Diogenis Triantafyllidis, Vorstandsvorsitzender der Griechischen Gemeinde Stuttgart, erzählt uns, warum am Freitagabend um 18.30 Uhr eine Kundgebung der griechischen Gemeinde auf dem Schlossplatz geplant ist.
Die Wut über die Geschehnisse des 28. Februars 2023 ist noch nicht erloschen. Es geht um das, was in den deutschen Medien als Zugunglück bezeichnet wird, viele Griechen nennen es „ein Verbrechen“.
Ein InterCity 62 kollidierte vor zwei Jahren auf der Strecke zwischen Athen und Thessaloniki frontal mit einem Güterzug. 57 Menschen kamen ums Leben. Wie es so weit kommen konnte, ist immer noch nicht gänzlich aufgeklärt.
Die Kundgebung
Diogenis Triantafyllidis, der Vorstandsvorsitzende der Griechischen Gemeinde Stuttgart, spricht von einem Vorfall, der „die ganze griechische Diaspora berührt“ habe. Triantafyllidis ist sich sicher, dass dieses „Verbrechen“ hätte verhindert werden können.
Deshalb ruft die griechische Gemeinde Stuttgart am Freitagabend um 18.30 Uhr alle Griechen zu einer Kundgebung auf dem Schlossplatz auf. Demonstrationen der griechischen Gemeinden gibt es an diesem Tag nicht nur in Griechenland, sondern auch in zahlreichen anderen Ländern.
Was ist passiert?
Die neue Welle der Wut wurde im Januar von Tonaufnahmen entfacht, die laut Medienberichten belegen sollen, dass 30 der 57 Todesopfer nach dem Zusammenstoß noch gelebt haben sollen. Eine Rettung wäre demnach möglich gewesen.
Dass dies nicht klappte, hing auch damit zusammen, dass es nach dem Zusammenstoß zu Explosionen kam. Ein Brand brach aus. Triantafyllidis spricht von „verschiedenen Berichten über Flüssigkeiten, die transportiert wurden.“
Aufgrund dessen, dass nach dem Zusammenstoß ungefähr 300 Kubikmeter Erde entfernt wurden, sei es unmöglich gewesen, eindeutige Beweise zu sichern. Triantafyllidis spricht deshalb von einem „großen Vertuschungsversuch“.
Fehler im System?
Er sieht systemische Probleme: „Die Sicherheitsmaßnahmen haben sich aus Profitgier über Jahre verschlechtert.“ Auch die Richtungslinien der EU und die Zersplitterung der Bahn sieht er als mitverantwortlich an.
Eine Statistik von Eurostat, dem Statistischen Amt der Europäischen Union, untermauert: Von 2020 bis 2023 haben sich die Bahnunfälle in der Europäischen Union von 1336 auf 1567 erhöht, nachdem zuvor eine deutliche Abnahme erkennbar war. Fakt ist aber auch, dass das Verletzungs- und das Todesrisiko beim Bahnfahren weiterhin deutlich niedriger ist als beim Autofahren.
Eine „große Mobilmachung“
Dennoch ist es auch beim Bahnfahren vorhanden. Triantafyllidis verweist auf den Zusammenstoß eines LKWs mit einem ICE am 12. Februar in Hamburg. Die traurige Bilanz: Ein Toter und 26 Verletzte.
Der Deutsch-Grieche will die Botschaft vermitteln, dass es jeden treffen kann. Eine erwartete Teilnehmerzahl für die Kundgebung kann er noch nicht nennen. Er spricht aber von einer „großen Mobilmachung“. Weil die Wut tief sitzt.