Grabungen am Wasserturm: wo der Bagger bereits durchgekommen ist, beginnt der Diplom-Geologe Peter Burkhardt mit seiner Spurensuche. Foto: factum/Bach

Die Ludwigsburger möchten am Römerhügel eine Kleingartenkolonie ansiedeln. Ob daraus etwas wird, ist fraglich. Denkmalschützer haben angefangen, dort nach Keltenschätzen zu graben.

Ludwigsburg - Die Stadt Ludwigsburg möchte im Gebiet am Römerhügel Wohnungen bauen und dicht daneben eine Kleingartenkolonie ansiedeln. Dass dort Häuser gebaut werden, gilt als wahrscheinlich, aber ob die Schrebergärtner von der Fromannkaserne dorthin umziehen werden, ist fraglich. Zum einen wehren sich die Laubenpieper dagegen, zum anderen hoffen Denkmalschützer, auf archäologische Funde zu stoßen. Es sei nicht unwahrscheinlich, dass im Umfeld des keltischen Fürstengrabs weitere Spuren einer frühen Besiedlung gefunden werden, meint Christian Bollacher vom Landesdenkmalamt. Sofern die Suche erfolgreich verläuft, wird das Projekt Römerhügel richtig teuer.

Gleichmäßiges Grabungsraster

Seit der vergangenen Woche sind zwei Grabungstechniker dabei, den Boden rund um das vor 150 Jahren entdeckte Fürstengrab abzutragen. Streifen für Streifen und so behutsam wie möglich. Das Areal sei zwar schon mit Detektoren und Scans abgesucht worden, doch deren Reaktionen seien nicht zu 100 Prozent zuverlässig, sagt der Archäologe und Keltenexperte Bollacher. Also müsse geklärt werden, ob sich noch historische Geräte, Schmuckstücke oder Waffen im Gelände befinden.

„Das könnten auch Gegenstände aus dem Mittelalter sein“, sagt der Diplom-Geologe Peter Burkhardt, der nach Fundstücken forscht. Bereits am ersten Tag wurde eine Tonscherbe ausgebuddelt. Ob sie von wissenschaftlichem Wert ist, kann erst eine Untersuchung im Labor klären. Grabungstechniker – unterstützt von einem Baggerfahrer – machen sogenannte Suchschnitte: Im Abstand von acht bis zehn Metern werden bis zu 40 Zentimeter tiefe Gräben in die Wiese beim Wasserturm gezogen. Das Raster muss exakt sein, die Furchen gleichmäßig. Nur so sei gewährleistet, dass nichts übersehen werde, sagt Bollacher. Die Archäologen hätten ausreichend Erfahrung, um zu wissen, wo und wie tief gegraben werden muss, um in diesem Lössboden auf mögliche Schätze zu stoßen.

Bergung – oder keine Kleingärten

Die Grabungstechniker haben etwa vier bis fünf Wochen Zeit, um die Lage am Wasserturm zu sondieren. Werden wertvolle Stücke gefunden, bekommt das Team sofort Verstärkung. Bollacher macht klar: „Wenn wir etwas finden, kann auch keine Kleingartensiedlung darüber geduldet werden.“ Den auch das bedeute aus archäologischer Sicht „eine tiefgreifende Zerstörung der Anlage“. Für diesen Fall gebe es nur zwei Optionen: Die Fundstücke werden geborgen, dann könnten auch die Schrebergärtner kommen. Allerdings müsste in diesem Fall die Stadt Ludwigsburg die Kosten für die Bergung tragen. Andernfalls müssen die historischen Gegenstände bleiben wo sie sind. Doch dann darf dort auch über der Erde nichts geschehen. Das Gelände müsste zum Denkmal erklärt werden, ähnlich wie das Fürstengrab nebenan, sagt Bollacher.

Das Keltengrab am Römerhügel wurde 1877 entdeckt und gilt als eines der bedeutendsten im süddeutschen Raum. Archäologen gehen davon aus, dass in der 2500 Jahre alten Ruhestätte ein Fürst bestattet worden ist. Er könnte sein Reich vom nahen Hohenasperg aus regiert haben. Funde aus dem Grab – Waffen, Pferdegeschirr und Schmuck – werden im Landesmuseum Stuttgart aufbewahrt. Im Frühjahr soll ein Teil davon in einer Ausstellung dort gezeigt werden. Bei Messungen haben die Archäologen festgestellt, dass sich am Römerhügel wohl noch ein zweites Grab befindet. Was die Experten der Landesdenkmalpflege dabei am meisten begeistert: der den Kelten heilige Ort scheint unberührt, offenbar ist er Grabräubern entgangen. Die Archäologen wollen dieses Grab nicht öffnen: Es soll so der Nachwelt erhalten bleiben.