Schwedens Königin Silvia auf dem Semperopernball in Dresden. Foto: dpa

Udo Jürgens hat den Semperopernball in Dresden gerockt. Doch wer schwofen wollte, musste einen langen Atem haben. Nicht nur Königin Silvia von Schweden hat eine Auszeichnung erhalten.

Udo Jürgens hat den Semperopernball in Dresden gerockt. Doch wer schwofen wollte, musste einen langen Atem haben. Nicht nur Königin Silvia von Schweden hat eine Auszeichnung erhalten.

Dresden - Schöne Stimmen, Stars und eine Königin haben den Dresdner Semperopernball mottogetreu glitzern lassen. Doch der Showact des Abends kam um Mitternacht: Udo Jürgens, Schlagersänger, Komponist, Entertainer und 79 Jahre alt, rockte das Opernhaus. Von Müdigkeit keine Spur, legte er ein Mitternachtskonzert hin, das nicht nur die mehr als 2300 Gäste in der Oper mitriss.

Auch die geschätzt mehr als 12.000 Ball-Fans auf dem Theaterplatz vor dem weltberühmten Semperbau gingen und sangen kräftig mit - der Auftakt für ein rauschendes Fest bis in den frühen Samstagmorgen.

Begonnen hatte der Abend mit der Auszeichnung der Ehrengäste. Den St-Georgs-Orden des Ballvereins erhielten in diesem Jahr Schwedens Königin Silvia, die französische Leinwandikone Catherine Deneuve, EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, Thomas Gottschalk, Udo Jürgens und das Dresdner Publikum. Hessens ehemaliger Ministerpräsident Roland Koch würdigte Silvia von Schweden für ihren Einsatz für demenzkranke Menschen und missbrauchte Kinder. „St. Georg, der gegen den Drachen, das Böse, kämpft, ist schon immer mein Leitbild gewesen“, bedankte sich die Königin, die für den Ball ein lachsfarbenes Kleid mit floralen Ornamenten gewählt hatte.

Doch dann war sie fast weg, die ausgelassene Stimmung, als die 70-jährige Monarchin deutscher Herkunft die Ballgäste mit der erschütternden Zahl von fast zwei Millionen Kindern konfrontierte, die laut UN-Kinderhilfswerk Unicef allein im vergangenen Jahr weltweit sexuell ausgebeutet wurden. Im Kampf gegen das Böse müssen man zusammenstehen, forderte sie.

Gottschalk bedankt sich mit Seitenhieb an Schwarzer

Deneuve (70), Grande Dame des französischen Kinos, wurde von ihrem deutschen Kollegen Axel Milberg neben ihrer schauspielerischen Leistung auch für ihr politisches Engagement etwa für Amnesty International gelobt. Weniger schwere Kost gab es von TV-Koch und Laudator Horst Lichter, der den 63 Jahre alten Gottschalk das Filetstück des deutschen Fernsehens nannte - mit Barbecuesoße. „Immer ein bisschen zu scharf, aber lecker.“

Gottschalk bedankte sich nicht ganz artig mit einem Seitenhieb auf Alice Schwarzer und meldete sich gleich noch zu höheren Weihen an: „Wenn ich in allen Bereichen so sauber wäre wie im steuerlichen, dann wäre ich eigentlich ein Kandidat für die Heiligsprechung.“

Als bestes Publikum der Welt wurden die Dresdner ausgezeichnet. „Sie haben Wunderbares, Einzigartiges vollbracht“, lobte Oberbürgermeisterin Helma Orosz die vielen Tausend, die bei vergleichsweise milden Temperaturen um sechs Grad wieder auf den Theaterplatz gekommen waren. „Nirgends in einer der großen Ballstädte der Welt gibt es einen solchen Open-Air-Ball.“ Geehrt fühlen durften sich auch Frank und Susan Schulze aus Freital bei Dresden, die mit einer Flasche Sekt auf den Platz gekommen waren. Ein Ticket für den Ball selbst sei nicht gerade ihre Preisklasse, räumte der 38-Jährige Familienvater ein - die billigsten Karten waren für gut 230 Euro zu haben.

Erst gut eine halbe Stunde vor Mitternacht durften die Ballgäste drinnen dann endlich aufs Parkett, nach der Eröffnung durch Ministerpräsident Stanislaw Tillich und seine Frau Veronika. „Tillich is a great dancer“, hatte Barroso bereits zuvor gewarnt. Der Regierungschef würdigte den Gast aus Brüssel als großen Europäer. Die Debütantinnen waren in diesem Jahr in opulente blau-graue Roben gehüllt, mit viel Tüll und Glitzerelementen. Durch den etwa 1,7 Millionen Euro teuren Abend führten die Moderatoren Collien Ulmen-Fernandes und Gunther Emmerlich.

Für den guten Ton sorgten unter anderem die Sächsische Staatskapelle Dresden unter Leitung des chinesischen Dirigenten Muhai Tang, die bulgarische Sopranistin Sonya Yoncheva und der russische Startenor Vladimir Galouzine.