Freude bei Sabine Lisicki: Sie ist im Viertelfinale von Wimbledon. Foto: dpa

Nicht elegant, aber effektiv: Die Deutsche Sabine Lisicki spielt sich ins Viertelfinale von Wimbledon.

London - Die wunderbare Wimbledon-Reise von Sabine Lisicki geht weiter. Ohne zu glänzen, aber sehr souverän hat die Weltranglisten-62. am Montag durch das 7:6 (7:3), 6:1 über die Tschechin Petra Cetkovska ihren Siegeszug bei den 125. All England Championships fortgesetzt und zum zweiten Mal das Viertelfinale erreicht.

In der Runde der letzten Acht trifft Lisicki am Dienstag auf Marion Bartoli. Die Franzsöin besiegte die amerikanische Vorjahressiegerin Serena Williams mit 7:6 (7:3), 6:1.

Von Rang 62 in die Top 35 der Weltrangliste

Dank des Viertelfinal-Einzugs, der ihr 137.500 Pfund (154.727 Euro) garantiert, macht Lisicki in der Tennis-Weltrangliste einen riesigen Sprung nach vorn. Von Rang 62 wird sie unter die Top 35 vorstoßen - und für die Aufschlag-Gigantin ist noch mehr möglich.

Eine Stunde bevor die Amerikanerin Serena Williams und die Weltranglisten-Neunte Bartoli ihre Viertelfinal-Gegnerin ermittelten, betrat Lisicki bei brütender Hitze Court 12. Gegen die Weltranglisten-81. aus Tschechien war der 21-Jährigen zu Beginn die große Nervosität auf dem kleinen Nebenplatz anzumerken.

Lisicki holt Rückstand auf

Ihr Service, sonst der beste Schlag, ließ sie anfangs im Stich, die Power-Frau agierte ungewohnt passiv. Eine verschossene Rückhand, eine Vorhand ins Netz - schon lag Lisicki ein Break zurück. Es spricht aber für ihr neues Vertrauen in die eigene Stärke, dass sie den 2:4-Rückstand schnell wegsteckte und sich zurückkämpfte. Und im Tiebreak war Lisicki dann die klar bessere Spielerin. Nach einem leichten Vorhandfehler von Cetkovska war der erste Zitterakt beendet, mit einem lauten „Come on“ schritt Lisicki zur Bank.

Beflügelt von dem umkämpften Satzgewinn, legte die einstige Nummer 22 der Tennis-Welt anschließend den Turbo ein. Zwei frühe Breaks zum 1:0 und 3:0 brachten die Entscheidung, die schwache Cetkovska war demoralisiert. Nach 68 Minuten konnte Lisicki die Faust ballen und Küsschen ins Publikum verteilen - der neunte Rasen-Sieg in Serie war unter Dach und Fach.

Schon jetzt ist Lisicki die zweiterfolgreichste Spielerin der Wimbledon-Geschichte, die dank einer Wildcard ins Rennen ging. Vor drei Jahren zog die Chinesin Zheng Jie sensationell ins Halbfinale ein, dies scheint auch für Lisicki möglich. „Sie kann hier die Leute ein bisschen ärgern“ - diese Einschätzung ihrer Fed-Cup-Kollegin Andrea Petkovic will Lisicki auch im Viertelfinale bestätigen.

"Ich liebe Wimbledon, ich liebe Rasen"

2009 war Lisicki an der Church Road schon einmal überraschend in die Runde der letzten Acht gestürmt. Dort kam für sie gegen die damalige Weltranglisten-Erste Dinara Safina in drei Sätzen das Aus. „Es ist anders als vor zwei Jahren“, hatte Lisicki vor dem Match gegen Cetkovska gesagt. War sie 2009 noch eine unbedarfte 19-Jährige, so reiste Lisicki in diesem Jahr nach dem Turniersieg von Birmingham mit der Gewissheit an, auf Gras alle schlagen zu können. „Ich liebe Wimbledon, ich liebe Rasen“, lautet ihr simples Erfolgsgeheimnis.

Während Lisicki bereits im Viertelfinale steht, zog Philipp Petzschner am Montag erst in Runde zwei ein. Der Bayreuther hatte eine geschlagene Woche warten müssen, ehe der Titelverteidiger im Doppel gemeinsam mit Partner Jürgen Melzer (Österreich) seine Erstrundenpartie gegen das US-Duo Ryan Harrison/Travis Rettenmaier mit 6:7 (4:7), 7:6 (7:1), 6:4 gewinnen konnte.