Der mutmaßliche Tximörder von Hagnau möchte sich vor Gericht nur vermummt zeigen. Foto: dapd

Anklage plädiert für eine lebenslange Strafe für den mutmaßlichen Taximörder von Hagnau.

Konstanz - Im Konstanzer Taximordprozess hat der Angeklagte überraschend sein Schweigen gebrochen und ein Geständnis abgelegt. In seinem Schlusswort schilderte er auf Russisch die ihm vorgeworfenen Taten mit zum Teil grausigen Details und sagte mehrfach, dass es ihm leidtue.

Zuvor hatte Oberstaatsanwalt Peter Muthmann vor dem Landgericht für den 28-Jährigen eine lebenslange Freiheitsstrafe und die Einweisung des Angeklagten in die Psychiatrie gefordert. Außerdem solle die besondere Schwere der Schuld festgestellt werden.

Verminderte Schuldfähigkeit?

Eine erhebliche Verminderung der Schuldfähigkeit sei durch die im psychiatrischen Gutachten aufgeführten schweren psychischen Störungen gegeben, betonte Muthmann am Dienstag. Die Unterbringung in der Psychiatrie sei unbegrenzt und dauere sehr lange, „mindestens so lange wie lebenslänglich“, betonte der Ankläger.

Die beiden Verteidiger sprachen sich in ihren Plädoyers ebenfalls für eine Einweisung in die Psychiatrie aus. Der schwer kranke Angeklagte lebe in einer „Welt voller kranker Sexualfantasien“ und sei nekrophil. „Die Beweislage ist erdrückend“, sagte Anwalt Klaus Frank. Es sei zwingend, dass dieser Mann therapiert werde. Der Ankläger hatte ebenfalls von abwegigen Sexualvorstellungen und Nekrophilie gesprochen. Unter Nekrophilie versteht man Geschlechtsverkehr mit Leichen sowie die Neigung dazu. Das Urteil soll an diesem Donnerstag verkündet werden.

Nekrophile Neigungen

Der in Russland geborene Mann mit deutschem Pass soll am 8. und 9. Juni 2010 in Singen und im Urlaubsort Hagnau am Bodensee eine Taxifahrerin mit Messerstichen schwerst verletzt und vergewaltigt und eine andere Taxifahrerin mit derselben Tatwaffe umgebracht haben.

Der 28-Jährige sagte in seinem von einer Dolmetscherin übersetzten Schlusswort, dass er die beiden Frauen habe umbringen wollen, um danach Sex mit ihnen haben zu können. DNA-Spuren am Messer und an den Opfern brachten die Ermittler auf die Spur zum Angeklagten. Die Taten hätten in der Region „für größte Unruhe und Angst gesorgt“, sagte der Staatsanwalt. Der mutmaßliche Täter machte unter anderem Hass auf seine Mutter, die er eigentlich habe umbringen wollen, für sein Verhalten verantwortlich.

Die beiden Anwälte der Nebenkläger sprachen sich für lebenslange Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung aus. Ihrer Ansicht nach ist der Angeklagte voll schuldfähig. Er lüge und manipuliere, um nicht ins Gefängnis zu müssen. „Ein Serienmörder wurde gestoppt“, sagte die Anwältin des überlebenden Opfers, das sein Leben lang an den Rollstuhl gefesselt sein wird. „Er hätte immer weiter gemacht“.