Bahn oder Stadtbahn? Die Gleise bis nach Markgröningen sind vorhanden, aber zugewuchert. Foto: factum//Simon Granville

Bei seinem umstrittenen Auftritt im Kreistag habe d er Bürgermeister in ihrem Sinne gehandelt, erklären CDU, FW, SPD und FDP. Oberbürgermeister Matthias Knecht rügt die Grünen, die indes weiter dagegen halten: Wichtig sei, was die Mehrheit der Bürger wolle.

Ludwigsburg - Bürgermeister Michael Ilk sei eine Marionette von Werner Spec. In dieser Rolle versuche er im Sinne des Ludwigsburger Ex-Oberbürgermeisters im zuständigen Kreistag die weitere Planung für einen Stadtbahnausbau bis zum westlichen Landkreis zu hintertreiben. So die Vorwürfe der Grünen, mit denen der alte Streit um den Bau einer Stadtbahn in Ludwigsburg erneut aufgeflammt ist. Jetzt haben sich die übrigen Fraktionen im Ludwigsburger Gemeinderat in einer gemeinsamen Erklärung von den Grünen distanziert – und Ilk demonstrativ den Rücken gestärkt.

Stein des Anstoßes ist ein Antrag, den Michael Ilk in seiner Funktion als Freie-Wähler-Kreisrat mitgetragen hat: Darin wird gefordert, dass die Kreisbehörde mit der Bahn über einen Betrieb der stillgelegten Gleise von Ludwigsburg über Möglingen nach Markgröningen verhandele.

Votum des Gemeinderats missachtet?

Die Ludwigsburger Grünen sehen darin „eine Konfrontationsstrategie“, womit Beschlüsse zur Verlängerung der Stadtbahn von Remseck bis Markgröningen ausgehebelt werden sollen. Ilk missachte damit das Votum des Ludwigsburger Gemeinderats und verstoße gegen seinen Auftrag als Mobilitätsbürgermeister, meint Grünen-Stadtrat Michael Vierling.

Während die Grünen fordern, Oberbürgermeister Matthias Knecht (parteilos) möchte den widerspenstigen Bürgermeister an die Kandare nehmen, ergreifen die CDU, FW, SPD und FDP Partei für den Mobilitätsbürgermeister: „Ilk hat genau die Meinung vertreten, die wir im Mobilitätsausschuss vertreten haben“, sagt Klaus Herrmann, der die gemeinsame Erklärung mitunterzeichnet hat. Dass die Grünen ihm nun vorwerfen, er vertrete nicht die Meinung der Mehrheit, sei ein Unding.

„Unnötiges Sperrfeuer“

Der Versuch, wenigstens in einem Teilstück möglichst schnell einen Zug auf die Gleise zu bringen, stehe nicht im Widerspruch zur Stadtbahnstrategie. „Die Gleise zwischen Ludwigsburg und Markgröningen sind ja da, die müssen nur ertüchtigt werden“, sagt Herrmann. Bei der Stadtbahn hingegen sei noch nicht einmal klar, wie die Trassen durch Ludwigsburg verlaufen sollen. „Wirklich sinnvoll können wir darüber aber erst reden, wenn die Kosten bekannt sind“, sagt Herrmann.

Christine Knoß (Grüne) spricht dagegen von einem „unnötigen Sperrfeuer“: „Jetzt sind wir endlich so weit, dass wir einen Zweckverband gründen, dann werden wieder Zweifel gesät.“ Im Wortlaut der gemeinsamen Erklärung schimmere die bekannte Haltung von CDU, Freien Wählern und FDP durch, meint Knoß: „Wir wissen ja, dass die eigentlich die Niederflurbahn durch Ludwigsburg verhindern wollen.“ Darum hätten die Ratskollegen auch immer wieder Bedenken gestreut. „Warum die SPD da mitmacht, weiß ich nicht.“

Was wollen die Wähler?

„Es freut mich sehr, dass sich CDU, FW, SPD und FDP gemeinschaftlich geäußert haben“, sagt Ilk. „Ich wünsche mir auch von der größten Fraktion eine Rückkehr zur sachorientierten Arbeit.“ Die Grünen stünden für das, was die Mehrheit der Bevölkerung möchte, meint Knoß. „Das zeigt das Wahlergebnis. Wir haben deutlich gewonnen und der Stadtbahnkritiker OB Spec wurde abgewählt.“ Die Grünenpolitikerin befürchtet, dass Ilks Vorstoß erneut einen Keil zwischen Stadt und Landkreis getrieben habe.

„Die Arbeit der Grünen-Fraktion im Gemeinderat schätze ich sehr“, sagt OB Matthias Knecht. „Aber die Kritik an Bürgermeister Michael Ilk war im Ton unangemessen. Wir brauchen zu den gemeinsamen Planungen eine breite Zustimmung ohne Ideologie und Grabenkämpfe.“