Der neue griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras will zuerst auf Zypern seine Vorschläge zur Lösung der griechischen Schuldenkrise vorstellen. Auch die Zypern-Frage steht auf der Agenda.

Athen/Nikosia - Eine Woche nach Amtsantritt startet der neue griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras heute auf Zypern eine "Roadshow", um seine Vorschläge zur Lösung der griechischen Schuldenkrise zu präsentieren.

Im Mittelpunkt des Treffens mit dem zyprischen Präsidenten Nikos Anastasiades werden zudem die Bemühungen zur Überwindung der Zypern-Frage stehen. Tsipras reist am Dienstag und Mittwoch nach Rom, Paris und Brüssel.

Athen bereitet ein eigenes Spar- und Reformprogramm vor und hat die Mission der "Troika" aus Kontrolleuren der Geldgeber von EU, Internationalem Währungsfonds und Europäischer Zentralbank für beendet erklärt. Nach scharfen Tönen zeigte sich Tsipras am Wochenende jedoch versöhnlicher und stellte einen Kompromiss mit den Euro-Partnern in Aussicht. "Obwohl es unterschiedliche Perspektiven gibt, bin ich sehr zuversichtlich, dass wir bald eine für beide Seiten zufriedenstellende Vereinbarung treffen können, für Griechenland und für Europa als Ganzes", teilte Tsipras der Nachrichtenagentur Bloomberg nach deren Bericht in einer E-Mail mit.

Sein Finanzminister Gianis Varoufakis sagte in Paris, Athen wolle bis Ende Mai eine Lösung der finanziellen Situation Griechenlands finden. Bis dahin werde sein Land um keine neuen Kredite bitten. Allerdings bestehen Zweifel, ob die Regierung in Athen ihre Ausgaben solange finanzieren kann. Zuvor war es am Freitag zu einem Eklat gekommen, als Varoufakis Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem eröffnete, sein Land werde nicht mehr mit der "Troika" zusammenarbeiten.

Allerdings versuchte Tsipras anschließend bereits, in Telefonaten mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, die Wogen wieder etwas zu glätten. Das Gespräch mit Juncker sei freundschaftlich verlaufen, hieß es am Sonntag aus dem Umfeld des luxemburgischen Politikers. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz sagte der "Welt am Sonntag", er habe Tsipras "nachdrücklich ans Herz gelegt, verbal abzurüsten".

Berlin steht bisher nicht auf dem Reiseplan Tsipras', nach Angaben aus EU-Kreisen stimmt sich Juncker aber mit der Bundesregierung ab. Varoufakis kündigte in Paris jedoch an, er wolle aber so bald wie möglich mit Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) in Berlin zusammenkommen. Einen Termin nannte er jedoch nicht.

Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) sprach sich für eine harte Haltung gegenüber Griechenland aus. Man dürfe sich nicht von der neuen Regierung in Athen unter Druck setzen lassen, sagte Söder der "Welt" (Montag). "Beim Euro darf es keine Aufweichung geben."

Griechenlands Vize-Innenminister George Katrougalos warnte Deutschland vor den Verlusten durch einen Austritt seines Landes aus dem Euro. "Wenn Griechenland pleite geht, dann bekommt niemand etwas wieder, auch nicht die Deutschen", sagte er der "Bild"-Zeitung (Montag). "Das ist doch das praktische Argument dafür, dass wir einen Kompromiss finden müssen, damit es Griechenland wieder besser geht und Deutschland die Kredite zurück erhält."