In „La Liste“ der beste deutsche Koch, im Gerolsteiner Ranking nicht: Torsten Michel Foto: Traube Tonbach

Es fällt immer schwerer, den Urteilen zu glauben, aus denen dann Bestenlisten entstehen. Denn wie getestet wird, ist häufig fraglich, meint Autor Matthias Ring.

Stuttgart - Diese Zahl muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: 550 Gastronomieführer werden analysiert, um mit einem Algorithmus „La Liste“ zu erstellen, den „Guide der Guides“, der im Dezember in Paris präsentiert wurde. Unter den 1000 weltbesten Restaurants teilt sich die Schwarzwaldstube nun mit Torsten Michel ohne Harald Wohlfahrt als Küchenchef als bestes deutsches den fünften Platz mit neun weiteren Restaurants. In der deutschen Gerolsteiner-Bestenliste ist aber das Aqua in Wolfsburg an der Spitze, auf restaurant-ranglisten.de hingegen teilen sich Victor’s Fine Dining und das Gästehaus Erfort im Saarland den ersten Platz.

Gourmetkritk ist ein kostspieliges Geschäft

Man sollte eben keiner Statistik glauben, die man nicht selbst gefälscht hat. Beziehungsweise: Wie seriös getestet wird, um ein wirklich aktuelles Bild widerzuspiegeln, ist bei vielen Führern fraglich. Spitzengastronomie ist nun mal nicht nur für die Gäste, sondern auch für die Verlage kostspielig, die auf unterschiedlichen Wegen zu ihren Erkenntnissen kommen. So fließen in „La Liste“ zudem Wertungen aus Portalen wie Tripadvisor ein, in denen jeder Hobbyexperte seinem Ärger Luft machen kann. Auch die Meinung von Bloggern zählt, was noch problematischer ist. Sie sind häufig von den Gastronomen eingeladen, wenn nicht sogar gekauft – und finden dann alles voll lecker. Danke für die Info!

Die Kritik steckt in der Krise, der Markt muss sich bereinigen. Essen kann jeder. Dies aber unabhängig – auch von persönlichen Vorlieben – bewerten zu können, ist eine andere Sache, eine Vertrauenssache.