Lewis Hamilton fuhr beim Großen Preis von Brasilien in São Paulo einen hart umkämpften Zittersieg vor Mexiko-Sieger Max Verstappen im Red Bull und Kimi Räikkönen im Ferrari ein. Foto: Getty Images South America

Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton hat den Grand Prix von Brasilien gewonnen und Mercedes damit zum fünften Mal in Serie die Konstrukteurs-WM gesichert.

São Paulo - Für Sebastian Vettel hat sich im Ferrari auch die letzte Hoffnung auf den Trostpreis in diesem Jahr zerstört. Rivale Lewis Hamilton feierte zwei Wochen nach seinem fünften Fahrertitel in der Formel 1 mit Mercedes auch den fünften Triumph in der Konstrukteurswertung für die Silberpfeile.

Der 33 Jahre alte Brite fuhr am Sonntag beim mitreißenden Großen Preis von Brasilien in São Paulo einen hart umkämpften Zittersieg vor Mexiko-Sieger Max Verstappen im Red Bull und Kimi Räikkönen im Ferrari ein. Vierter wurde beim Reifen- und Überhol-Krimi im zweiten Red Bull Daniel Ricciardo, gefolgt von Valtteri Bottas im zweiten Mercedes. Erst danach folgte Vettel. Der 31 Jahre alte Heppenheimer kam nicht über den sechsten Platz hinaus.

Schlechter konnte es kaum beginnen für Vettel

Auf der Fahrt zum Team-Titel im vorletzten Saisonrennen bewies das Silberpfeil-Duo zunächst mal seine Klasse. Hamiltons nobler Helfer Bottas schob sich auf den gerade mal 340 Bergauf-Metern bis zum Linksknick mit Gefälle an Vettel vorbei. Davor verteidigte Hamilton die 100. Pole für Mercedes in der Motorsport-Königsklasse souverän.

Schlechter konnte es kaum beginnen für Vettel und Ferrari auf der ohnehin äußerst schwierigen Mission, Mercedes vom erneuten Konstrukteurs-Triumph abzuhalten. Wenn da nicht auch noch Verstappen gewesen wäre. Vettel kämpfte mehr mit seinem Wagen, musste Räikkönen passieren lassen, danach auch noch den niederländischen Red-Bull-Piloten.

Ferraris vermeintlicher Gummi-Trumpf war schon nach wenigen der insgesamt 71 Runden verspielt. Vettel und Räikkönen hatten sich im entscheidenden Abschnitt der Qualifikation für die haltbareren Soft-Reifen entschieden. Hamilton und Bottas starteten auf den weicheren Supersoft-Mischungen. Bedeutete: Schnellerer Verschleiß, früherer Boxenstopp. Hinzu kam, dass die Asphalt-Temperaturen am Sonntag höher waren als bei den Runden an den Tagen zuvor.

In Runde zehn schnappte sich Verstappen auch noch Bottas

Dem Red Bull machte das offensichtlich weniger zu schaffen als dem Silberpfeil. In Runde zehn schnappte sich Verstappen auch noch Bottas und machte sich auf die Verfolgung von Hamilton. Dahinter hielt dessen Bottas seinen finnischen Landsmann Räikkönen ebenso auf die Vettel. Die große Frage: Wann mussten Hamilton und Bottas in die Box und die Reifen wechseln?

Zunächst deutete überraschenderweise Ferrari einen Stopp an, tatsächlich ließen aber erst Bottas in 2,4 Sekunden und dann Hamilton in 2,6 Sekunden die vier Räder an ihren Autos wechseln. Beide bekamen Medium-Mischung. Würden sie das Rennen damit bis zum Ende durchfahren können?

Gut würden sie sich nicht anfühlen, monierte Hamilton schon nach kurzer Zeit und befürchtete, im Duell um den Sieg mit Verstappen zu früh die Reifen gewechselt zu haben. Fast zehn Runden nach dem Silber-Duo steuerte Vettel erst seine Rote Göttin an die Box und ließ ebenfalls die Medium-Gummis aufziehen - in sagenhaften 1,9 Sekunden.

Zum top-Kandidaten avancierte Verstappen

Doch Vettel würde mit dem Sieg nichts zu tun haben, das war klar. Zum top-Kandidaten avancierte Verstappen, der nach seinem Reifenwechsel die Führung von Hamilton in der 39. Runde zurückeroberte. Kurz zuvor hatte der Mercedes-Mann einen Leistungsabfall beklagt und Regen herbeigefleht.

Regen war es nicht, der ihn wieder nach vorn spülte, sondern eine Kollision von Verstappen mit Esteban Ocon im Racing Point Force India in der 44. Runde. „Was für ein verdammter Idiot“, fluchte Verstappen. Ocon bekam für das völlig unnötige Manöver eine Zehn-Sekunden-Strafe. Verstappen war nun erst recht auf Touren. Während Vettel zum zweiten Mal die Reifen wechseln ließ, jagte der 21-Jährige den führenden Hamilton. Vergeblich, erstmals gewann der Brite ein Rennen nach einem vorzeitigen WM-Triumph. Es war der 72. in seiner Karriere.