Deutschland muss die Grenzwerte Schadstoffen, die in Kinderspielzeug enthalten sein dürfen, an das EU-Recht angleichen. Verbraucherschützer sehen bei der Qualität von Lacken, Holz, Plastik oder Metall eine deutliche Verschlechterung beim Verbraucherschutz. Foto: Fotolia/©

Deutschland darf seine nationalen Grenzwerte für Schwermetalle in Spielzeug nicht beibehalten. Es muss die von der EU vorgeschriebenen Werte übernehmen. Doch für einiges Spielzeug bedeutet das Urteil der EU eine Verschlechterung, warnen Verbraucherschützer.

Wie sicher ist das Spielzeug, das hierzulande verkauft wird?
Im vergangenen Jahr hat die EU-Kommission 2435 gefährliche Waren – darunter vor allem Spielzeug – vom Markt genommen. Das ist mehr als in den Jahren zuvor. Vor allem das Kinderspielzeug entsprach nicht der entsprechenden europäischen Richtlinie EN71, die 2009 festgelegt wurde. Dabei müssen die Spielzeughersteller sogar garantieren, dass ein Produkt diesen europäischen Normen entspricht, bevor es innerhalb der EU verkauft wird. In der Europäischen Spielzeugrichtlinie sind unter anderem Grenzwerte für Schwermetalle wie Quecksilber festgelegt. Auch darf das Spielzeug keine scharfen Kanten oder verschluckbare Teile haben. Elektrische Spielgeräte dürfen nur mit einer festgelegten Spannung von 24 Volt betrieben werden. Die Regelung gilt aber als lückenhaft – viele Schadstoffe sind weiter erlaubt. Deutschland hat daher versucht, seine nationalen Grenzwerte zu behalten – mit dem Argument, dass Kinder dadurch besser geschützt seien. Das hat der Europäische Gerichtshof anders gesehen und die Klage abgewiesen.
Was soll sich künftig ändern?
Deutschland muss nun die Grenzwerte für Antimon, Arsen und Quecksilber für Spielzeug übernehmen, die schon jetzt EU-weit gelten. Für Flüssigkeiten wie Seifenblasen und Pulvriges wie Kreiden bedeutet dieses Urteil tatsächlich eine Verschärfung, sagt Holger Brackemann, Cheftester der Stiftung Warentest. Für eine Reihe von Spielzeugen bedeutet das Urteil aber auch eine Verschlechterung.
Welches Spielzeug könnte aufgrund der neue Regelung künftig mehr Giftstoffe enthalten?
Verbraucherschützer wie die Experten der Stiftung Warentest sehen bei der Qualität von sogenannten abschabbaren festen Materialien wie Lacke, Holz, Plastik oder Metall eine deutliche Verschlechterung beim Verbraucherschutz. Und das betrifft den überwiegenden Teil an Spielzeug. Denn hier sind nun höhere Schwermetallwerte erlaubt als sie bislang in Deutschland gegolten haben. „Die Grenzwerte der EU-Richtlinien bilden den heutigen Stand der Spielzeugsicherheit nicht mehr ab. Die Hersteller sind schon weiter“, sagt der Cheftester Holger Brackemann. Er hofft, dass die Hersteller nun auf freiwilliger Basis an dem alten, strengeren Standard festhalten – und das dem Verbraucher auch mitteilen.
Gibt es ein Siegel, an dem man sich beim Spielwarenkauf orientieren kann?
Nein, ein einheitliches Siegel fehlt. Zwar müssen die Hersteller auf ihren Produkten ein sogenanntes CE-Zeichen anbringen, das die Einhaltung europäischer Standards garantiert. So stehen die Initialen CE für Communauté Européenne. Doch das Zeichen ist eine reine Herstellerangabe. Es handelt sich nicht um ein Prüfzeichen einer unabhängigen Kontrollstelle, warnt die Stiftung Warentest. Sie empfiehlt, auf einzelne Auszeichnungen unabhängiger Prüfstellen wie etwa das GS-Zeichen, was für „Geprüfte Sicherheit“ steht, zu achten. Ebenfalls vertrauenswürdig ist das Zeichen „Spiel Gut“, das der Arbeitsausschuss Kinderspiel und Spielzeug vergibt. Bei dem „Proof-Zeichen“ des Tüv Rheinlands gibt es Extraprüfungen – etwa auf Holzschutzmittel in Holzwaren.
Kann man mangelhaftes Spielzeug auch als Laie erkennen?
Als Faustformel sollten sich Eltern merken, dass Kleinteile, die bei Spielzeug für Kleinkinder abgelöst werden können, stets größer als ein Tischtennisball sein sollten. Vorsicht ist bei Plastikspielzeug geboten: Es kann Weichmacher enthalten, die mit der Zeit ausdünsten oder sich in Fett und Flüssigkeit lösen. Einige der Stoffe gelten als riskant, wie Diisononylphtalat (DINP), Diisodecylphtalat (DIDP und Dinoctylphtalat (DNOP) und sind daher in Spielzeug für Kleinkinder tabu. Generell sollte man bei Plastikspielzeug mal Probeschnuppern, heißt es beim Verbraucherschutzverein Kinderspiel und Spielzeug: Alles, was chemisch ausdünstet, sollte nicht gekauft werden. Problematisch sind laute Rasseln oder sprechende Kuscheltiere, weil sie oft zu laut eingestellt sind. Die Stiftung Warentest rät, solche Spielwaren direkt an das Ohr zu halten: „Ist es den Großen zu laut, kann es den Kleinen schaden.“
Ist Holzspielzeug generell unbedenklich?
Vor allem bemaltes, lackiertes und zusammengeklebtes Holzspielzeug kann auch Schadstoffe enthalten, abfärben oder splittern. Als Alternative empfiehlt die Stiftung Warentest Spielzeug aus Vollholz.
Was tun, wenn ein Spielzeug Mängel zeigt?
Wer sich unsicher ist, ob ein Spielzeug wirklich unbedenklich ist – etwa, weil es komisch riecht – kann es im Landratsamt des jeweiligen Landkreises abgeben. Von dort wird es an die zuständigen Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter zur Prüfung geschickt. Grundsätzlich sind aufgrund solcher Verdachtsmomente Reklamationen schwierig. Nur bei einem offensichtlichen Mangel gibt es vom Hersteller Geld zurück.

Das Europäische Verbraucherzentrum bietet auf seiner Internetseite, www. ec.europa.eu, unter dem Suchwort Rapex einen Überblick über bedenkliche Produkte – auch über Spielzeug.