In Griechenland vergeht seit Monaten kein Wochenende ohne Ausschreitungen. Foto: AP

Zertrümmerte Schaufenster, ausgebrannte Autowracks und verwüstete Straßencafés: Seit drei Tagen kommt es in Athen, aber auch in anderen griechischen Städten, zu Ausschreitungen von Autonomen.

Athen - Die Spuren der Verwüstung sind unübersehbar: zertrümmerte Schaufenster auf der Hermes-Straße, der bekanntesten Einkaufsmeile Athens, ausgebrannte Autowracks in vier Stadtteilen, verwüstete Straßencafés, zerstörte Geldautomaten. Nicht nur in der Hauptstadt Athen treiben Autonome seit nun drei Tagen ihr Unwesen, auch aus anderen griechischen Städten werden Ausschreitungen gemeldet, so aus der Hafenstadt Patras, aus den nordgriechischen Städten Thessaloniki und Xanthi, aus Volos und Larissa.

Mit Vorschlaghämmern, Molotowcocktails und Brandbomben demonstrieren die vermummten Autonomen ihre „Solidarität“ mit Konstantinos (Dinos) Giatzoglou. Der 29-Jährige sitzt seit Anfang November in Untersuchungshaft. Er soll an einem Anschlag auf den früheren griechischen Notenbankchef und Ministerpräsidenten Lucas Papademos beteiligt gewesen sein. Papademos wurde im Mai vergangenen Jahres durch eine Briefbombe erheblich verletzt. Die Polizei vermutet hinter dem Attentat die Terrorgruppe „Verschwörung der Feuerzellen“, die sich zuvor bereits zu mehreren Briefbomben-Anschlägen bekannte, unter anderem auf den früheren Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble.

Autonome drohen, die ganze Stadt zu verwüsten

Fünf Monate nach dem Attentat auf Papademos wurde Giatzoglou als mutmaßlicher Absender der Briefbombe und eines weiteren Sprengstoffbriefs an den Internationalen Währungsfonds festgenommen. In einer von ihm benutzten Wohnung stellten die Fahnder Sprengstoff, Zündvorrichtungen, zwei Pistolen, 300 Schuss Munition und gefälschte Ausweise sicher. Giatzoglou wurde kürzlich von Athen in ein Gefängnis ins mittelgriechische Larissa verlegt. Dagegen protestiert er seit acht Tagen mit einem Hungerstreik. Am Mittwoch wurde er in ein Krankenhaus eingeliefert.

In einer im Internet verbreiteten Erklärung fordern die Autonomen, die unter dem Namen „Anarchisten – Anarchistinnen“ auftreten, Giatzoglous Rückverlegung nach Athen. Sie drohen andernfalls „die ganze Stadt zu verwüsten“. In dem Aufruf heißt es: „Wenn Dino etwas zustößt, wird Blut fließen“. Seit Monaten vergeht kaum ein Wochenende in Athen ohne Ausschreitungen von Autonomen. Sie zerstören Geschäfte, greifen die Polizei mit Steinen und Brandflaschen an, stecken Autos und Müllcontainer in Brand.

Ausschreitungen gefährden nicht nur die Sicherheit der Einwohner

Die konservative Opposition wirft der Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras vor, sie übe Nachsicht gegenüber den Tätern. Kritiker sagen, das Linksbündnis Syriza grenze sich nicht eindeutig genug von politisch motivierter Gewalt und Terror ab. Der Athener Bürgermeister Giorgos Kaminis appellierte am Donnerstag an Ministerpräsident Tsipras, den für die Polizei zuständigen Vizeminister Nikos Toskas zur Ordnung zu rufen.

Der Bürgermeister warf dem Polizeiminister vor, er demonstriere „absichtlichen Unwillen“, gegen die Autonomen vorzugehen. Die ständigen Ausschreitungen der Randalierer gefährdeten nicht nur die Sicherheit der Einwohner Athens sondern überschatteten auch international das Bild der griechischen Hauptstadt, die jedes Jahr fünf Millionen Touristen anziehe. öhl