Beyoncé mit ihrem Grammy Nr. 32 Foto: AFP/Valerie Macon

Beyoncé schreibt Musikgeschichte, alle lieben Harry Styles, eine Deutsche beschert der Show einen Gänsehautmoment, und auch die SWR Big Band gewinnt. Der Musikpreis Grammy ist in der Nacht von Sonntag auf Montag in Los Angels vergeben worden.

Als Kim Petras mit Sam Smith auf die Bühne kommt, um für den Clubtrack „Unholy“ einen Grammy für die beste Duo-Performance in Empfang zu nehmen, geht es zwar nicht um dem wichtigsten Preis des Abends. Doch obwohl sich Taylor Swift, Jennifer Lopez, Lizzo und Harry Styles im Publikum tummeln, wird Petras, die 1992 in Köln geboren wurde, eine Zeit lang zum heimlichen Star der Show: „Sam hat mich gebeten, den Preis entgegenzunehmen, weil ich die erste Transgender-Künstlerin bin, die diesen Preis gewinnt“, sagt die Sängerin und Songwriterin, die inzwischen in Los Angeles lebt. Atemlos erzählt sie im Schnelldurchlauf die Geschichte ihres Lebens, davon wie sie „irgendwo im Nirgendwo in Deutschland in der Nähe einer Autobahn“ aufgewachsen ist, und sie dankt ihrer Mutter, „die immer daran geglaubt hat, dass ich ein Mädchen bin“.

Beyoncé als Königin ohne Königreich

Solche Momente lieben die Macher der Grammy-Awards-Show, die in der Nacht von Sonntag auf Montag in der Crypto.com Arena in Los Angeles zum 65. Mal stattfindet. Und solche Momente sind es, die dem US-Superstar Beyoncé die Show stehlen. Und dass obwohl die 41-Jährige an diesem Abend eigentlich Musikgeschichte schreibt: Während der Gala wird Beyoncé erst in der Kategorie „Bester R&B Song“ für „Cuff It“ ausgezeichnet – und zieht damit mit dem Dirigenten Georg Solti gleich, der es auf insgesamt 31 Auszeichnungen gebracht hat. Wenig später wird Beyoncé zur alleinigen Rekordhalterin als sie mit der Platte „Renaissance“ auch noch die Kategorie „Bestes Dance-/Electronic-Album“ gewinnt und damit mit 32 Grammys mehr Auszeichnungen gewonnen hat als jeder andere Künstler in der Geschichte des Musikpreises.

Hauptpreise gehen an Lizzo, Bonnie Raitt und Harry Styles

Und trotzdem wird der Abend nicht die große Beyoncé-Show. Das liegt zum einen daran, dass sie keinen der Hauptpreise gewinnt: Lizzos „About Damn Time“ wird zur besten Single des Jahres gekürt. Bonnie Raitt bekommt für „Just Like That“ den Preis für den besten Song des Jahres. Und Harry Styles darf einen Grammy für „Harry’s House“ für das beste Album des Jahres mit nach Hause nehmen. Beyoncé muss sich mit Preisen in den R&B- und Dance-Unterkategorien begnügen. Noch mehr sabotiert sich Queen B allerdings selbst dadurch, dass sie mit einer Stunde Verspätung zu der Gala erscheint und damit deutlich macht, wie wichtig sie sich selbst und wie wenig wichtig sie diese Show nimmt zu der es alle anderen – von Adele bis The Rock, von Jennifer Lopez bis Stevie Wonder, von Kendrick Lamar bis Bonnie Raitt – pünktlich geschafft haben.

Lauter Grammy-Queens

Nein, da eignet sich die Transgender-Frau Kim Petras schon weitaus besser als die Grammy-Queen. Aber es gibt noch weitere Kandidatinnen: Etwa die Britin Adele, die für ihren Song „Easy on Me“ in der Kategorie „Beste Solo-Performance“ ausgezeichnet wird und verrät, dass der Song unter der Dusche entstanden sei; die 73-jährige Blueslegende Bonnie Raitt, die gar nicht fassen kann, dass sie sich mit „Just Like That“ gegen Lizzo, Adele, Harry Styles, Taylor Swift, Kendrick Lamar und eben Beyoncé durchsetzen konnte; oder die Singer/Songwriterin Brandi Carlile, die bevor, sie den Rocksong „Broken Horses“ spielt von ihrer Ehefrau und ihren beiden Kindern angekündigt wird. Aber auch der Brite Harry Styles gibt eine wunderbare Königin der Nacht ab, weil er mit der Interpretation seines A-ha-Gedächtnis-Tracks „As It Was“ der Show eine große Leichtigkeit beschert und es sowieso mit Geschlechterrollen nicht so genau nimmt.

Und dann gab es da noch den Kurzauftritt von Madonna, die vom südafrikanischen Comedian Trevor Noah, der die Grammy-Gala moderiert, als die „am längsten regierende Königin der Welt“ bezeichnet wird. Nach vier Jahrzehnten im Showgeschäft wisse sie, sagt sie in ihrer kurzen Ansprache, dass es immer ein gutes Zeichen sei, wenn man als schockierend, provokativ oder gar gefährlich bezeichnet werde.

Jill Biden ehrt iranischen Sänger

Und bevor Madonna zur Showeinlage von Kim Petras und Sam Smith überleitet, die in teuflischem Rot ihren frivolen Hit „Unholy“ präsentieren, ruft sie Rebellen überall auf der Welt auf, durchzuhalten. Rebellen wie zum Beispiel den iranischen Sänger Shervin Hajipour, dessen Song „Baraye“ zur Protesthymne der Mahsa-Amini-Proteste geworden ist. Amerikas First Lady, Jill Biden, ehrt Hajipour bei der Grammy-Nacht deshalb mit einem neuen Preis: als „Besten Song für sozialen Wandel“.

Nicht alle 91. Grammys werden aber während der Show vergeben. Bereits am Nachmittag war die SWR Big Band in der Kategorie „Bestes Arrangement (Instrumental oder A Cappella)“ für das Stück „Scrapple from the Apple“ ausgezeichnet worden, das sich auf dem Album „Bird Lives“ befindet und von John Beasley arrangiert wurde.

Die wichtigsten Grammy-Gewinner im Überblick

Single des Jahres
„About Damn Time“ von Lizzo

Album des Jahres
„Harry’s House“ von Harry Styles

Song des Jahres
„Just Like That“ von Bonnie Raitt

Bester neuer Künstler
Samara Joy

Beste Pop-Solodarbietung
„Easy on Me“ von Adele

Beste Popdarbietung eines Duos
„Unholy“ von Sam Smith & Kim Petras

Bestes Dance-/Electronic-Album
„Renaissance“ von Beyoncé

Bestes Gesangsalbum – Traditioneller Pop
„Higher“ von Michael Bublé

Bestes Rock-Album
„Patient Number 9“ von Ozzy Osbourne

Bestes Alternative-Album
„Wet Leg“ von Wet Leg

Bestes Rap-Album
„Mr. Morale & the Big Steppers“ von Kendrick Lamar

Bestes Countryalbum
„A Beautiful Time“ von Willie Nelson