Spitzentanz für alle: das kostenlose Ballett im Park vor der Oper Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Ganz gleich, wie sich die Debatte um kostenlosen öffentlichen Nahverkehr entwickelt, geht in Stuttgart gratis einiges, bemerkt Lokalchef Jan Sellner.

Stuttgart - Was nichts kostet, ist nichts wert. Der Satz wird Albert Einstein zugeschrieben und ist eine nahe liegende, wenn auch keine hinreichende Antwort auf den Vorstoß der Bundesregierung aus dieser Woche, in fünf Modellstädten einen öffentlichen kostenlosen Nahverkehr zu erproben, um Autofahrer zum Umsteigen zu bewegen und so die Luftqualität zu verbessern. Stuttgart ist nicht dabei, was kein Schaden sein muss, weil es wenig sinnvoll erscheint, für etwas Modell zu stehen, was vermutlich wenig bringt, am Ende aber doch viel kostet. Denn egal, was man geschenkt bekommt, irgendjemand zahlt immer dafür – in dem Fall die Gesamtheit der Steuerzahler.

Bei allem Respekt vor Einstein: Der Schwabe – und nicht nur er – weiß Gratis-Angebote aber durchaus auch zu schätzen. Gerade in Stuttgart stößt man auf eine Menge öffentlicher und privater Gratis-Offerten. Einmalig ist zum Beispiel die Gratis-Kultur, die sich jeden Sommer mit dem Namen „Ballett im Park“ verbindet – Spitzentanz für alle Ballettfans, ob mit oder ohne Eintrittskarte in die Oper.

Freier Eintritt ins Landesmuseum

Hervorzuheben ist auch das Landesmuseum Württemberg. Während in Stadt und Land eine Debatte über die kostenlose Öffnung öffentlicher Sammlungen läuft, wirbt das Landesmuseum in diesem Jahr mit freiem Eintritt in seine Häuser: Das Alte Schloss, das Haus der Musik im Fruchtkasten am Schillerplatz und das Römische Lapidarium stehen Besuchern kostenlos offen. Ebenso das Museum der Alltagskultur in Waldenbuch. Ein Geschenk der Firma Würth – Ehre, wem in diesem Fall Ehre gebührt.

Wenn wir bei den Museen sind: Das Naturkundemuseum hat mittwochnachmittags kostenlos geöffnet – ein Überbleibsel des generellen freien Eintritts in Landesmuseen, der von 1957 bis 1995 galt. Zur Wochenmitte lohnt auch der dann immer kostenlose Besuch der Sammlung der Staatsgalerie. Ebenso am 1. Mai – anlässlich ihres 175-jährigen Bestehens. Besucher bis einschließlich 20 müssen nie Eintritt bezahlen. Kultur gratis bieten außerdem das Hegel-Haus und zum Teil das Haus der Geschichte (für Kinder und Schüler) und das Theodor-Heuss-Haus. Nicht zu vergessen die Bibliotheken und diverse Heimatmuseen.

Auch ein Lächeln kostet nichts

Stuttgart umsonst – da geht ganz schön viel: die Besichtigung des 56 Meter hohen Bahnhofsturms, der Zugang zum Dach der Stadtbibliothek und zum 42 Meter hohen Aussichtsturm auf dem Killesberg mit benachbartem (kostenlosen) Streichelzoo. Gratis sind das Haus des Waldes (bis zu zehn Personen), das WLAN auf dem Marktplatz und – mit Anmeldung – ganzjährig ein Besuch im Pressehaus. Ebenso der Jazz-Frühschoppen auf der Karlshöhe im Sommer, das Festival des Forums der Kulturen und, wie der Name sagt, das Umsonst-&-Draußen-Festival auf der Uniwiese am Pfaffenwald. Außerdem Dutzende Angebote für Kinder: Stutengarten, Kinder- und Jugendfestival, Ferienprogramm im Porsche-Museum . . .

Und dann gibt’s da noch etwas, das glücklicherweise nichts kostet, weder in Stuttgart noch anderswo: ein freundliches Wort und ein Lächeln. Worauf man im Rahmen der Gratis-Debatte auch mal wieder hinweisen darf.

jan.sellner@stzn.de