Prozent die höchste in der EU ist, wieder ansteigen lassen. Und er wirft Griechenland beim Abbau seiner Schulden weit zurück.
Modernisierung der Wirtschaft
Umso wichtiger ist es, dass die Regierung in Athen jetzt die Hilfsgelder aus dem Aufbaufonds klug und weitsichtig einsetzt. Das Konzept, das jetzt vorliegt, kann tatsächlich als vorbildlich auch für andere EU-Staaten gelten. Der Plan ist detailliert, konkret und schlüssig.
Premier Kyriakos Mitsotakis, ein früherer Investmentbanker und McKinsey-Berater, will die Gelder gezielt zur Modernisierung der Wirtschaft einsetzen. Der Großteil der Mittel soll in „grüne“ Projekte wie erneuerbare Energien und die Digitalisierung fließen. Mit den Krediten aus dem Aufbaufonds will die Regierung private Investitionen fördern und Jobs schaffen. Weitere Schwerpunkte sind die Reform der bisher in Griechenland vernachlässigten beruflichen Aus- und Weiterbildung, die Beschleunigung der Rechtsprechung sowie die engere Verzahnung von universitärer Forschung und Wirtschaft.
Krise als Chance
Die Regierung hofft, damit einen Innovationsschub auszulösen, der dem Land Wege zu einem stetigen und ökologisch nachhaltigen Wachstum ebnen soll. Das ist zugleich der Schlüssel zum Abbau des Schuldenberges. So könnte es den Griechen gelingen, die Corona-Krise für ihr Land als Chance zu nutzen.