Junge Graue Wölfe zeigen das Wolfszeichen. Foto: st

Die „Idealistenvereine“ sind streng nationalistisch. Dennoch wäre es zu einfach, sie mit dem deutschen Rechtsextremismus gleichzusetzen, meint StZ-Redakteur Eberhard Wein.

Göppingen - Es gab Zeiten, da wurde die AKP des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Deutschland hoffnungsfroh als eine Art türkischer CDU interpretiert, die es schaffe, Menschen mit konservativer und religiöser Verwurzelung für den demokratischen Staat zu gewinnen. Doch das ist vorbei, seit Erdogan daran ging, die Pressefreiheit einzuschränken, Regierungskritiker mundtot zu machen und den Krieg gegen die Kurden zu intensivieren.

Der Fall zeigt, wie schwierig es ist, das deutsche politische Maßband in anderen Ländern anzulegen. Das gilt auch für die MHP und die ihr verbundenen Grauen Wölfe. Zweifelsohne handelt es sich bei diesen „türkischen Idealisten“ um eine nationalistische Bewegung. Doch was bedeutet das im deutschen Kontext der hier seit vielen Jahren tätigen Idealistenvereine? Trifft der generelle Faschismusvorwurf zu? Oder sind sie schlicht ein Kulturangebot für Türken, die mit den klassischen Moscheevereinen wenig anfangen können?

Bei den Grauen Wölfen ist die Wahrheit wohl weder schwarz noch weiß. So ist das auch bei der Veranstaltung am Samstag in der Werfthalle. Natürlich werden dort beim Singen und Tanzen keine Kämpfer für ein Großtürkisches Reich rekrutiert. Doch welche Langzeitwirkung das nationalistische, teils chauvinistische Liedgut speziell bei jungen Besuchern entfaltet, ist schwer zu ergründen. Deshalb ist es richtig, wenn der Verfassungsschutz und die Öffentlichkeit genau hinschauen.